Liebe Frau Gastinger,
die Stimme der Vernunft, für die Sie dankenswerterweise eine Lanze brechen, findet leider immer weniger Gehör. Dabei
sollte eigentlich gerade unsere Berufsgruppe allergisch auf jegliche ideologische Vereinnahmung der Sprache reagieren, doch im
Gegenteil: VDB, dbv und etliche andere bibliothekarische Institutionen und Einzelpersonen propagieren schon seit längerem
Genderstern & Co. mit einem solch missionarischen Eifer, daß man meinen könnte, sie seien nach jahrzehntelanger
Abstinenz froh, sich endlich wieder einmal der Volkserziehung widmen zu können. Daß dies ungefähr soviel mit
Gleichberechtigung zu tun hat wie das Tragen von Aluhüten mit dem gesunden Menschenverstand, macht die Sache dann leider
auch nicht besser.
Viele Grüße
Stefan Knoch
Dr. Stefan Knoch
Stellvertreter der Bibliotheksdirektorin
Staatsbibliothek Bamberg
Neue Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg
Telefon: 0951 / 95503-114
Almuth Gastinger via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx> 28.06.2021 16:06 >>>
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Als Deutsche, die seit 24 Jahren im Ausland lebt und deren täglicher Sprachgebrauch (norwegisch und
englisch) keine Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Form macht, ist diese Diskussion nicht
einfach so nachzuvollziehen. Ich verstehe natürlich, dass man in Deutschland eben oft nicht an Frauen
UND Männer denkt (und was ist mit den anderen Geschlechtern?), wenn man die eine Form benutzt,
während für mich immer beide oder alle Geschlechter gemeint sind.
Allerdings ist das, was jetzt passiert, für mich übertrieben. Ich muss zugeben, dass ich das
Gender-Sternchen oder was auch immer furchtbar finde. Am schlimmsten aber finde ich die mündliche Form mit
der kurzen Pause. Für mich ist das dann verhunzte deutsche Sprache. Tut mir wirklich leid, wenn ich jetzt
einige vor den Kopf stoße, aber ich wollte diese Perspektive von außen beisteuern. Und ich frage mich
eben immer wieder, ob denn die Benutzung dieser Formen wirklich ein Umdenken in der Bevölkerung bewirkt?
Aber was ich vor allem sagen wollte: bitte nicht Bibliothekarinnentag! Warum
denn nicht ganz einfach Bibliothekstag? Es geht doch um Bibliotheken (und
Informationseinrichtungen), in denen sowohl Bibliothekarinnen, Bibliothekare,
und viele andere Berufe arbeiten. Im Englischen sagt man doch auch Library
Congress oder Library Conference.
Viele Grüße aus Trondheim,
Almuth Gastinger