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Re: [InetBib] Interview mit padeluun (Digitalcourage e.V.) im „Lesesaal“ von BuB: „Datensicherheit ist eine Illusion“



Liebe Bibliothekswesen,

On Mon, Nov 09, 2015 at 09:26:26PM +0100, Mirko Tietgen wrote:
Datenschutz, "die Cloud" etc. sind thematisch wichtig und spannend
für Bibliotheken und Bibliothekar_innen. Leider sind die Aussagen
padeluuns so platt und kontraproduktiv, dass sie nur Reaktionen
befördern wie die von Herrn Graf.

Man muss übrigens -- wenig unerwartet für einen Verein -- als
Pflichtfelder Vor- und Nachname, Straße, Hausnummer, PLZ, Ort und
Mailadresse sowie Bankverbindung angeben, um Mitglied bei
"Digitalcourage" zu werden. Ich bin entsetzt!

Ich sehe da erstmal keinen Unterschied zur "Mitgliedschaft" in einer
Bibliothek.

„Wenig unerwartet“ verstehe ich nicht. Ist da ein Tippfehler passiert?
Anders als bei Bibliotheken, braucht niemand Fördermitglied bei
Digitalcourage zu werden. Das Lastschriftverfahren bringt weniger
Verwaltungsaufwand mit sich. Mann kann aber auch anders an den Verein
spenden – sogar per SMS. Wer seine Anschrift angibt, bekommt ab und an
einen Rundbrief auf Papier. Was ist daran entsetzlich?

Auf die persönlichen Angriffe der Herren Graf und Günther will ich
nicht eingehen. Ist „hysterisch“ nicht das Wort, das Männer gern
gebrauchen, wenn ihnen die Argumente ausgehen? padeluun als alter
Feminist wird das kennen.

Eigentlich hatte ich auf eine inhaltliche Auseinandersetzung mit
padeluuns Thesen gehofft. Da diese ausbleibt, vermute ich, dass die
meisten hier insgeheim wissen, dass er Recht hat: Viele von uns haben
aus Bequemlichkeit oder fehlendem Problembewusstsein Nutzerdaten an
die Cloud verraten, und wenn wir doch noch Server selbst betreiben,
nehmen wir es mit der Datensicherheit oft nicht so genau.

Niemand hackt eine Bibliothek, um rauszufinden, wo ich
wohne oder wann ich Geburtstag habe.

Hacking ist nicht nötig. Wenn z.B. das FBI einen National security
letter an OCLC schickt, dann muss diese Firma die gewünschten Daten
rausrücken und darf weder die Betroffenen noch sonst jemanden darüber
informieren.

Kritische Daten wie die Ausleihhistorie kann ein vernünftiges
Bibliothekssystem löschen oder anonymisieren, damit eben nicht eines
Tages Abfragen angefordert werden können wie "wir brauchen eine
Liste aller Personen mit 'ausländisch' klingendem Namen, die in den
letzten fünf Jahren Chemiebücher ausgeliehen haben".

Hoffen wir, dass alle diese Option aktiviert haben!

Im Zweifelsfall hilft da wie üblich Freie Software, bei der man
nachprüfen kann, ob das auch tatsächlich geschieht. Für die
Datenhaltung proprietärer Software würde ich meine Hand nicht ins
Feuer legen.

Genau.

Ciao!
C:

-- 
   Christian Pietsch, http://purl.org/net/pietsch
   Universität Bielefeld, Universitätsstr. 25, 33615 Bielefeld
   Universitätsbibliothek, UHG L3-126, Tel. +49 521 106 2644
   LibTec: Bibliothekstechnologie und Wissensmanagement


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