Liebe Kolleginnen und Kollegen,nachdem ich in den letzten Jahren gerade bei etlichen Geistes- und Sozialwissenschaftlern beobachten musste, dass sie sich mit Händen und Füßen gegen die rasant fortschreitende Digitalisierung wehren (es sei hier nur an die Diskurse mit R. Reuß und vielen anderen erinnert), ist es bemerkenswert, dass die neuste Ausgabe von Libreas, sozusagen als Abschluss des Jahres 2016, ihrer Zeit schon wieder so weit voraus ist, dass sich die Autoren bereits mit “Post-Digital-Humanities” beschäftigen.
Um ehrlich zu sein, ein Satz, wie “Das Digitale ist die Fortsetzung der Trivialitäten des Alltags mit anderen Mitteln.“ macht aber deutlich, dass die Bedeutung der Digitalisierung, und damit die Messbarkeit einer der wichtigsten Grundgrößen unseres Universums in Bit noch weitgehend unverstanden geblieben ist.
Interessant finde ich auch die Frage von (A. Hartsch): “Müssen Geisteswissenschaften im medientechnologischen Sinne stärker ihre Eigenart gegenüber STM-Fächern betonen?” weil sie zeigt, dass die Vertreter der Geisteswissenschaften immer größere Problem haben, den rasanten Entwicklungen in den „STM-Fächern“ zu folgen. Da helfen auch keine fiktiven Feindbilder, wie die völlig abwegige Behauptung “Das Neue ist das Gute”, oder “Das Neue ist das Selbstverständliche”. Ich kenne keinen vernünftigen Menschen, der so einen Unsinn glaubt. Im Gegenteil, gerade das Neue muss bekanntlich auf seine Folgeabschätzungen besonders genau überprüft werden.
Ich denke auch, dass man die "Versprechen von technik-getriebenen Entwicklungen" (wenn es soetwas überhaupt geben kann) nicht mit lobbyistischen Versprechen, von welcher Seite auch immer, verwechseln sollte.
Wenn ich lese, dass auch in Libreas #31 (https://libreas.wordpress.com/2016/12/06/cfp-31-emotionen-emotional-labor/) "neben Essays und Artikeln auch mehr künstlerische Beiträge wie Lyrik oder Bilder denkbar" sind, dann erfüllt mich die Entwicklung dieser Zeitschrift eher mit Sorge. Das Bibliothekswesen braucht dringen wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, mit denen es seine absehbare Zukunft kreativ mitgestalten kann.
MfG Walther Umstätter
Werte Kolleginnen und Kollegen, gerne verweise ich Sie darauf, dass kurz vor dem Jahreswechsel die Ausgabe #30 der LIBREAS. Library Ideas zum Schwerpunkt Post-Digital-Humanities erschienen ist. Die Ausgabe umfasst neun Beiträge und vier Rezensionen, die Sie, so hoffen wir, gut ins neue Jahr begleiten und zu einer kritischen Haltung gegenüber Versprechen von technik-getriebenen Entwicklungen anregen werden. Sie können die aktuelle Ausgabe unter der bekannten URL http://libreas.eu erreichen. Ich möchte auch noch einmal auf den CfP für die Ausgabe #31 Emotionen & Emotional Labor hinweisen, für den die Deadline der 30.04.2017 ist. https://libreas.wordpress.com/2016/12/06/cfp-31-emotionen-emotional-labor/ m.f.G. Karsten Schuldt