[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[InetBib] WG: LIBREAS #30 'Post-Digital-Humanities' erschienen





Betreff: AW: [InetBib] LIBREAS #30 'Post-Digital-Humanities' erschienen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
lieber Herr Umstaetter,

als Beiträger zu dieser neuen #30 von LIBREAS stimme ich Ihnen zu, dass das 
Präfix "Post-" häufig problematisch ist, denn es deutet immer ein "Nach" an, 
bei dem man sich fragen muss, was denn "zu Ende gegangen ist" und was jenseits 
neu beginnt. Ich habe dieses Problem nicht weiter vertieft in meinem Beitrag, 
sondern mir das Thema der Ausgabe pragmatischer ausgedeutet als die Situation 
einer "Normalität", die sich nun auch in den Geisteswissenschaften gegenüber 
dem Digitalen eingestellt hat. (Wenn Sie aufmerksam gelesen haben, werden Sie 
bemerkt haben, dass ich die Sozialwissenschaften aus meinen Überlegungen 
ausgenehme, da sie ganz klar mit einem Fuß, wenn nicht mit beiden, auf dem 
Grund sozialstatistischer Digitalverfahren stehen).

So ging es mir in der Tat nicht darum, mit Händen und Füßen "eine der 
wichtigsten Grundgrößen unseres Universums" abzuwehren, sondern - mit dem Kopf 
-  Situationsanalyse und Folgeabschätzungen zu betreiben, wie Sie es ja auch 
richtigerweise für Technik ganz allgemein für sinnvoll halten und die man 
zunehmend in globalisierten Kategorien leisten muss, wie das Weltdorf zunehmend 
erkennt. Es ist daher folgerichtig, dass Sie den analytischen Rahmen 
"Universum" in Vorschlag bringen. 

Nur vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum ich hier ein 
Fortschrittsprinzip hinterfrage, dass sich in dem simplifizierenden Satz "Das 
Neue ist das Gute" zu erkennen gibt. Dabei geht es mir nicht um "Glauben"; und 
Diskursanalyse ist methodisch nicht das Aufstellen von "fiktiven Feindbildern", 
sondern auf nachvollziehbarer Basis (siehe Fußnoten und Literaturliste) ein 
Beitrag zu einer laufenden Diskussion, die man eben, wie oben bereits gesagt, 
vielleicht noch nicht unbedingt "post" nennen sollte, da gebe ich Ihnen völlig 
Recht. Sie werden ja sicher bemerkt haben, dass ich das Wort "Normalität" in 
Vorschlag bringe.

Weiterhin anregende Lektüre.
MfG
Andreas Hartsch




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther 
Umstaetter via InetBib
Gesendet: Sonntag, 1. Januar 2017 23:18
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] LIBREAS #30 'Post-Digital-Humanities' erschienen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nachdem ich in den letzten Jahren gerade bei etlichen Geistes- und 
Sozialwissenschaftlern beobachten musste, dass sie sich mit Händen und Füßen 
gegen die rasant fortschreitende Digitalisierung wehren (es sei hier nur an die 
Diskurse mit R. Reuß und vielen anderen erinnert), ist es bemerkenswert, dass 
die neuste Ausgabe von Libreas, sozusagen als Abschluss des Jahres 2016, ihrer 
Zeit schon wieder so weit voraus ist, dass sich die Autoren bereits mit 
“Post-Digital-Humanities” 
beschäftigen.

Um ehrlich zu sein, ein Satz, wie “Das Digitale ist die Fortsetzung der 
Trivialitäten des Alltags mit anderen Mitteln.“ macht aber deutlich, dass die 
Bedeutung der Digitalisierung, und damit die Messbarkeit einer der wichtigsten 
Grundgrößen unseres Universums in Bit noch weitgehend unverstanden geblieben 
ist.

Interessant finde ich auch die Frage von (A. Hartsch): “Müssen 
Geisteswissenschaften im medientechnologischen Sinne stärker ihre Eigenart 
gegenüber STM-Fächern betonen?” weil sie zeigt, dass die Vertreter der 
Geisteswissenschaften immer größere Problem haben, den rasanten Entwicklungen 
in den „STM-Fächern“ zu folgen. Da helfen auch keine fiktiven Feindbilder, wie 
die völlig abwegige Behauptung “Das Neue ist das Gute”, oder “Das Neue ist das 
Selbstverständliche”. Ich kenne keinen vernünftigen Menschen, der so einen 
Unsinn glaubt. Im Gegenteil, gerade das Neue muss bekanntlich auf seine 
Folgeabschätzungen besonders genau überprüft werden.

Ich denke auch, dass man die "Versprechen von technik-getriebenen 
Entwicklungen" (wenn es soetwas überhaupt geben kann) nicht mit lobbyistischen 
Versprechen, von welcher Seite auch immer, verwechseln sollte.

Wenn ich lese, dass auch in  Libreas #31
(https://libreas.wordpress.com/2016/12/06/cfp-31-emotionen-emotional-labor/)
"neben Essays und Artikeln auch mehr künstlerische Beiträge wie Lyrik oder 
Bilder denkbar" sind, dann erfüllt mich die Entwicklung dieser Zeitschrift eher 
mit Sorge. Das Bibliothekswesen braucht dringen wissenschaftlich fundierte 
Erkenntnisse, mit denen es seine absehbare Zukunft kreativ mitgestalten kann.

MfG
Walther Umstätter

Werte Kolleginnen und Kollegen,

gerne verweise ich Sie darauf, dass kurz vor dem Jahreswechsel die 
Ausgabe #30 der LIBREAS. Library Ideas zum Schwerpunkt 
Post-Digital-Humanities erschienen ist. Die Ausgabe umfasst neun 
Beiträge und vier Rezensionen, die Sie, so hoffen wir, gut ins neue 
Jahr begleiten und zu einer kritischen Haltung gegenüber Versprechen 
von technik-getriebenen Entwicklungen anregen werden.

Sie können die aktuelle Ausgabe unter der bekannten URL 
http://libreas.eu erreichen.

Ich möchte auch noch einmal auf den CfP für die Ausgabe #31 Emotionen 
& Emotional Labor hinweisen, für den die Deadline der 30.04.2017 ist.
https://libreas.wordpress.com/2016/12/06/cfp-31-emotionen-emotional-la
bor/

m.f.G.
Karsten Schuldt


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.