On Tue, 12 Jan 2016 14:23:49 +0100
Josef Wandeler <wandeler@xxxxxxxxxx> wrote:
Lieber Herr Pietsch
Ich bin durchaus Ihrer Meinung, dass Links statt einem
längeren Text sinnvoll sind. Und natürlich habe ich den
Blogeintrag gelesen und ebenso die beiden Texte, auf die
dort verwiesen wird.
Was mir gefehlt dabei: eine sinnvolle Begründung, warum
es "erbärmlich" sein soll, wenn eine Stadtbücherei ein
sehr schwierig zu lesendes Buch nur dann in den Bestand
aufnimmt, wenn es tatsächlich nachgefragt wird.
Darüber kann und soll man durchaus diskutieren, nicht
einfach mit dem verbalen Vorschlaghammer durch die Gegend
ziehen.
Tut mir leid, wenn ich Sie ueberfordere. Denkende Menschen
sind durchaus in der Lage, auch ohne lange Vorgaben
meinerseits ueber das Problem zu reflektieren, was es
bedeutet, wenn sich eine Stadtbuecherei weigert, eine sich
bewusst auch an Laien wendende wissenschaftliche Ausgabe
eines Buchs anzuschaffen, das ab 1933 wohl in jeder
oeffentlichen Buecherei womoeglich in mehreren Exemplaren
vertreten war. Es war eines der unheilvollsten Buecher des
20. Jahrhunderts. Die Ausgabe ist derzeit fester
Bestandteil der Feuilleton-"Blase". Aber die ist womoeglich
auch fuer oeffentliche Bibliotheken zu hoch.
Vermutlich ist Ihnen der Begriff "Verflachungsspirale" kein
Begriff, aber anderen sagt er sicher etwas. Zwischen der
Bibliothek als moralischer Anstalt und einer niveaulosen
Bestseller-Sammlung gibt es eine Menge von Zwischentoenen,
aber es ist mein gutes Recht als Historiker, die Haltung
dieser westfaelischen Bibliothekarin erbaermlich
geschichtsvergessen zu finden.
Und mir leuchtet es als Nicht-Bibliothekar ueberhaupt nicht
ein, wieso das Bibliothekswesen mehr und mehr
auseinanderdriftet: in den Bereich der wissenschaftlichen
und Spezial-Bibliotheken und einem zunehmend niveau- und
orientierungslosen
http://esteinhauer.tumblr.com/post/137013877060/nennt-es-nicht-bibliothek
Bereich der oeffentlichen Bibliotheken, der uebrigens hier
in INETBIB kaum mehr vorkommt.
Klaus Graf