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[InetBib] eine kleine Spekulation über moderne Bibliothekskonzepte jenseits der Bibliotheken



Hallo,

ich spekuliere jetzt mal:

1) bisher kennt vielleicht niemand ausser das Finanzamt, und das sitzt größtenteils in Irland, das wahre Geschäftskonzept von ALPHABET? und vielleicht nicht mal dieses, aus Kulanzgründen; und alle anderen, vor allem die Medien, spekulieren nur darüber.

2) wenn wir uns als Bibliotheken doch sehr an Google orientieren, was moderne Bibliothekskonzepte angeht, also "die Bibliothek geht App" usw.,
weshalb
geht es da nie ums Geldverdienen ohne seine Leistungen kostenpflichtig zu machen? Weil niemand weiss wie das geht? Vielleicht geht das ja auch gar nicht. Aber niemand will das wissen, offensichtlich. Denn sonst müßte man ALPHABET mal einige unangenehme Fragen stellen.

3) Das Konzept von ALPHABET, möglichst viel Wissen, das die vielen Leute anbieten, die zugleich insgesamt Konsumenten sind, online zu stellen, statt diesen vielen Leuten nur oder fast ausschließlich nur Leistungen anderer Leute, insbesondere von speziellen Fachleuten, anzubieten, das finde ich besonders interessant, weil dies anders ist als es die modernen öffentlich-rechtlichen Wissensinfrastrukturen handhaben: diese gehen nicht auf alle zu bei open access, sondern nur auf Wissenschaftler, und vielleicht macht dies die Faszination von ALPHABET besonders aus: sie sammeln und sichern und verwahren und bieten an das, was sie von möglichst vielen Menschen freiwillig erhalten.

Die klassischen Bibliotheken, haben das Konzept: wir bieten an!
Die modernen Bibliotheken gehen auch auf die open access-Ebene und sagen: wir bieten an, aber wir nehmen auch an, und bieten auch das an.

Aber die Wende zum großen Informationsannehmen ist bei Bibliotheken bisher längst nicht erfolgt, noch nicht einmal vorgedacht, vielleicht weil es sich zumeist um auf Wissenschaftler spezialisierte Einrichtungen handelt, also nicht "um das gewöhnliche Volk".

Die Menschen macht eben nicht nur Wissen glücklich, das von Wissenden stammt. Sondern es macht sie glücklich, selbst Wissen zu generieren und zur Verfügung stellen, indem sie irgendwas von sich an ALPHABET geben. Irgendwelche Informationen, egal welche, und sie finden es super toll, dass diese soviel wert sind, dass Google sie nimmt, allen weltweit zur Verfügung stellt und dann auch noch viel damit verdient, ganz so als seien sie sehr wertvoll. Dabei geht es oft nur darum, mitzuteilen, dass man letzten Abend aus gegangen war. Oder um ein Selfie irgendwo.

Wir Bibliotheken sind vielleicht zu sehr anbietend, zu wenig annehmend. Wir sagen uns immer noch in erster Linie: Wissen ist was Wert, aber es muss auch was wert sein, damit es richtiges Wissen ist. ALPHABET demokratisiert die Wissensgenerierung und das Wissenspublizieren. Und Wissen ist demokratisch: alles Wissen ist gleich viel wert, selbst wenn man nur mitteilt, dass man sich gerade die Haare gekämmt hat, ist dies soviel wert wie das Wissen, dass gerade ein neuer Flugzeugtyp von Boing erfunden wurde.

Kann es nicht die Aufgabe von Bibliotheken sein, den Menschen das anzubieten, was sie uns Bibliotheken selbst ebenfalls geben? Weil es nichts mehr mit Wissenschaft zu tun hat, nur noch mit Information? Big Data aber besagt: jede Information ist wertvolles Wissen. Selbst wenn sie nicht von einem Wissenschaftler kommt.

Vielleicht sollten wir Wissenstransferstationen auch als akademischen Bibliotheken alle Menschen mehr als Wissens-Produzenten sehen und weniger nur als Konsumenten!

Geben ist Gold. Aber Nehmen kann auch Gold sein.

Denkt wer mal darüber nach?

Viele Grüsse

Klaus Zehnder

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Klaus Zehnder
09111 Chemnitz


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.