R Am 23.01.16 um 04:02 schrieb h0228kdm:
Sehr geehrter Herr Lowisch, herzlichen Dank dass Sie auch hier in Inetbib auf diesen ernsten Vorgang aufmerksam gemacht haben.Für diejenigen Informationsspezialisten, die es inzwischen vergessen haben sollten. Die Schließung der Informationswissenschaft schreitet in Deutschland seit Jahrzehnten voran. Nachdem die Nachfolge von Wersig an der FU Berlin, die von R. Kuhlen in Konstanz, die von H. Zimmermann in Saarbrücken, oder auch die von P. Kaegbein in Köln gestrichen war, ist nun die von W. Stock in Düsseldorf virulent. Auch die Streichung der Dokumentation in Potsdam ist nicht zu vergessen.Ich entsinne mich noch gut daran, dass P. Kaegbein nach dem Mauerfall noch viel Kraft in den Neuaufbau des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der HU-Berlin gesteckt hatte, und dass ich, nachdem ich bei diesem Neuanfang zufälligerweise die erste berufene Professor an der HU inne hatte, den Dekan der Phil. Fak. I 1994 besuchte, um mir bereits anzuhören, dass nun wieder Stellenstreichungen im Gange waren. Was lag für die Fakultät näher, als ein Institut zu streichen, dass noch gar nicht vollständig besetzt war. Danach waren wir, bis zu meiner Emeritierung 2006 vorwiegend damit beschäftigt, alles zu tun, um dieses Institut zu retten. Als gäbe es nichts wichtigeres in der Informationswissenschaft zu tun. Es gab damals viele, die uns halfen, so wie auch Prof. E. Mittler, der die Neubesetzung durch Prof. M. Seadle sehr professionell erreichte. Danach kamen noch Prof. P. Schirmbacher und Prof. V. Petras hinzu. Trotzdem kann man sich nicht sicher sein, ob dieses Institut auf längere Sicht in trockenen Tüchern ist.Es gehört mit zu der aktuellen Diskussion „Sind Universitäten unregierbar?“, dass der Ausbau von Hochschulen, oder auch die Streichung von Instituten keine Frage der inhaltlichen Diskussion sind, sondern fast ausschließlich aus taktischen Erwägungen entspringen. Was lässt sich mit dem geringsten Widerstand streichen? Ab wann sind Studentenunruhen zu erwarten. Es ist auch gleichgültig, wie viele iatrogene Schäden die Medizin und die Pharmazie jährlich erzeugt, ihre Lobby sorgt für ungebremstes Wachstum bei den Versicherungen.Ich entsinne mich, dass sich unser Dekan, bei seinen Streichungsüberlegungen vehement dagegen verwahrte, dass sich Außenstehend in seine Entscheidungsfindung einmischen wollten. Dazu pickte er sich auch gern Argumente von Briefschreibern heraus, die er anhand ihres mangelhaften Insiderwissens lächerlich machen konnte, um damit auch unsere Bemühungen, wenn möglich ins Lächerliche zu ziehen. Ich vermute, dass die Entscheidungsträger in Düsseldorf auch auf ihre „Informationswissenschaft und Sprachtechnologie“ verweisen werden.Ein Argument unser Institut zu schließen war damals auch, dass der hohe Praxisbezug eine Aufgabe der Fachhochschule in Potsdam sei. Insofern sollten Informationswissenschaftler, die den hohen Praxisbezug betonen, der ja unzweifelhaft besteht, vorsichtig sein, wenn sie dabei das informationstheoretische Fundament der Informationswissenschaft vernachlässigen. www.welt.de/print-welt/article332009/Information-ist-neben-Materie-und-Energie-die-oft-vergessene-dritte-Saeule-der-Physik.htmlEs würde mich zwar freuen, aber auch wundern, wenn sich an den bevorstehenden Beschlüssen in Düsseldorf argumentativ noch so rasch etwas ändern ließe, und ob genug Studierende dafür auf die Straße gehen, ist fraglich.Auch die Resonanz hier in Inetbib lässt noch nicht erhoffen, dass es einen Aufschrei der Empörung geben wird.Schon kurz nach dem IuD-Programm hatte die Bundesrepublik Deutschland aufgegeben der dokumentarischen Vormachtstellung der USA Paroli zu bieten. Während man hierzulande diskutierte ob es Digitale oder Hybride Bibliothek heißen sollte, hat man im Digital Library Programm der USA Google aus der Taufe gehoben. Schon am Beginn des Internets erkannte das US-Amerkanische Militär welches Potential im Internet (Arpanet) steckte, während man hier Jahrzehnte danach über die Enthüllungen von E. Snowden Erstaunen demonstrierte.Alle beklagen die Monopolstellung von Google, und der Kollege D. Lewandowski versucht ja auch mit einem konstruktiven Vorschlag zu seinem freien Web-Index Abhilfe zu schaffen, aber wenn die Informationswissenschaft ab- und nicht fundamental aufgebaut wird, macht der Letzte hier bald wirklich das Licht aus.MfG Walther Umstätter Am 2016-01-21 15:12, schrieb Maximilian Lowisch:Liebe KollegInnen, der Düsseldorfer Informationswissenschaft droht das Aus. Dazu erreichte mich heute folgender Hilferuf der betroffenen Fachschaft, den ich mit ihrer Genehmigung gerne an Sie weiterleiten möchte. Mit den besten Grüßen und der Hoffnung auf eine rege Beteiligung Maximilian Lowisch -------------------------------Wie vielleicht einige von euch schon mitbekommen haben steht unsere Abteilung Informationswissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf inklusive aller Studiengänge vor dem Aus. Auf der kommenden Fakultätsratssitzung am 26.01.2016 wird darüber abgestimmt, ob das Fach Informationswissenschaft parallel zur Pensionierung unseres Professors Wolfgang G. Stock verabschiedet werden soll. Dieser Teil der Sitzung ist öffentlich, sodass alle interessierten Studenten teilhaben können (und werden). Wir als Fachschaftsrat versuchen aktuell, alle Studierenden, Absolventen und Freunde der Düsseldorfer IW zu mobilisieren. Auf Twitter ist bereits eine Protestaktion unter den Hashtags #iwhhu #hhu #SaveIWS und @hhu_de ausgebrochen:https://storify.com/infobroker/informationswissenschaft-in-dusseldorf-vor-dem-ausDes Weiteren soll im Verlauf des heutigen Tages eine Stellungnahme über unsere Webseite veröffentlicht werden. In unserer Universität-Zeitschrift Campus Delicti wird am Freitag ein Beitrag zu den Sparmaßnahmen der Universität inklusive der Einstellung unseres Faches erscheinen. Auch das Hochschulradio sowie die Regionalpresse werden eingeschaltet. Wir würden uns freuen, wenn wir auch auf eure Unterstützung in Form von Tweets, offenen Briefen an unseren Dekan/Rektorin oder anderen Beiträgen bauen können.[...]Viele Grüße Der Fachschaftsrat Informationswissenschaft aus Düsseldorf Weitere Links zum Thema: Aufruf von Prof. Dr. Dirk Lewandowski, Prof. Dr. Isabella Peters, Dr. Jasmin Schmitz, Dr. Violeta Trkulja und Dr. Katrin Weller:http://hobohm.edublogs.org/2016/01/20/aufloesungserscheinungen-der-digitalen-welt/#more-2363Offener Brief an die Uni-Rektorin von Michael Klems: http://ht.ly/Xm1VR Erster Hinweis zur Schließung der IW in Düsseldorf:http://libreas.tumblr.com/post/137685148541/informationswissenschaft-d%C3%BCsseldorf-------------------------------------- Fachschaft Informationswissenschaft Raum: 24.53.01.84 Tel.: 0211 - 81 11794 Email: fsinfowiss@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Internet:http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/studierende/fachschaften/informationswissenschaft/Facebook: Informationswissenschaft HHUD--------------------------------------------------------------------------------
-- Prof. Dr. Rainer Kuhlen Department of Computer and Information Science University of Konstanz, Germany Website: www.kuhlen.name Email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx Skype: rainer.kuhlen Blog: www.netethics.net Facebook: http://www.facebook.com/rainer.kuhlen Twitter: @rkinf ORCID author identity: 0000-0002-4497-6422