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Re: [InetBib] Wissenschaftler*innen in Deutschland publizieren Open Access in Nature – ein weiterer Meilenstein in der Transformation wissenschaftlicher Zeitschriften wird 2021 erreicht



Lieber Herr Siems,

mit VPN-Clients bzw. über IP-Domains des Uni-Campus sollten Zugriffe auf
externe Plattformen eigentlich vor Third-Party-Tracking geschützt sein,
wenn die IP-Domains vor nicht erwünschter Software hinreichend geschützt
sind. Oder ist dem nach Ihren Erkundigungen nicht so?

Mit besten Grüßen

Andreas Degkwitz

Am Do., 22. Okt. 2020 um 09:55 Uhr schrieb Siems, Renke via InetBib <
inetbib@xxxxxxxxxx>:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seitens der MPDL wird aktuell der Abschluss der Rahmenvereinbarung für
einen Open Access-Transformationsvertrag mit Nature verkündet, was auf
Twitter dann viele Anmerkungen vor allem zum Thema Kosten nach sich zog.
Ich möchte gerne auf einen anderen Aspekt hinweisen, nämlich, welchen
Dingen man schon jetzt begegnet, wenn man sich auf der Nature-Webseite
bewegt. Als ich mir Ende August, also einige Zeit nach dem Schrems
II-Urteil des EuGH, das letzte Mal die Seite näher ansah, waren dort
folgende Tracker und verwandte Webtechnologien verankert:

Celtra
Usabilla
Google Tag Manager
Zemanta
Facebook Connect
ScoreCard Research Beacon
Google Analytics
AppNexus
Twitter Advertising
Permutive
Twitter Conversion Tracking
Facebook Custom Audience
Google Publisher Tags
Google Safeframe
Moat
Google Adsense
Google Ads Measurement
Amazon Associates
Rubikon
Amazon Mobile Ads
Rhythmone Beacon
Tradedesk
Adobe Audience Manager
Mediamath
Liveramp
Unruly Media
Yahoo Ad Manager Plus
DataXu
SiteScout
Simpli.fi
Turn Inc.
Rocket Fuel
Index Exchange
Yahoo Ad Exchange
Quantcast
Adition
MBR Targeting
Adform
Impresssion Desk
BidTheatre
Dotomi
Delta Projects
BlueKai
Beeswax
BidSwitch
OpenX
Teads
Bidtellect
Videology
MySpace
gumgum
AdGear
ScaleOut
Doubleverify
SpotXChange
PulsePoint
Tribal Fusion
Flashtalking
DoubleClick Spotlight
Advertising.com
Crimtan
Acuity Ads
Smart AdServer
The Reach Group
DoubleClick Floodlight
Affiliate Window
Atlas

Sie haben hier folglich das gleiche Potpourri an Third Parties wie bei
Webseiten im frei zugänglichen Internet, die ihre Angebote über
Werbetracking monetarisieren: einzelne Tracker, Audience Tools, die
Informationen aus unterschiedlichsten Quellen gebündelt auswerten (und
dafür mit vielen Partnern Daten austauschen), Real Time Bidding Data (also
die Echtzeitversteigerung von Nutzerdaten) und Browser Fingerprinting, um
Seitenbesucher zu identifizieren, die das durch ihre Browser-Einstellungen
eigentlich unterbinden wollen.

Die eingesetzten Technologien sind in der Lage, jeden Seitenbesucher zu
identifizieren und sein Informationsverhalten auszuwerten. Manche dieser
Anbieter gehen dabei so weit, dass sie sich wie BlueKai (gehört zu Oracle)
gegenwärtig Sammelklagen in den Niederlanden und Großbritannien
gegenübersehen. Die Praxis personalisierter Werbung, die auf
Echtzeitauktionen basiert, wird von der britischen Datenschutzbehörde
mittlerweile als unvereinbar mit der DSGVO betrachtet. Anbieter wie
Acxiom/liveramp sind wiederum seit Jahrzehnten im Geschäft und können daher
für personalisierte Profilbildung auf Daten bis in analoge Zeiten
zurückgreifen.

Für die Transformation des wissenschaftlichen Publikationswesens hin zu
Open Access ist es wichtig, diese Entwicklung im Blick zu behalten. Der
Einsatz dieser Technologien und deren Ergebnis wird durch eine
Richtungsänderung der Zahlungsströme an sich erstmal nicht tangiert. Wir
sehen seit Jahren eine Mutation der großen Verlage weg von einem
Inhaltsanbieter zu einem data analytics business (das lässt sich in der
„landscape analysis“ von SPARC komprimiert nachlesen) und manche werden
sicher auch noch die Aussage des Marktführers im Ohr haben, zum
„Betriebssystem der Wissenschaft“ werden zu wollen. Je nach eigener Meinung
kann man das unterschiedlich wahrnehmen, auf den Einsatz von ThreatMetrix
auf der Plattform ScienceDirect wurde hier auf der Liste ja auch gerade
hingewiesen. Die Verlage bringen in diesem Kontext momentan gerne das
Argument von der IT-Sicherheit und dem Schutz der Bibliotheksnutzer vor,
gerade mit Verweis auf die böse Plattform aus dem Osten. Wenn man sich aber
das Spiel erlaubt, den gleichen Artikel auf der Nature-Webseite und auf der
Webseite der Frau-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf aufzurufen, so
findet man bei Nature eben die Liste oben und auf der anderen Plattform
Yandex Metrics, einem Pendant zu Google Analytics. Das Spiel geht also mit
dem Endergebnis 73:1 aus, und da kann sich jede*r selbst seinen Reim auf
das Thema Nutzerdatenschutz machen.

Es wäre daher gut, wenn die Kolleg*innen der MPDL bei den in Aussicht
gestellten Detailinformationen auch genau darüber unterrichten, was die
getroffenen Vereinbarungen im Bereich User Tracking und Datenschutz
generell sind. Schließlich sind das ja alles keine neuen Erkenntnisse,
sondern war auch schon zur Zeit der Verhandlungen des
Springer-DEAL-Vertrags bekannt. Es wird gerade die Wissenschaftler*innen,
die in patent-relevanten Forschungsbereichen aktiv sind oder generell in
Bereichen, wo es eine starke Konkurrenz zwischen öffentlicher und
kommerzieller Forschung gibt wie KI, personalisierte Medizin oder
Materialwissenschaften, sicher interessieren, wer in welcher Form ihr
Informationsverhalten beobachtet und wo die Daten dann überall hingehen.
Ebenso möchten die Einrichtungen, die dem Nature-Vertrag beitreten wollen,
vielleicht sicher sein, dass sie damit nicht einem neuen double dipping
Vorschub leisten, worin Autoren mit APCs bezahlen und Leser mit der
Preisgabe ihrer persönlichen Daten. Wir wollen alle Open Access
unterstützen, aber vielleicht nicht gerade solche Dinge.

Wer sich mit der Thematik etwas mehr auseinandersetzen möchte, hier ein
paar Links:

https://www.codyh.com/writing/tracking.html
https://www.youtube.com/watch?v=uAzt-iJEkvU&feature=youtu.be
http://www.inthelibrarywiththeleadpipe.org/2019/ice-surveillance/
https://twitter.com/WolfieChristl/status/1286341387718397952

Viele Grüsse von R. Siems


Date: Tue, 20 Oct 2020 08:27:48 +0000

From: "Geschuhn, Kai Karin" <geschuhn@xxxxxxxxxxx<mailto:
geschuhn@xxxxxxxxxxx>>

To: "inetbib@xxxxxxxxxx<mailto:inetbib@xxxxxxxxxx>" <inetbib@xxxxxxxxxx
<mailto:inetbib@xxxxxxxxxx>>

Subject: [InetBib] Wissenschaftler*innen in Deutschland publizieren

             Open Access in Nature – ein weiterer Meilenstein in der

             Transformation wissenschaftlicher Zeitschriften wird 2021
erreicht

Message-ID: <1819e546db8d401db085aeef97389808@xxxxxxxxxxx<mailto:
1819e546db8d401db085aeef97389808@xxxxxxxxxxx>>

Content-Type: text/plain; charset="Windows-1252"



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Max-Planck-Gesellschaft und Springer Nature haben heute den Abschluss
einer Rahmenvereinbarung für einen Open-Access-Transformationsvertrag nach
dem Publish & Read-Modell für das Zeitschriftenportfolio von Nature bekannt
gegeben. Die neue Vereinbarung gilt ab 1.1.2021 und läuft für vier Jahre
(2021-2024). Die Vertragskonditionen werden zunächst den bisherigen
Bezieher*innen von Nature-Zeitschriften in Deutschland angeboten.

Eckpunkte der Vereinbarung:

-          Eine abgestufte Preisstruktur berücksichtigt die vorherigen
Ausgaben für Subskriptionen der Nature-Bestandskunden sowie ihr
durchschnittliches jährliches Aufkommen an Veröffentlichungen in
Nature-Zeitschriften.

-          Alle teilnehmenden Einrichtungen erhalten dauerhaften
Lesezugriff auf das gesamte lizenzierte Portfolio der Nature-Zeitschriften,
und die Vertragsbedingungen gelten automatisch auch für Nature-Titel, die
während der Vertragslaufzeit neu hinzukommen.

-          Der wesentliche Anteil der Gesamtkosten aller Einrichtungen,
die sich für das neue Modell entscheiden, fließt in die Finanzierung von
Open-Access-Publikationsrechten, die ihren affiliierten
Wissenschaftler*innen zugutekommen.

Weitere Informationen für Bibliotheken finden Sie auf der Website der Max
Planck Digital Library:
https://www.mpdl.mpg.de/ueber-uns/nachrichten/618-oa-nature-de.html

Die Pressemitteilung auf den Seiten von Springer Nature und der
Max-Planck-Gesellschaft:


https://group.springernature.com/de/group/media/transformationsvertrag-nature-zeitschriften/18497632

https://www.mpg.de/15920387/open-access-fuer-nature-zeitschriften

Beste Grüße

Kai Geschuhn



Ms. Kai Karin Geschuhn

Scholarly Communication & Engagement

Max Planck Digital Library





Dr. Renke Siems

Universitätsbibliothek Tübingen
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Fachreferat Sozialwissenschaften
Wilhelmstraße 32
72074 Tübingen
Tel.: 07071/29-72838
Fax: 07071/29-3123
www.ub.uni-tuebingen.de<http://www.ub.uni-tuebingen.de>



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.