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[InetBib] WG: LIBREAS #30 'Post-Digital-Humanities' erschienen
- Date: Mon, 2 Jan 2017 09:12:50 +0100
- From: Andreas Hartsch via InetBib <inetbib@xxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] WG: LIBREAS #30 'Post-Digital-Humanities' erschienen
Betreff: AW: [InetBib] LIBREAS #30 'Post-Digital-Humanities' erschienen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
lieber Herr Umstaetter,
als Beiträger zu dieser neuen #30 von LIBREAS stimme ich Ihnen zu, dass das
Präfix "Post-" häufig problematisch ist, denn es deutet immer ein "Nach" an,
bei dem man sich fragen muss, was denn "zu Ende gegangen ist" und was jenseits
neu beginnt. Ich habe dieses Problem nicht weiter vertieft in meinem Beitrag,
sondern mir das Thema der Ausgabe pragmatischer ausgedeutet als die Situation
einer "Normalität", die sich nun auch in den Geisteswissenschaften gegenüber
dem Digitalen eingestellt hat. (Wenn Sie aufmerksam gelesen haben, werden Sie
bemerkt haben, dass ich die Sozialwissenschaften aus meinen Überlegungen
ausgenehme, da sie ganz klar mit einem Fuß, wenn nicht mit beiden, auf dem
Grund sozialstatistischer Digitalverfahren stehen).
So ging es mir in der Tat nicht darum, mit Händen und Füßen "eine der
wichtigsten Grundgrößen unseres Universums" abzuwehren, sondern - mit dem Kopf
- Situationsanalyse und Folgeabschätzungen zu betreiben, wie Sie es ja auch
richtigerweise für Technik ganz allgemein für sinnvoll halten und die man
zunehmend in globalisierten Kategorien leisten muss, wie das Weltdorf zunehmend
erkennt. Es ist daher folgerichtig, dass Sie den analytischen Rahmen
"Universum" in Vorschlag bringen.
Nur vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum ich hier ein
Fortschrittsprinzip hinterfrage, dass sich in dem simplifizierenden Satz "Das
Neue ist das Gute" zu erkennen gibt. Dabei geht es mir nicht um "Glauben"; und
Diskursanalyse ist methodisch nicht das Aufstellen von "fiktiven Feindbildern",
sondern auf nachvollziehbarer Basis (siehe Fußnoten und Literaturliste) ein
Beitrag zu einer laufenden Diskussion, die man eben, wie oben bereits gesagt,
vielleicht noch nicht unbedingt "post" nennen sollte, da gebe ich Ihnen völlig
Recht. Sie werden ja sicher bemerkt haben, dass ich das Wort "Normalität" in
Vorschlag bringe.
Weiterhin anregende Lektüre.
MfG
Andreas Hartsch
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther
Umstaetter via InetBib
Gesendet: Sonntag, 1. Januar 2017 23:18
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] LIBREAS #30 'Post-Digital-Humanities' erschienen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nachdem ich in den letzten Jahren gerade bei etlichen Geistes- und
Sozialwissenschaftlern beobachten musste, dass sie sich mit Händen und Füßen
gegen die rasant fortschreitende Digitalisierung wehren (es sei hier nur an die
Diskurse mit R. Reuß und vielen anderen erinnert), ist es bemerkenswert, dass
die neuste Ausgabe von Libreas, sozusagen als Abschluss des Jahres 2016, ihrer
Zeit schon wieder so weit voraus ist, dass sich die Autoren bereits mit
“Post-Digital-Humanities”
beschäftigen.
Um ehrlich zu sein, ein Satz, wie “Das Digitale ist die Fortsetzung der
Trivialitäten des Alltags mit anderen Mitteln.“ macht aber deutlich, dass die
Bedeutung der Digitalisierung, und damit die Messbarkeit einer der wichtigsten
Grundgrößen unseres Universums in Bit noch weitgehend unverstanden geblieben
ist.
Interessant finde ich auch die Frage von (A. Hartsch): “Müssen
Geisteswissenschaften im medientechnologischen Sinne stärker ihre Eigenart
gegenüber STM-Fächern betonen?” weil sie zeigt, dass die Vertreter der
Geisteswissenschaften immer größere Problem haben, den rasanten Entwicklungen
in den „STM-Fächern“ zu folgen. Da helfen auch keine fiktiven Feindbilder, wie
die völlig abwegige Behauptung “Das Neue ist das Gute”, oder “Das Neue ist das
Selbstverständliche”. Ich kenne keinen vernünftigen Menschen, der so einen
Unsinn glaubt. Im Gegenteil, gerade das Neue muss bekanntlich auf seine
Folgeabschätzungen besonders genau überprüft werden.
Ich denke auch, dass man die "Versprechen von technik-getriebenen
Entwicklungen" (wenn es soetwas überhaupt geben kann) nicht mit lobbyistischen
Versprechen, von welcher Seite auch immer, verwechseln sollte.
Wenn ich lese, dass auch in Libreas #31
(https://libreas.wordpress.com/2016/12/06/cfp-31-emotionen-emotional-labor/)
"neben Essays und Artikeln auch mehr künstlerische Beiträge wie Lyrik oder
Bilder denkbar" sind, dann erfüllt mich die Entwicklung dieser Zeitschrift eher
mit Sorge. Das Bibliothekswesen braucht dringen wissenschaftlich fundierte
Erkenntnisse, mit denen es seine absehbare Zukunft kreativ mitgestalten kann.
MfG
Walther Umstätter
Werte Kolleginnen und Kollegen,
gerne verweise ich Sie darauf, dass kurz vor dem Jahreswechsel die
Ausgabe #30 der LIBREAS. Library Ideas zum Schwerpunkt
Post-Digital-Humanities erschienen ist. Die Ausgabe umfasst neun
Beiträge und vier Rezensionen, die Sie, so hoffen wir, gut ins neue
Jahr begleiten und zu einer kritischen Haltung gegenüber Versprechen
von technik-getriebenen Entwicklungen anregen werden.
Sie können die aktuelle Ausgabe unter der bekannten URL
http://libreas.eu erreichen.
Ich möchte auch noch einmal auf den CfP für die Ausgabe #31 Emotionen
& Emotional Labor hinweisen, für den die Deadline der 30.04.2017 ist.
https://libreas.wordpress.com/2016/12/06/cfp-31-emotionen-emotional-la
bor/
m.f.G.
Karsten Schuldt
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.