Lieber Jürgen Fenn,danke für die Info. Sie gibt mir auch die Gelegenheit zu erklären, warum ich die Idee hinter dem Produkt NewsGuard nach wie vor gut finde.
Ich beschäftige mich schon etwas länger mit EDV. (alleine die Abkürzung 'EDV' lässt dies erkennen) Im Laufe dieser Jahre bin ich in in drei wichtigen Aspekten leider etwas resigniert:
* Habe ich 1980 noch gegen Volkszählungen und Schleierfandungen demonstriert, mache ich mir heute Gedanken zu Post-Privacy und lasse mich freiwillig von Alexa abhören.
* Vor Jahren hatte ich noch überlegt, ob ich für das Recht der freien Meinungsäußerung im Netz unsäglichen rechten Mist (Zündel-Seiten) spiegeln soll. Heute kann ich es kaum fassen, wie viel und vor allem wie professionell im Netz gelogen wird.
* Nach dem ich seit Jahren vor Informationsblasen warne, muss ich gestehen, dass mein Umfeld und mein Medienkonsum natürlich auch nicht im geringsten repräsentativ ist. Entsprechend muss ich davon ausgehen, dass es um die Medienkompetenz deutlich schlechter bestellt ist, als ich es beobachten kann.
Zurück zu NewsGuard: Dazu habe ich zwei Thesen: 1.Auch ich glaube dass die meisten Nutzer bei bewusster Auseinandersetzung mit einem Thema in der Lage sind die meisten Quellen richtig einzuschätzen. NewsGuard würde dabei nicht oder nur marginal helfen. Allerdings unterstelle ich, dass die meisten Informationen nebenbei und unbewusst konsumiert werden. Dabei kann sich manche "Wahrheit" einschleichen. Dazu ein Analogon: Nahezu alle Konsumenten können die Gesundheitsgefährdung von Zucker und Fett richtig einschätzen. Warum wehrt sich die Lebensmittelindustrie dann so vehement gegen die Ampel?
2.NewsGuard ist beim Datenschutz eher bescheiden. Verglichen mit dem was sonst passiert kann mich dies aber nicht schrecken. Alle die zurecht 'Pfui' rufen möchte ich fragen, ob sie sich schon mal Gedanken über die Suchvorschläge in der Browserleiste gemacht haben oder ob sie wissen welche Technik hinter dem Schalter "Schutz vor gefährlichen Seiten" steckt und wer daran verdient?
Vor diesem Hintergrund, fällt meine Beurteilung weiterhin positiv aus.Allerdings sehe ich in dem Tool kein Werkzeug zur Schaffung von Medienkompetenz, sondern eine Hilfestellung wenn die Medienkompetenz gerade schläft.
Übrigens:Nach den ersten Spielereien mit dem NewsGuard habe ich das Plugin sofort deaktiviert und bis jetzt auch nicht vermisst. <ironic>Klar, ich als MedienProfi würde ja NIE auf Falschinformationen reinfallen.</ironic> Eltern mit schulpflichtigen Kindern würde ich das Plugin trotz Vorbehalten wahrscheinlich empfehlen.
Viele Grüße Uwe Reh PS:Der angesprochene Artikel scheint mir übrigens nicht so eindeutig, wie das von Herrn Fenn gewählte Zitat vermuten lässt. So finden sich auch Zitate wie..
Dennoch glaubt sie, dass NewsGuard mit seinem transparenten Bewertungssystem „relevante Anstöße bieten kann, über Nachrichten, Journalismus und Meinungen im Netz zu diskutieren“
Am 14.06.19 um 16:01 schrieb Juergen Fenn via InetBib:
Liebe Liste, das European Journalism Observatory, das gerade den Günter-Wallraff-Preis erhalten hat, brachte am 7. Juni eine Zusammenfassung der Diskussion zu NewsGuard:Mehrere deutsche Medienexperten haben allerdings einige Zweifel daran geäußert, ob NewsGuard wirklich als Instrument zur Stärkung der Medienkompetenz dienen kann. Philipp Müller, Medienwissenschaftler an der Universität Mannheim, sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, das Projekt basiere offenbar auf der Annahme, dass Nutzer nicht in der Lage seien, die Vertrauenswürdigkeit von News-Seiten einzuordnen“, obwohl aktuelle Studien gezeigt hätten, „dass Nutzer bei ihrer Einschätzung von Quellen eigentlich gar nicht so falschliegen“.Kennedy, Paula. 2019. Wie NewsGuard in Europa ankommt. Europäisches Journalismus-Observatorium (EJO). 7. Juni. https://de.ejo-online.eu/digitales/wie-newsguard-in-europa-ankommt (zugegriffen: 14. Juni 2019). Viele Grüße, Jürgen Fenn.