Liebe Kolleginnen und Kollegen
Als Deutsche, die seit 24 Jahren im Ausland lebt und deren täglicher
Sprachgebrauch (norwegisch und englisch) keine Unterscheidung zwischen
männlicher und weiblicher Form macht, ist diese Diskussion nicht einfach so
nachzuvollziehen. Ich verstehe natürlich, dass man in Deutschland eben oft
nicht an Frauen UND Männer denkt (und was ist mit den anderen
Geschlechtern?), wenn man die eine Form benutzt, während für mich immer beide
oder alle Geschlechter gemeint sind.
Allerdings ist das, was jetzt passiert, für mich übertrieben. Ich muss
zugeben, dass ich das Gender-Sternchen oder was auch immer furchtbar finde.
Am schlimmsten aber finde ich die mündliche Form mit der kurzen Pause. Für
mich ist das dann verhunzte deutsche Sprache. Tut mir wirklich leid, wenn ich
jetzt einige vor den Kopf stoße, aber ich wollte diese Perspektive von außen
beisteuern. Und ich frage mich eben immer wieder, ob denn die Benutzung
dieser Formen wirklich ein Umdenken in der Bevölkerung bewirkt?
Aber was ich vor allem sagen wollte: bitte nicht Bibliothekarinnentag! Warum
denn nicht ganz einfach Bibliothekstag? Es geht doch um Bibliotheken (und
Informationseinrichtungen), in denen sowohl Bibliothekarinnen, Bibliothekare,
und viele andere Berufe arbeiten. Im Englischen sagt man doch auch Library
Congress oder Library Conference.
Viele Grüße aus Trondheim,
Almuth Gastinger
-----Original Message-----
From: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> On Behalf Of Armin Stephan
via InetBib
Sent: Monday, June 28, 2021 3:49 PM
To: INETBIB <INETBIB@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
Liebe Frau Sachse,
ich stimme Ihnen zu: Es geht nicht darum, einer Mehrheit gerecht zu werden.
Es geht darum, eine "ungerechtfertigte sprachliche Einseitigkeit" zu
beenden, weil Worte immer mehr sind als ein abstrakter neutraler
Zeichencode. Sie machen unser Denken und unsere Vorstellungswelt
sichtbar. Sie sind also ganz schön verräterisch, diese Dinger ... ;-)
Ich oute mich jetzt mal ein wenig: Vor die Wahl gestellt zwischen
"Bibliothekartag" und "Bibliothekarinnentag" würde ich mich
inzwischen für die weibliche Form entscheiden, weil ich es nur fair
fände, wenn nach hundert Jahren maskuliner Benennung jetzt mal
hundert Jahre die feminine Benennung verwendet würde.
Am 28.06.2021 um 10:45 schrieb Jacqueline Sachse via InetBib:
Lieber Herr Stephan, liebe Frau Wirsing,
wie Herr Stephan begrüße ich die Petition und das Anliegen einer
gendergerechten Sprache. Hierfür sind die Geschlechterverhältnisse
unter den Beschäftigten meiner Meinung nach aber irrelevant. Nach
der Logik würde am Ende noch das Argument aufgebracht, es solle
eigentlich Bibliothekarinnentag heißen. Es geht aber nicht primär
darum, einer Mehrheit gerecht zu werden oder die "Wirklichkeit"
abzubilden, sondern allen Menschen - auch potentiell oder zukünftig
Zugehörigen - offen zu sein und sprachlich niemanden von vornherein
auszuschließen.
Beste Grüße
Jacqueline Sachse
Am 28.06.2021 um 10:04 schrieb Wirsing, Eva via InetBib:
Lieber Herr Stephan,
auch bei den FaMIs ist der Frauenanteil sehr hoch. 90 Prozent
könnte durchaus auch im mittleren Dienst stimmen. Wir hatten damals
nur 5 Jungs in der Berufsschulklasse.
Viele Grüße
Eva Wirsing
Eva Wirsing
Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste / Fachrichtung
Bibliothek
Universitätsbibliothek Eichstätt
Abteilung Benutzung und Service // Abteilung Bestandsentwicklung
Universitätsallee 1, Zimmer 037 (Dienstagvormittag und
Donnerstagnachmittag Zimmer 016)
85072 Eichstätt
Mail: eva.wirsing@xxxxx
Telefon: 08421/93-23079 oder -21488
Internet: http://www.ku.de/bibliothek
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib <inetbib-bounces@xxxxxxxxxx> Im Auftrag von Armin
Stephan via InetBib
Gesendet: Montag, 28. Juni 2021 09:59
An: INETBIB <INETBIB@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Betreff: Re: [InetBib] Zeitgemäßer Name für den "Bibliothekar"tag
Lieber Herr Schaarwächter,
ein kleines Manko der Petition scheint mir zu sein, dass hier zwei
(berechtigte) Anliegen vermengt werden.
Da ist zum einen die Problematik der nicht gendergerechten Sprache,
die auf der Website der Petition herausgestellt wird. Eine nahezu
erstaunliche Sache. Im gehobenen Dienst dürfte der Frauenanteil
Richtung
90 Prozent tendieren, man könnte inzwischen mit Fug und Recht von
einem "Frauenberuf" sprechen. Und auch im höheren Dienst geht die
Tendenz eindeutig in diese Richtung. (Bei den FAMIs weiß ich es
nicht.) Alternative Benennungen zu finden, die dem gerecht werden,
scheint mir nicht allzu schwierig zu sein. Die Petitionsseite nennt
ja selber einige naheliegende neutrale Bezeichnungen.
Zum anderen gibt es die von Ihnen angesprochene Denkrichtung, dass
der Begriff "Bibliothekar" der Vielgestaltigkeit unseres
Berufsumfeldes nicht mehr gerecht wird, also veraltet ist. Hier
scheint es mir schwieriger, eine passende und griffige
Begriffsalternative zu finden, wie vielleicht der sachlich ja nicht
unzutreffende Begriff "Informationsveranstaltung" zeigt ...
Ich persönlich möchte mit meiner Unterschrift unter die Petition
das erste Anliegen vorbehaltlos unterstützen. Bei dem zweiten
Anliegen fehlt mir noch eine Idee. Nach meiner Beobachtung sind
alle bisherigen Versuche, unseren Beruf und unsere Institution
umzubenennen, zwar vielleicht eine Präzisierung gewesen, zugleich
aber auch "sperrig" und deshalb einer besseren öffentlichen
Wahrnehmung nicht zuträglich.
Am 28.06.2021 um 09:18 schrieb Michael Schaarwächter via InetBib:
Hallo und guten Morgen,
in den ersten 24 Stunden gab es bereits 666 Unterschriften, jetzt
stehen wir kurz vor 1000. Das ist ein großartiger Erfolg, aber
jede weitere Stimme zählt und erhöht die Sichtbarkeit der Aktion.
Haben Sie schon unterschrieben?
https://openpetition.de/!rjbtt
Sie können übrigens beim Unterschreiben auch ankreuzen "Mein Name
soll nicht öffentlich sichtbar sein". Vielen Dank für Ihre und Deine
Stimme!
Mit freundlichen Grüßen
Michael Schaarwächter
Am 23.06.2021 um 13:48 schrieb Michael Schaarwächter via InetBib:
Hallo *
"Der 109. Bibliothekartag wurde von Bibliotheksmenschen mit den
unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen besucht. Unser
Berufsfeld besteht, entgegen des Titels der Veranstaltung, nicht
nur aus Bibliothekaren. Im Jahr 2021 diese große Konferenz
weiterhin "Bibliothekar"tag zu nennen, ist daher nicht mehr zeitgemäß."
Es wird Zeit, die Graswurzelbewegungen zusammenzufassen. Es wird
Zeit, den Schwung der Diskussion zu nutzen, und eine Petition
ist, wie ich finde, ein guter Weg, um ein Meinungsbild einzuholen.
Bitte mitzeichnen:
https://openpetition.de/!rjbtt
"Wir sind und können Vielfalt.
Lasst es uns gemeinsam beweisen!"
Vielen Dank für Ihre und Deine Stimme!
Mit freundlichen Grüßen
Michael Schaarwächter
--
Mit freundlichen Gruessen
*Armin Stephan*
/Jefe de Biblioteca/
Augustana-Hochschule / Bibliothek
Waldstr. 15
*D-91564 Neuendettelsau*
Tel. 09874/509-300
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