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Re: [InetBib] Ich bin ein Informatiker, AMA



[2017-03-14 15:21] Benjamin Dietze via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>

Das ist eine sehr interessante Fragerunde, die du hier gestartet hast.
Vielleicht kann sich ja aus dem ein oder anderen Beitrag eine kleine
weitere Diskussion entspinnen, oder widerspricht das dem Gedanken eines
AMA? Mangels reddit- und anderer social network-Erfahrung kann ich das
nicht beurteilen.

Ich habe diese Erfahrungen auch nicht, denke aber, dass wir
uns hier unsere Regeln selbst definieren koennen. Fuer mich
ist es voellig in Ordnung und wuenschenswert wenn Diskussionen
entstehen. (Ich habe auch kein Problem damit -- wuerde es
vielmehr mit Interesse verfolgen -- wenn andere ihre eigenen
Antworten auf die mir gestellten Fragen geben.)

Noch eine offene Frage habe ich hier liegen, danach waere ich
auch durch.


Deinen unten stehenden Worten stimme ich zu -- so hatte ich
das gemeint.


markus


Am 14.03.2017 um 09:25 schrieb markus schnalke via InetBib:
[2017-03-10 15:36] "Ruhland, Florian via InetBib" <inetbib@xxxxxxxxxx>

Um nur einmal eine
Spitze eines Eisbergs als Beispiel zu nennen: Wenn man eine der
grössten Bibliotheken Europas freundlich und mit den besten
Absichten darauf hinweist, dass in ihrem Katalog immer wieder
Scans von Titelseiten oder Einbänden falsch verknüpft sind,
erhält man als Antwort, dass man da leider nichts tun könne,
darauf habe man keinen Zugriff.

Begruendungen wie dass sowas technisch
nicht ginge sollte man vielmehr als ein Versagen der
Informatik ansehen statt als Herrschaft der Maschinen
anerkennen.

An der Stelle möchte ich kurz einhaken: nicht DIE INFORMATIK versagt,
sondern es sind immer noch Menschen, die die zugehörigen Entscheidungen
treffen. Programmierer, Analysten, Fachreferenten und nicht zuletzt
"Finanzmenschen" treffen laufend Entscheidungen für oder gegen etwas.
Wenn also ein Systemhaus eine Software anfertigt und diese einer
Einrichtung verkauft / lizensiert und diese Einrichtung die Software
dann irgendwie nutzt und Mitarbeiter im Umgang oder im Support mit der
Software schult, dann sind da viele, viele Menschen involviert, die mal
mehr und mal weniger genau wissen, was sie da eigentlich tun.

Technisch ist es immer möglich, bspw. einen Scan dem korrekten Werk
zuzuordnen. Auch nachträglich. Wenn jemand etwas anderes behauptet, ist
derjenige entweder zu faul oder nicht ausreichend kompetent um es zu
beurteilen. Wenn es in der vorhandenen Software aktuell nicht vorgesehen
ist, dann ist es eben am Hersteller, diese Möglichkeit einzubauen. Das
kann allerdings auch bedeuten, dass der Hersteller für diese
Funktionalität Geld sehen möchte und ein Finanzer sich dagegen
entschieden hat. Irgendwo in der Kette ist aber immer einer, der es
bislang nicht machen wollte! Eine Entscheidung, kein technisches Limit.

Im genannten Beispiel wird aber ein anderes Problem genannt: Der
fehlende Zugriff. Es ist ein mittlerweile erschreckend umfangreiches
Phänomen, dass Dienstleister einen eigenen Katalog aufbauen, indem sie
aus einem "Zentralkatalog" Einträge übernehmen oder nur noch dorthin
verlinken ohne jegliche Möglichkeit, die Einträge zu korrigieren oder an
eigene Bedürfnisse anzupassen. Nicht nur im Bibliothekswesen, wo diese
Vorgehensweise durchaus eine analoge Tradition hat. Auch im Buchhandel
und in "normalen" Onlineshops trifft man immer wieder auf gleiche
fehlerhafte Beschreibungen und die Betreiber verweisen bei einem Hinweis
sofort auf die zentrale Datenbank, die von einem anderen Anbieter
gepflegt werde und auf die man keinen Einfluss habe. Im OPAC einer
Bibliothek mag man das vielleicht noch als lediglich störend oder
irritierend abtun. Im Handel kann das jedoch ernsthafte rechtliche
Konsequenzen nach sich ziehen, was jedoch manche Anbieter wiederum gerne
in Kauf nehmen, wenn sie im Gegenzug möglichst keine Arbeit mit der
Pflege des Datenbestands haben. Eine ganz nüchterne
Kosten-Nutzen-Relation und wieder eine vom Menschen getroffene Entscheidung.

Fehler können passieren, das ist klar. Und wenn ein zentraler Anbieter
auf Fehler hingewiesen wird, dann sollte er diese möglichst bald
beheben. Fehlerhafte Verlinkungen zu korrigieren ist kein Hexenwerk und
kann auch von angelernten Praktikanten erledigt werden. Und sollte der
Anbieter sich weigern, solche Fehler zu beheben, dann müssten eigentlich
alle zahlenden Kunden nochmal scharf darüber nachdenken, ob dieser
Dienstleister wirklich die richtige Wahl ist oder ob diese Entscheidung
vielleicht neu überdacht werden sollte.

Wird die Datenbank allerdings im eigenen Haus gepflegt, gibt es mMn
exakt gar keine Entschuldigung für den Verbleib solcher Fehler. Dann ist
das schlichtweg Ignoranz und eine sehr krude Vorstellung von
"Dienstleistung".

Herzliche Grüße
Benjamin Dietze



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