Re: [InetBib] Ich bin ein Informatiker, AMA

[Jakob Voß via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>]

Hallo

und vielen Dank auch von meiner Seite für diese AMA-Session!

Markus Schnalke schrieb:

> > Warum haben Bibliotheken/Archive solche Probleme wirklich gute
> > Informatiker zu rekrutieren bzw. zu halten?

Die aufgeworfenen Gegenfragen beantworten die Frage schon ganz gut. Ich
denke die Frage kann auch nicht pauschal beantwortet werden, da
unterschieden
werden muss wofür Bibliotheken/Archive Informatiker benötigen:

- in der Masse werden wohl weniger Informatiker sondern Personen
gesucht, die mit
Daten in verschiedenen Formen umgehen und Programmieren können sowie
keine Scheu davor haben, regelmäßig neue Software auszuprobieren,
einzuschätzen und anzupassen. Warum diese Eigenschaften nicht öfter auch
in allgemeinen Stellenausschreibungen für Bibliotheks/Archivmitarbeiter
aufgeführt sind, können vielleicht andere beantworten.

- für einzelne Entwicklungsprojekte und IT-Leitung können auch gute
Informatiker gebraucht werden. Nach meiner Erfahrung gibt es allerdings
eher zu
viele Projekte als zu wenige Informatiker. Es macht nämlich meist mehr
Sinn etwas mit Eigenmitteln und Dauerstellen aufzubauen als weitere
Prototypen in die Welt zu setzen.
Ich habe zumindest den Eindruck dass der tatsächliche Bedarf an
Informatiklastiger Forschung- und Entwicklung in Bibliotheken geringer
ist als das Interesse an dafür vorhandenen Drittmitteln.

> - Wer will was von wem? Und was sind die logischen Folgen daraus?

Richtig! Zunächst muss geklärt werden was für MitarbeiterInnen für
welche Aufgaben sich Bibliotheken/Archive wünschen. Vielleicht sind die
Leute schon da und es fehlt
eher an Fortbildungsmöglichkeiten?

Allgemein schließe ich mich meinem Kollegen Till Kinstler mit der
Feststellung an, dass Entwicklung und Betrieb von Informationssystemen
meist nicht wirklich als zentrale Aufgabe wahrgenommen wird sondern eher
nebenbei erledigt werden soll (oder in Projekten abgekoppelt von der
Praxis, was ebensowenig zielführend ist).

Schöne Grüße
Jakob Voß