Herzlichen Dank für diesen Hinweis, Herr Dietz. Wie schön, dass es die Onleihe gibtWenn Victor Klemperer auf Seite 6 des Buches von A. Vitkine mit den Worten zitiert wird: »Es wird mir immer das größte Rätsel des ›Dritten Reiches‹ bleiben, wie dieses Buch in voller Öffentlichkeit verbreitet werden durfte, ja mußte, und wie es dennoch zur Herrschaft Hitlers und zu zwölfjähriger Dauer dieser Herrschaft kommen konnte,”, dann belegt dieses Beispiel aus meiner Sicht sehr schön, wie wenig Bücher die Welt verändern. Das liegt daran, dass nur wenige Leser sie wirklich genau lesen, dass viele Leser der damaligen Zeit nur das heraus lasen, was sie lesen wollten – unter den Nazis können wir die Juden ausplündern, und dass etliche kaum glauben konnten, dass ein Autor wirklich so dumm sein, und sich auch noch für genial halten kann, um dies zu publizieren. Das bestätigt, wie so oft, die reinforcement theory von Lazarsfeld u.a. (www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/infopub/Lazarsfeld14a.pdf). Ich glaube auch nicht, “dass diesem Buch mit einem anderen Titel womöglich ein anderes Schicksal beschieden gewesen wäre” (S.23), denn es “mußte” bekanntlich verbreitet werden, und nicht das Buch hat das “Dritte Reich” ausgelöst, sondern das “Dritte Reich” den Verkauf des Buches, bis heute.
Auch Neonazis werden in „Mein Kampf“ nur das lesen, was sie lesen wollen. So heißt es auf S. 199 „Ein Käufer erklärt, dass Hitlers Gedanken zu »Demokratie und Parlamentswesen« ihm die Augen geöffnet hätten.“ oder auf S. 216 wo jemand verrät, Hitler lüftete für ihn „den Schleier über den Juden“. ("Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken.“ G. C. Lichtenberg) Daran erkennt man, dass es natürlich noch mehr so geistig schlichte Menschen wie Hitler bis heute gibt. Um solchem Unsinn entgegen treten zu können, muss man aber „Mein Kampf“ auch als vernünftiger Mensch gelesen haben. Sonst reden nur noch die Ideologen darüber. Schon allein die Tatsache, dass Hitler in „Mein Kampf“ sich deutlich gegen jede „Objektivität“ ausspricht, weil für ihn als „Führer“ die Propaganda viel wichtiger ist, und damit auch die „Große Lüge“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Big_lie) diskreditierte ihn politisch eindeutig, und es gibt Anhaltspunkte in diesem Buch dafür, dass sich Hitler selbst wunderte, dass er trotzdem der "Führer" werden konnte. Insofern war Klemperers Erstaunen berechtigt.
MfG Walther Umnstätter Am 2016-01-23 13:49, schrieb Karl Dietz:
Hallo es gibt einige themen, die aktuell viel diskutiert werden. eines davon ist die kommentierte ausgabe von mein kampf.Der Anfang einer langen Liste im kontext: Thomas Sandkühler. Adolf H. Sebastian Haffner. Anmerkungen zu Hitler Joachim Fest. Hitler. Eine Biographiedie erste erg. lfg. Helmut Qualtinger liest aus : Mein Kampf (1975) - YouTube ▶ 5:01 https://www.youtube.com/watch?v=a0NZTz42Cok 29.08.2012 Serdar Somuncu Ein Türke Liest Mein Kampf ... ▶ 1:55:20 https://www.youtube.com/watch?v=jBMeoGyyxnc 13.08.2015die zweite erg.lfg. "Mein Kampf" - für die einen ein Tabu, für andere ein Faszinosum, in Deutschland seit Kriegsende verboten, in anderen Ländern bis heute ein Bestseller. Aber was wissen wir über "Mein Kampf"? Wie und wo hat Hitler daran geschrieben? Wer hat den Text gelesen und wie hat man vor Hitlers Machtergreifung darüber gedacht? Wie viel verdiente Hitler an dem Buch? Warum hat es eine Schlüsselrolle für seine Macht gespielt? Und wie soll man heute, wo das Nachdruckverbot endet, mit diesem Buch umgehen? Antoine Vitkine beschreibt die verstörende Karriere einer Hetzschrift, die sich nicht im Giftschrank der Geschichte einsperren lässt. http://www.onleihe.de eben gesehen via OnlinebibliothekBB in facebook Weitere Lit.listen gerne an mich.Grüsse, Karl Dietz blog.karldietz.de+ Stellen im AKI-wiki ... s.a. openbibliojobs u.a. ... http://wiki.aki-stuttgart.de/mediawiki/index.php/JobZzB BIB bei bad. landesmuseum in karlsruhe wiss.Mitarb. bei DLA in marbach