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Re: [InetBib] Facebook Gruppe



Hallo Oliver,

noch paar Gedanken zum Thema Facebook und Druck, dort unbedingt mitmachen zu 
müssen:
Es gab Zeiten als Mitbürger wegen des "sozialen Drucks" (und angeblich nicht 
wegen ihrer Überzeugung) "Heil Hitler" geschrien , Fensterscheiben friedlicher 
Mitbürger eingeschmissen und Bücher verbrannt haben. Aus Verweigern wurden 
schnell Verfolgte.
Es ist immer eine persönliche Entscheidung, in wie weit einer sich diesem 
Druck unterwirft.  Sich verweigern, heißt aber auch nicht dabei zu sein und 
eventuell auch viel Interessantes verpassen.
Mich persönlich stört es, dass ich ständig und überall (Zeitung, die ich lese; 
Sendung, die ich schaue; Liste, in der ich Mitglied bin) aufgefordert werde, 
meine Gedanken, Gefühle, Überzeugungen bei Facebook abzuladen.
Ich hasse förmlich den Satz: "Diskutieren Sie mit uns auf Facebook!"
Wer Interesse hat, zu erfahren, was Facebook über einen weiß und wie Facebook 
Daten auswertet, kann einen Selbstversuch starten und die kostenlose und 
quelloffene Chrome-Erweiterung "Data Selfie" (https://dataselfie.it/) 
installieren, die Ihr Nutzerverhalten auf Facebook analysiert und  auf dieser 
Grundlage ein Persönlichkeitsprofil erstellt.  Die  Algorithmen stammen zum 
Teil von  der Cambridge University  und werden auch bei IBMs künstlicher 
Intelligenz Watson eingesetzt.  
Es ist schon erschreckend, wie einfach es ist aus der Masse trivialer 
Informationen Religionszugehörigkeit, politische Überzeugung, sexuelle 
Vorlieben, etc. zu ermitteln.
Noch eine kleine Ergänzung zu Whatsapp. Die Kommunikation auf der Leitung ist 
nun verschlüsselt und privat. Auch die Backup-Dateien liegen verschlüsselt auf 
dem Smartphone. Es ist aber ein leichtes diese z.B. mit Hilfe von  'Elcomsoft 
Explorer for WhatsApp'  (https://www.elcomsoft.de/news/620.html) zu 
entschlüsseln und anzuzeigen. Sofern die Backup-Dateien in der Cloud (Google-
Drive, iCloud etc.) abgelegt werden, braucht BigBrother keinen Zugriff auf das 
Gerät selbst.

Viele Grüße
Artur Nold

On Fri, Feb 17, 2017 at 10:31:36AM +0100, Christoph Deeg via InetBib wrote:
Übrigens wird der Artikel in "Das Magazin" in Fachkreisen sehr
kontrovers diskutiert. Letztlich geht es in diesen ganzen Diskussionen
um die Frage, ob wir anerkennen, dass wir es mit einer
digital-analogen Gesellschaft zu tun haben, was dann bedeuten würde,
dass man auch eine Verantwortung hat, den digitalen Teil aktiv zu
gestalten. Aber dies ist eine andere Diskussion...

den digitalen Teil zu gestalten faengt aber beim Einzelnen und einer
verantwortlichen Nutzung an. Aber wie gestaltet der Einzelne in der
Masse den digitalen Teil denn?

Er benutzt z.B. WhatsApp, denn das haben ja alle und es kostet nichts
- peer pressure laesst gruessen.

Direkt mit dem Start der App fordert FB den Wegezoll. Einerseits wird
die Telefonnummer als ID verwendet, was schon grenzwertig - aber auch
so toll praktisch ist um "Freunde" zu finden. Danach will FB das
Telefonbuch absaugen und erlangt so Metadaten von anderen WhatsApp
Nutzern darin - aber eben auch von allen anderen, die mit FB nichts am
Hut haben (wollen).

"Wenn etwas kostenlos ist, bist DU das Produkt" wird hier
gesteigert in "Damit es fuer Dich kostenlos ist, musst Du erst alle
deine Freunde verkaufen"

Ja, WhatsApp verschluesselt inzwischen Ende-zu-Ende - anders als bei
Facebook kann hier nicht der Inhalt der Kommunikation ausgewertet
werden, aber hier sind die Metadaten der Kommunikation das Problem.
Denn die werden nicht verschluesselt uebertragen. Wer also mit wem
wann wie lange kommuniziert.

Und was aus unscheinbaren Metadaten gemacht werden kann, zeigt IMHO
eindrucksvoll ein Vortrag auf dem 3C33:

https://netzpolitik.org/2016/analyse-von-spiegel-online-so-tickt-deutschland
s-groesste-nachrichtenseite/

Ich wuerde postulieren: In der Masse findet eine
verantwortungsbewusste digitale Nutzung - d.h ich weiss was ich tue
und es ist mir nicht egal - de facto nicht statt.

Wenn das digitale Handeln des Einzelnen nur ihn betraefe, dann koennte
man das akzeptieren. Das ist aber nicht der Fall. Stattdessen wird
bewusst (schlimm) oder unbewusst (nicht weniger schlimm) in Kauf
genommen, dass die Daten Unbeteiligter herausgeblasen werden.

Auf den Punkt: Es ist reicht heutzutage nicht mehr bewusst kein FB
oder WhatsApp zu verwenden, wenn es deine "Freunde" bereits tun.

Keine Frage, Messenger sind absolut praktisch. Es gibt aber auch
Messenger, die a) eine anonyme Kennung verwenden und gerade nicht die
Telefonnummer, b) Ende-zu-Ende Verschluesselung bieten, c) zum
Betrieb keinen Zugriff auf das Telefonbuch benoetigen und d) als
Geschaeftsmodell nicht die Monetarisierung von Daten haben.

Aber ggf. kosten die etwas und man hat erstmal nicht ganz so viele
Freunde. Aber dafuer hat man die Kontrolle darueber, mit wem man denn
kommunizieren will - im Sinne von "echte Fruende" (und nicht nur
FB-Freunde) - und gibt sich nicht als kommunikationswillig zu allen,
die zufaellig im Telefonbuch sind und auch bei WhatsApp...

Nur ein paar Gedanken zum Wochenende...

Gruss

O. Flimm


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