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Re: [InetBib] Soll "Mein Kampf" jetzt in die Stadtbücherei?
- Date: Sat, 26 Aug 2017 21:30:37 +0200 (CEST)
- From: Haase Jana via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Soll "Mein Kampf" jetzt in die Stadtbücherei?
Lieber Herr Umstätter,
nachdem ich die zeitgenössische Antwort von Irene Harand "Sein Kampf" auf "Mein
Kampf gelesen habe, habe ich mal nachgeschaut, wieviele Exemplare der Bücher im
KVK nachgewiesen sind. Die kommentierte Ausgabe "Mein Kampf" von 2016 kommt auf
53 Exemplare, während die Neuausgabe von "Sein Kampf" von 2005 ganze 7 Mal in
deutschen Bibliotheken vorhanden ist. Die Bestände an Originalausgaben und
deren Übersetzungen zu zählen würde lange dauern, aber auch da ist Harand
zahlenmäßig unterlegen. Dabei ist sie heute noch lesbar und als eben
zeitgenössische Aufdeckerin der Lüge, die Sie damals in Ihrer Mail so trefflich
beschrieben haben, sehr beeindruckend. Schade, dass dieses Buch so selten in
Bibliotheken anzutreffen ist.
beste Sommergrüße
Jana Haase
Zitat vom 12 Jan 2016:
Zur Frage, sollte ein Buch nur dann in den Bestand aufgenommen werden, wenn es
tatsächlich nachgefragt wird? Antwort, nicht nur dann, aber vorwiegend dann,
wenn man Anhaltspunkte dafür hat, dass es in der eigenen ÖB auch nachgefragt
werden wird, sobald es im Bestand ist.
1. Frage meinerseits: Soll das “erbärmlich” bedeuten, dass jede Öffentliche
Bibliothek (ÖB) in Deutschland nun “Mein Kampf” erwerben muss, obwohl es auch
im Internet verfügbar ist? 2. Es gab eine Zeit, in der ÖBs vorwiegend “das gute
Buch” zur Bildung der Bevölkerung anbieten sollten. Das war im sog. “Dritten
Reich” mit „Mein Kampf“ allerdings etwas völlig anderes, als davor, in der DDR
wieder etwas anderes und heute, nach diesen Erfahrungen, weiß kaum noch jemand,
wie man ein “gutes Buch” definieren soll. Stattdessen waren die ÖBs in den
letzten Jahrzehnten gezwungen möglichst hohe Nutzerzahlen zu generieren um
nicht geschlossen zu werden. Insofern wurde die Nachfrage als Kriterium immer
wichtiger. 3. Ich bin zwar auch der Meinung, dass man “Mein Kampf” mal genauer
auf den Unfug darin studiert haben sollten, denn Hitler fühlte sich schon als
Autor als genialer Führer, weil er drei Erkenntnisse hatte: A: Wenn man lügt,
muss man so infam lügen, dass sich die kleingläubigen Anhänger nicht vorstellen
können, dass jemand dazu den Mut hat (man könnt auch sagen, dazu dumm genug
ist). B: Da die meisten Anhänger leicht verunsichert werde können, dürfen sie
nie den Eindruck gewinnen, dass sie mehr als einen Gegner haben, folglich muss
man als Führer alle Gegner und auch Fehler die dem Führer unterlaufen, auf
einen einzigen Gegner reduzieren.
C: Hier bot sich Hitler das ohnehin vielen verhasste Judentum an.
So absurd und auch idiotisch diese Erkenntnis Hitlers war, denn die Folgen sind
bekannt, er hielt sie für Genial und publikationswürdig. Eigentlich hätte dass
allen Lesern auffallen müssen, aber die meisten haben das Buch ohnehin nicht
wirklich gelesen, andere haben die Gefahr zwar gesehen, waren aber dagegen
machtlos, und vermutlich die meisten erkannten nur, dass man sich an der
Entmachtung der Juden bereichern kann.
Eigentlich müsste dieser inzwischen völlig veraltete Quatsch über die
Schulbildung längst abgehandelt worden sein, aber die meisten Menschen glauben
noch immer, Hitler hätte aus Judenhass gehandelt. Es war noch viel schlimmer,
diese Menschen waren ihm noch gleichgültiger, als seine Anhänger.
MfG
Walther Umstätter
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.