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Re: [InetBib] Ich bin ein Informatiker, AMA
- Date: Wed, 08 Mar 2017 00:23:03 +0100
- From: markus schnalke via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Ich bin ein Informatiker, AMA
Eine anonyme Frage:
Glauben Sie an eine Zukunft von:
-Bibliotheken?
-gedruckten Büchern?
Ich glaube unbedingt an die Zukunft gedruckter Buecher ...
zumindest solange ich selbst lebe und lese werden sie gekauft
werden. :-)
Mein eigenes Leseverhalten unterscheidet sich stark ob ich am
Bildschirm lese oder auf Papier. Wenn ich etwas Korrekturlese,
dann finde ich auf Papier doppelt so viele Fehler. ;-) Das ist
eine Frage der Aufmerksamkeit.
Mobile Lesegeraete (wie Kindle und Co.) habe ich nie verwendet,
darum kann ich dazu nichts sagen. Ein wichtiger Aspekt des
gedruckten Buches ist fuer mich naemlich, die Sicherheit, dass
ich es dauerhaft nutzen und ausleihen kann. Solange die
digitalen Werke in dieser Hinsicht keine Klarheit und Vertrauen
bieten koennen, werden manche Leser sie meiden.
In mancherlei Hinsicht ist das gedruckte Buch auch in seiner
Bedienung ueberlegen, weil es groesstenteils automatisiert (d.h.
ohne aktiven Gedanken) bedient werden kann. Aktionen wie
mehrfach zwischen mehreren verschiedenen Seiten im Buch hin und
her zu springen sind zwar inzwischen auch per Software moeglich,
erfordern aber zumeist aktive Gedanken und lenken somit ab.
Eine Volltextsuche z.B. kann aber kein gedrucktes Buch bieten,
hoechstens in einer zukuenftigen Fusion von gedrucktem Buch und
Ebook-Reader im Klappendeckel. Sowas wuerde ich mir wuenschen!
Oder auch kleine RFID-Tags mit den kompletten Inhalten, die man
dann mit seinem Lesegeraet abscannen kann, um anschliessend
parallel im Gedruckten und Digitalen zu arbeiten. Aus
Verwertersicht ist das natuerlich wenig attraktiv, aber aus
Usabilitysicht waere es grossartig.
Nicht zuletzt braucht man gedruckte Buecher auch fortan noch zum
Beschweren, zum Unterlegen und als Wanddekoration um gelehrt zu
erscheinen. :-D
Ob Bibliotheken eine Zukunft haben haengt davon ab was man fuer
ein Bild von einer Bibliothek hat. Ich denke, dass
Altbestandsbibliotheken noch einige Zeit fast unveraendert
fortbestehen werden, ausser, dass ihr Bestand Dank Digitalisierung
zunehmend online genutzt werden kann (was grossartig ist).
Die Bibliothek als Lernort ist ja ein richtiges Erfolgskonzept.
Man muss halt bieten was in der jeweiligen Zeit von Noeten ist.
Technischere Buchbestaende werden aber vermutlich zunehmend ins
Digitale wandern, weil das fuer die ueblichen Nutzungsfaelle
dieser Literatur sinnvoller ist.
Und warum sollte man die Wikipedia nicht als eine Art Bibliothek
ansehen: Sie sammelt Wissen an und ordnet es, damit Nutzer
effizient darauf zugreifen koennen -- war das nicht immer das Ziel
von Bibliotheken?
Ich glaube, wir sollten uns von diesen eng gefassten Bildern in
unseren Koepfen loesen. -- Ist doch egal ob das nun Bibliothek
heisst oder nicht, hauptsache wir helfen den Leuten ihre Probleme
rund um Recherchen und Wissen zu loesen!
... und wir sollten endlich aufhoeren mit dieser
Hilfe-die-Bibliotheken-gehen-unter-Hysterie! Ich kann's nicht
mehr hoeren! ;-)
markus
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.