Am 05.11.2014 um 13:53 schrieb Mittermaier, Bernhard
<b.mittermaier@xxxxxxxxxxxxx>:
Herr Gutknecht,
so einfach ist das Leben nicht.
Nature Communications akzeptiert seit 21.10.2014 nur noch Gold
OA-Einreichungen. Die Umstellung auf eine Gold OA-Zeitschrift erfolgt
allerdings erst zum 01.01.2016 (!). Als Begründung hierfür wurde genannt,
dass die Entscheidung zum Flip so spät fiel, dass nicht mehr alle bis zum
Stichtag eingereichten und dann auch akzeptierten Publikationen noch 2014
erscheinen konnten. Als Schätzgröße 8welche man glauben kann oder nicht)
wurde gesagt, dass 2015 60% der Artikel noch Closed Access sein würden. Für
Nature Communications zahlen wir in diesem Jahr eine Subskriptionsgebühr,
die ziemlich genau so hoch liegt wie eine APC; 2015 steigt der Preis "nur"
um 2% (obwohl nach eigenem Bekunden 40% OA sein wird!). An dieser Stelle
liegt übrigens auch die Begründung für den Flip: Die Zeitschrift wächst
rasant; nach der 60%igen Preissteigerung im letzten Jahr sah sich der Verlag
nicht in der Lage, nochmals eines solche Preissteigerung durchzusetzen.
Deshalb die Umstellung. Gold OA ist also (zumindest in diesem Einzelfall)
für den Verlag das Mittel zum Zweck, die Einnahmen zu maximieren.
So, und nun dürfen Sie mal Entscheider spielen. Was würden Sie tun?
a) 2016 nur subskribieren mit der Folge, dass die Wissenschaftler dort nicht
publizieren können
b) nur APCs zahlen mit der Folge, dass die Wissenschaftler 60% nicht lesen
können und dass man die (n-1)fachen Ausgaben hat (n=Zahl der Artikel in
Nature Communications aus der eigenen Einrichtung. Just heute hatte ich
eine solche 3.700€-Rechnung auf dem Tisch; weitere können kommen).
c) 2016 die Zeitschrift subskribieren UND APCs zahlen mit der Folge, dass
man die n-fachen Ausgaben der Subskription hat.
d) Nature Communications komplett boykottieren
Zu Elsevier/Niederlande: Hintergrund der Verhandlungen ist die Erwartung der
Regierung, dass bis 2019 60% der niedrländischen Publikationen OA sind und
2014 alle. Mit dieser Erwartungshaltung im Rücken hat man gegenüber dem
Verlag eine deutlch robustere Verhandlungsposition. Ich bin gespannt ob eine
solche Ansage auch mal in Deutschlanderfolgt (oder in der Schweiz).
Es bleibt spannend
Bernhard Mittermaier
################################################################
Dr. Bernhard Mittermaier
Forschungszentrum Jülich
Leiter der Zentralbibliothek / Head of the Central Library
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Date: Tue, 4 Nov 2014 21:24:05 +0000 (GMT)
From: "christian.gutknecht@xxxxxxxxxx"
<christian.gutknecht@xxxxxxxxxx>
(..)
Wenn nun nächstes Jahr Nature Communications (IF 10.7) oder Chemical Science
von RSC (IF 8.3) vollständig Open Access werden, können wir hoffentlich ein
für alle mal den Mythos begraben, dass OA immer noch alternativ, mit weniger
Renomee ausgestatt oder sogar weniger stabil ist. Dies obwohl Plos Biology
schon seit längerem das Top Journal in Bereich Biology ist (IF 11.7).
Ich bin jetzt schon gespannt, wie Förder und Hochschulbibliotheken darauf
reagieren werden. NPG verlangt für Nature Communications stolze ?3700, was
weit über der Deckelung der Förderer liegt (DFG: ?2000 ?, FWF: ?3000, SNF:
CHF 3000).
Zumindest für Bibliotheken, die entscheiden ?3700 nicht zu zahlen wird die
Widersprüchlichkeit ihrer Praxis spätestens jetzt ganz offensichtlich. Warum
leistet man sich teure Closed Access Lizenzen, aber finanziert keine teuren
APCs für Top Open Access Journals?
(..)
Christian Gutknecht
------------------------------------------------------------------------------------------------
------------------------------------------------------------------------------------------------
Forschungszentrum Juelich GmbH
52425 Juelich
Sitz der Gesellschaft: Juelich
Eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Dueren Nr. HR B 3498
Vorsitzender des Aufsichtsrats: MinDir Dr. Karl Eugen Huthmacher
Geschaeftsfuehrung: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Marquardt (Vorsitzender),
Karsten Beneke (stellv. Vorsitzender), Prof. Dr.-Ing. Harald Bolt,
Prof. Dr. Sebastian M. Schmidt
------------------------------------------------------------------------------------------------
------------------------------------------------------------------------------------------------
--
http://www.inetbib.de