[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
[InetBib] Offener Brief - An Bibliotheken und Wissenschaftliche Verlage
- Date: Wed, 12 Oct 2016 08:46:40 +0000
- From: Catherine Anderson <C.Anderson@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] Offener Brief - An Bibliotheken und Wissenschaftliche Verlage
Offener Brief
An Bibliotheken und Wissenschaftliche Verlage
Seit einigen Monaten beobachten wir deutliche Anzeichen für große Veränderungen
im Markt wissenschaftlicher Zeitschriften. Die Allianz der deutschen
Wissenschaftsorganisationen, vertreten durch die Hochschulrektorenkonferenz
HRK, plant einen Abschluss deutschlandweiter Lizenzverträge für E-Journals mit
den drei großen Anbietern Springer-Nature, Wiley und Elsevier unter dem
Projektnamen „DEAL“.
Aktuell sind uns keine Details zum geplanten Projekt bzw. dem Status der
Vertragsverhandlungen bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass das
verhandelte Modell keine Beteiligung von Zeitschriftenagenturen oder
Buchhändlern vorsieht. Dies zeigen die Beispiele umgesetzter
Landesvereinbarungen in Baden-Württemberg vor drei Jahren und Sachsen im
vergangenen Jahr.
Seit Jahren ist der Handel als verlässlicher Partner gegenüber Verlagen und
Bibliotheken tätig. Wir leben vom vertrauensvollen Austausch und der
gemeinsamen Beratung zukünftiger Entwicklungen. Bei diesem Projekt ist jedoch
die Informationslage für uns absolut unbefriedigend. Eine spezifische Rolle in
den Verhandlungen wird dem Handel offenbar nicht zugedacht.
Das geplante Projekt in Verbindung mit der Informationspolitik deutet darauf
hin, dass das Konsortium und die genannten Verlage die Zusammenarbeit mit dem
Handel weitgehend aufkündigen wollen. Das rührt an den Grundfesten unserer
Existenz und zerstört das bisherige Modell der Zusammenarbeit zwischen
Verlagen, Bibliotheken und Agenturen/Buchhändlern.
Seit Jahren generieren Agenturen und Händler durch etablierte Prozesse in Bezug
auf Bestellung, Verwaltung und Organisation von Zeitschriften Mehrwerte
gegenüber ihren Bibliothekskunden. Wir haben Bibliotheken und Verlage in den
Zeiten des digitalen Wandels erfolgreich unterstützt und beraten. Es wurden
Dienstleistungen entwickelt, die Bibliotheken helfen, die Herausforderungen,
die dieser Wandel mit sich gebracht hat, zu meistern. Diese Mehrwerte stellen
heute einen essentiellen Wertschöpfungsfaktor für Bibliotheken dar und
entlasten von ansonsten selbst zu erbringenden Leistungen.
Dieses Angebot und die ständige Weiterentwicklung von Agenturserviceleistungen
konnte in den letzten Jahren nur gelingen, weil grundsätzlich alle am Markt zu
Verfügung stehenden Medienformen verkauft und somit Deckungsbeiträge generiert
werden konnten.
Durch den Wegfall der Deckungsbeiträge aus dem Geschäft mit Zeitschriften in
Print und digitaler Form und möglicherweise weiteren digitalen Produkten (wie
in Sachsen) wird das Bibliotheksgeschäft mit den bislang gewohnten
Serviceleistungen nicht mehr möglich sein:
- Wertschöpfende Services in Bezug auf alle Medienformen, sowohl im
Zusammenspiel mit Bibliotheken als auch Verlagen, werden langfristig nicht mehr
aufrecht zu erhalten sein. Technische Weiterentwicklungen sind gefährdet und
können aus den verbleibenden Deckungsbeiträgen nicht finanziert werden.
- Bislang bestehende Services müssen künftig von Bibliotheken und/oder Verlagen
neu aufgesetzt werden. Hier werden Kosten entstehen, die der vermeintlichen
Kosteneinsparung gegenübergestellt werden müssen.
- Konzentrationsprozesse auf Seiten von Lieferanten und Verlagen werden
zunehmen.
Damit entstehen weitere Abhängigkeiten in Bezug auf Content und Preis.
Unser Appell an Verlage und Bibliotheken: Überdenken Sie das jetzt auf den Weg
gebrachte Modell. Im Kern begründet es die mittel- und langfristige
Ausschaltung aller Handelsstufen! Wir wünschen uns einen partnerschaftlichen
Austausch, in dem Verlage, Bibliotheken und Agenturen ihre selbstverständliche
Rolle einnehmen. Jetzt haben wir noch die Gelegenheit, direkte und indirekte
Chancen und Risiken abzuwägen. Sind die Tatsachen erst geschaffen, wird es
dafür zu spät sein.
Lassen Sie uns reden!
Unterzeichnet durch
AWS – Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und
Fachbuchhandlungen, Hamburg. Vorstände: Thomas Wich, Bianca Kölbl, Torsten Jahn
Sortimenter-Ausschuss, Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., Frankfurt
am Main. Vorsitzender: Thomas Wrensch
Schweitzer Fachinformationen oHG, München. Geschäftsführer: Philipp Neie
Sack Mediengruppe GmbH & Co. KG, Köln. Geschäftsführer: Hans Jürgen Richters
Missing Link Versandbuchhandlung eG, Bremen. Vorsitzender des Aufsichtsrates:
Klaus Tapken
Massmann International Buchhandlung GmbH, Hamburg. Geschäftsführer: Kay Massmann
Lehmanns Media GmbH, Köln. Geschäftsführer: Detlef Büttner
Dietmar Dreier Wissenschaftliche Versandbuchhandlung GmbH, Duisburg.
Geschäftsführerin: Diane Korneli-Dreier
Catherine Anderson
Vertriebsleitung Bibliotheken
Schweitzer Fachinformationen
Schweitzer Fachinformationen oHG
Alt-Moabit 91c l 10559 Berlin
Tel: +49 89 218 95 26 - 35 l Fax: +49 89 218 95 26 - 32
Mobil: +49 160 477 1077
C.Anderson@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
www.schweitzer-online.de
Sitz des Unternehmens:
Schweitzer Fachinformationen oHG, Elsenheimerstr. 41-43, 80687 München
AG München HRA 97914, USt-Ident-Nummer DE 283 556 932
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.