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[InetBib] LIBREAS CfP: #38 Tiere und Gewächse
- Date: Fri, 6 Mar 2020 12:58:14 +0100
- From: "Karsten.Schuldt--- via InetBib" <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] LIBREAS CfP: #38 Tiere und Gewächse
Liebe Mitglieder des LIBREAS-Vereins,
werte Kolleg*innen,
gerne schicke ich Ihnen den Call for Papers für die #38 der LIBREAS. Library
Ideas mit dem Schwerpunkt "Tiere und Gewächs". Sie finden diesen auch im
LIBREAS.Blog
https://libreas.wordpress.com/2020/03/03/call-for-papers-38-tiere-und-gewaechse/
m.f.G.
Karsten Schuldt
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CfP: #38 Tiere und Gewächse
Bibliotheken sind weit belebter, als sie sich heute ohnehin schon nach außen
darstellen. Manchmal im Mittelpunkt, aber oft praktisch unbeobachtet werden sie
nicht nur von Menschen, Medien und Technik bevölkert, sondern auch von Tieren
und Pflanzen. Die #38 der LIBREAS. Library Ideas möchte diese Mitbewohner*innen
in den Fokus rücken.
*Tiere*
In einer ganzen Anzahl von Fällen werden Tiere explizit in Bibliotheken
eingesetzt. Oft beschrieben findet man Hunde oder andere Tiere, die zur
Leseförderung oder aber für den Stressabbau von Studierenden in die Bibliothek
geholt werden. Die Nähe von Tieren spüren, Tiere berühren, durch ihre
Anwesenheit Ruhe zu erfahren, hilft offenbar vielen Menschen in vielen
Situationen. Eine weitere Facette ist eine Exotisierung von tiergetragenen
mobilen Bibliothek (per Esel, Pferd oder Kamel) in Zeitungsgeschichten (Rubrik
Vermischtes) und Social-Media-Stories.
Zugleich sind Bibliotheken selbst – gewünscht oder ungewünscht –
Aufenthaltsraum von Tieren: Vögel, Katzen, Insekten, die sich im
Bibliotheksraum einfinden, diesen als Lebensraum nutzen, und dabei teilweise
ignoriert, teilweise bekämpft, teilweise gefördert werden. Und schließlich
Mäuse und Ratten im Magazin oder Stadttauben auf den Dächern, die zumeist eher
nicht erwünscht sind.
Ebenfalls weniger positiv gesehen, aber doch Teil der Bibliotheksarbeit aller
Bibliotheken mit Magazin, sind Insekten und noch kleinere Lebewesen, welche
sich in und an gedruckten Medien befinden und deren materielle
Langzeitverfügbarkeit bedrohen. Es gibt Standardverfahren, mit diesen
umzugehen, aber gleichzeitig auch immer wieder Geschichten von großangelegten
Einsätzen zur Vernichtung derselben, die nicht nur beim Personal Ängste und
Bedenken auslösen. Dafür, dass dies recht häufig passiert, wird es erstaunlich
selten in der bibliothekarischen Literatur behandelt.
Am präsentesten sind Tiere freilich als Symbole: Leseratten, Bücherwürmer,
Eulen, Füchse, Bibliothekskrokodile, die eine eigene Sonderrolle einnehmen.
(Wenig überraschend gibt es auch bei uns in der Redaktion den nie endenden
Streit zwischen Team Eule und Team Katze um das repräsentativste
Bibliothekstier.) Das Bibliothekskrokodil schnappt dabei konzeptionell über den
unmittelbaren Bibliotheksraum hinaus und erinnert an die berühmte Urfrage der
Dokumentation: “Was ist ein Dokument?”, die Suzanne Briet in Bezug auf Tiere
dahingehend beantwortet hat: Ein Tier in seinem Habitat ist das Tier. Im Zoo
wird es zu einem dokumentarischen Bezugsobjekt. Was verdeutlicht, dass auch das
Sammeln von Tieren, wie es in den Wunderkammern üblich war und heute oft in
entsprechend spezialisierte Institutionen wie naturkundliche Museen verlagert
wird, eine genuine Verwandtschaft zum Sammeln von Büchern hat. Tiere also als
Zeugnisse, Wissensobjekte. Willkommen in der Faunothek.
*Blumen und Bäume und andere Pflanzen*
Was für Tiere gilt, gilt auch für Pflanzen. Der Büro-Ficus im
Verwaltungsbereich ist ohnehin gesetzt. Aber auch in den Nutzungsbereichen
werden sie, und zwar nicht erst seit Bibliotheken sich als Dritte Orte
verstehen, genutzt, um eine bestimmte Atmosphäre herzustellen. Bilder von
Bibliotheken aus den 1970er Jahren zeigen beispielsweise immer wieder Blumen
auf den Tresen. Andere Bibliotheken haben schon lange Zen-Gärten angelegt,
kleine hängende Gärten als Raumteiler eingesetzt oder Lesecafés im Freien mit
Bäumen, Sträuchern und Blumenbeeten ausgestattet. Die BnF hat sich einen
kleinen Hain in den Innenhof gepflanzt.
In den letzten Jahren scheint sich das (wieder) zu verstärken: Erst im
Anschluss an Urban Gardening und dann auch als eine mögliche Reaktion auf die
Klimakatastrophe beschäftigen sich Bibliotheken damit, Gärten anzulegen und zu
pflegen. Diese sollen unter anderem einen Lernraum bieten, um Wissen darüber zu
verbreiten, wie überhaupt gegärtnert wird. Und auch eine Pflanze wird
traditionell gern als Dokument und Sammlungsgegenstand verarbeitet. Man denke
an Herbarien oder die berühmten Xylotheken.
*Fragen*
Die #38 der LIBREAS. Library Ideas sucht nun Texte und andere Beiträge, die
sich mit den Pflanzen und Tieren in Bibliotheken beziehungsweise als
Bezugsobjekte von Dokumentation und institutionalisierter Sammlungskultur
befassen. Viele mögliche Fragen drängen sich auf: Wie gehen Bibliotheken mit
anwesenden Tieren um? Werden sie eingesetzt, um bibliothekarische Arbeit zu
unterstützen – und wenn ja, wie? Wieder einmal scheint dies ein Thema zu sein,
das immer und immer wieder neu entdeckt und beschrieben wird – zum Beispiel
alle paar Jahre eine Bachelorarbeit über Bibliothekshunde. Warum ist das so?
Warum ist das nicht einfach langsam normaler Teil bibliothekarischer Arbeit?
Oder wozu werden Pflanzen genutzt? Wie? Wer pflegt eigentlich diese Pflanzen
und Tiere? Oder werden sie eher als Problem angesehen, nicht nur, aber auch bei
der Bestandserhaltung? Und wenn ja, wie wird dagegen vorgegangen? Aber auch
Dokumentationen über die Tiere in einer Bibliothek wären interessant. Welche
haben sich eine Bibliothek zum Lebensraum erkoren? Welche Tiere werden von
Nutzenden in die Bibliothek mitgebracht? Und wie sammelt, erschließt und
vermittelt man Tiere und Pflanzen?
Nicht zuletzt sollte natürlich geklärt werden, welches Tier die Bibliothek am
Besten oder einfach mit welchen Ausdeutungsmöglichkeiten symbolisiert: Eule
oder Katze oder Ratte oder Wurm oder Fuchs oder Krokodil – und was das für
Bibliotheken heißt.
*Einreichungen*
Die Redaktion der LIBREAS. Library Ideas ist offen für direkte Einreichungen,
aber auch für die Diskussion von Ideen für Beiträge. Formen und Inhalt sind
wenig beschränkt, diese Einschränkungen sind in den Hinweisen für Autor*innen
(https://libreas.eu/authorguides/) zu finden.
Deadline ist der 31. August 2020.
Ihre / Eure Redaktion LIBREAS
(Aarhus, Berlin, Chur, Dresden, München)
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.