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Re: [InetBib] Soll "Mein Kampf" jetzt in die Stadtbücherei?
- Date: Tue, 12 Jan 2016 14:23:38 +0000
- From: "Dr. Oliver Schoenbeck" <oliver.schoenbeck@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Soll "Mein Kampf" jetzt in die Stadtbücherei?
Ich schlage vor, eine der Öffentlichen Bibliotheken, die hier abonniert ist,
bietet Herrn Graf einmal ein mehrwöchiges Praktikum an, um seine Idee von der
Öffentlichen Bibliothek als "moralischer Anstalt" (steht das da im Ernst?)
umzusetzen.
Auf dieser gedanklichen Grundlage anderen Menschen das Denken abzusprechen
finde ich impertinent. Mit Verlaub.
Gruß,
Oliver Schoenbeck
________________________________________
Dr. Oliver Schoenbeck
Fachreferent Pädagogik, Philosophie, Buch- und Bibliothekswesen
Stellv. Leitung Nutzerdienste
BIS - Bibliotheks- und Informationssystem
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Postfach 2541
26129 Oldenburg - Germany
Mail: oliver.schoenbeck@xxxxxxxxxxxxxxxx
Tel.: 0441 798-4257
Fax: 0441 798-4040
URL: http://www.bis.uni-oldenburg.de/
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: InetBib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxx] Im Auftrag von Klaus Graf
Gesendet: Dienstag, 12. Januar 2016 15:17
An: inetbib@xxxxxxxxxx
Betreff: Re: [InetBib] Soll "Mein Kampf" jetzt in die Stadtbücherei?
On Tue, 12 Jan 2016 14:23:49 +0100
Josef Wandeler <wandeler@xxxxxxxxxx> wrote:
Lieber Herr Pietsch
Ich bin durchaus Ihrer Meinung, dass Links statt einem längeren Text
sinnvoll sind. Und natürlich habe ich den Blogeintrag gelesen und
ebenso die beiden Texte, auf die dort verwiesen wird.
Was mir gefehlt dabei: eine sinnvolle Begründung, warum es
"erbärmlich" sein soll, wenn eine Stadtbücherei ein sehr schwierig zu
lesendes Buch nur dann in den Bestand aufnimmt, wenn es tatsächlich
nachgefragt wird.
Darüber kann und soll man durchaus diskutieren, nicht einfach mit dem
verbalen Vorschlaghammer durch die Gegend ziehen.
Tut mir leid, wenn ich Sie ueberfordere. Denkende Menschen sind durchaus in der
Lage, auch ohne lange Vorgaben meinerseits ueber das Problem zu reflektieren,
was es bedeutet, wenn sich eine Stadtbuecherei weigert, eine sich bewusst auch
an Laien wendende wissenschaftliche Ausgabe eines Buchs anzuschaffen, das ab
1933 wohl in jeder oeffentlichen Buecherei womoeglich in mehreren Exemplaren
vertreten war. Es war eines der unheilvollsten Buecher des 20. Jahrhunderts.
Die Ausgabe ist derzeit fester Bestandteil der Feuilleton-"Blase". Aber die ist
womoeglich auch fuer oeffentliche Bibliotheken zu hoch.
Vermutlich ist Ihnen der Begriff "Verflachungsspirale" kein Begriff, aber
anderen sagt er sicher etwas. Zwischen der Bibliothek als moralischer Anstalt
und einer niveaulosen Bestseller-Sammlung gibt es eine Menge von
Zwischentoenen, aber es ist mein gutes Recht als Historiker, die Haltung dieser
westfaelischen Bibliothekarin erbaermlich geschichtsvergessen zu finden.
Und mir leuchtet es als Nicht-Bibliothekar ueberhaupt nicht ein, wieso das
Bibliothekswesen mehr und mehr
auseinanderdriftet: in den Bereich der wissenschaftlichen und
Spezial-Bibliotheken und einem zunehmend niveau- und orientierungslosen
http://esteinhauer.tumblr.com/post/137013877060/nennt-es-nicht-bibliothek
Bereich der oeffentlichen Bibliotheken, der uebrigens hier in INETBIB kaum mehr
vorkommt.
Klaus Graf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.