[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Deutsches "NewsGuard" - "Glaubwürdigkeitsampel" gegen Fake News



Hoi.

[2019-06-15 01:22] Uwe Reh via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>

Zurück zu NewsGuard:
Dazu habe ich zwei Thesen:

1.
Auch ich glaube dass die meisten Nutzer bei bewusster Auseinandersetzung 
mit einem Thema in der Lage sind die meisten Quellen richtig 
einzuschätzen. NewsGuard würde dabei nicht oder nur marginal helfen. 
Allerdings unterstelle ich, dass die meisten Informationen nebenbei und 
unbewusst konsumiert werden. Dabei kann sich manche "Wahrheit" 
einschleichen.

An dem anderen Problem, dass man andere Sichtweisen gar nicht zu sehen
bekommt, wuerde das aber nichts aendern, oder? Bewusste Auseinandersetzung
funktioniert doch nur auf Basis von vertrauenswuerdiger Information.
Wenn ich bewerten soll, ob eine Informationsquelle vertrauenswuerdig ist,
brauche ich andere Informationsquellen zum Vergleich. Die muss ich erstmal
haben und mir recht sicher sein koennen, dass sie das Spektrum abdecken
und nicht nur alle aus der gleichen Informationsverzerrerecke kommen. Dann
bewerte ich sie anhand der groesseren Integritaet (in Tiefe und Breite)
und meines persoenlichen Vertrauens auf die jeweils Beteiligten ... was
am Ende wieder auf deren bisher gezeigte Integritaet zurueckgeht ... und
-- seien wir ehrlich -- davon abhaengt, ob deren Ziele meinen entsprechen.


Ich muss bei mir selber feststellen, dass ich z.B. in verschiedenen
Umweltfragen Schwierigkeiten habe, Aussagen zu bewerten. Das liegt zum
Grossteil daran, dass mir die Faktenbasis fehlt oder ich nicht weiss, wie
vollstaendig sie ist. Auch wenn ich denke, dass ich doch Quellen ganz
gut einschaetzen koennen muesste, stelle ich immer wieder fest, dass ich
es gar nicht kann.


(Darueber hinaus ist die Vorstellung genau einer absoluten Wahrheit auch
schwierig. Manchmal ist verschiedenes gleichzeitig richtig, abhaengig
von der Betrachtungsweise. Man kann dann kein absolutes Richtig oder
Falsch finden.)


Dazu ein Analogon: Nahezu alle Konsumenten können die 
Gesundheitsgefährdung von Zucker und Fett richtig einschätzen. Warum 
wehrt sich die Lebensmittelindustrie dann so vehement gegen die Ampel?

Aber selbst abgesehen von den Interessen der Lebensmittelindustrie:
Und warum essen die Konsumenten das Zeug auch wenn sie wissen, dass
es schlecht ist? Der Grund ist, dass die sofortigen Vorteile groesser
bewertet werden als die moeglichen zukuenftigen Nachteile.

Das Beruhigende einer klaren Aussage ist wohl manchmal angenehmer als
die unangenehmen Folgen wenn sie sich moeglicherweise als falsch
herausstellt. Manchmal will man vielleicht auch besser gar nicht wissen,
wieviel Zucker/Luege drin steckt. ;-)



Allerdings sehe ich in dem Tool kein Werkzeug zur Schaffung von 
Medienkompetenz, sondern eine Hilfestellung wenn die Medienkompetenz 
gerade schläft.

Ja. Man braucht auch Medienkompetenz um das Ergebnis eines solchen
Programms bewerten zu koennen! Nicht jedes Mal wenn die Warnlichter
angehen ist es ein Notfall, und bei manchem Notfall leuchten keine
Warnlichter. Das nicht zu vergessen, ist die Herausforderung!


markus


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.