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Re: [InetBib] Zisterzienserabtei Himmerod verscherbelt Altbestand bei Venator & Hanstein
- Date: Thu, 17 Sep 2015 11:10:51 +0000
- From: Annette Kustos <Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Zisterzienserabtei Himmerod verscherbelt Altbestand bei Venator & Hanstein
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
eine möglicherweise vorliegende "Bestandsentsorgung" fieser Art ist eine Sache
- und hier in topic. Abqualifizierungen religiöser Gemeinschaften halte ich
hier für "off topic". Das gilt auch für christliche Gemeinschaften. Keinesfalls
sind Zisterzienserorden alle marode.
Zum Beispiel ein eher moderner in Bochum Stiepel. Bei Interesse:
http://www.kloster-stiepel.org/
Mit freundlichen Grüßen
Annette Kustos
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Heiko
Diekmann
Gesendet: Mittwoch, 16. September 2015 16:36
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Zisterzienserabtei Himmerod verscherbelt Altbestand bei
Venator & Hanstein
Ja,
in Zukunft sollten marode Kirchenbibliotheken BEIDER Konfessionen rechtzeitig
an die öffentliche Hand überführt werden. Bei solcher Misswirtschaft der
Zisterzienser sollte sich der Heilige Stuhl fragen, ob er den maroden Orden,
der seine Blütezeit seit 700 Jahren hinter sich hinter hat, nicht besser
auflöse.
Bis bald! H.D.
Klaus Graf <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx> schrieb am 20:12
Dienstag, 15.September 2015:
Ein vorläufiger Bericht zu einem neuen Kulturgut-Skandal aus dem Nereich
katholisch-kirchlicher
Altbestandsbibliotheken:
http://archiv.twoday.net/stories/1022473672/
Auszug:
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Abtei sich von höchst
schützenswertem Kulturgut trennt, nämlich von Resten der HISTORISCHEN
Klosterbibliothek, die offenbar Eingang in die kaum bekannte Büchersammlung des
heutigen Konvents gefunden haben. Die einzige mittelalterliche Handschrift des
Klosters, die jetzt als Nr. 708 zum Verkauf steht, wurde 1952 für die Abtei
erworben.
Weitere Stellungnahmen würden nichts an meiner Bewertung ändern, dass es sich
um einen dicken fetten Skandal im Bereich der katholischen
Altbestandsbibliotheken handelt und um einen klaren Verstoß gegen die "Regeln"
zum Umgang mit Altbeständen, die für alle Mitgliedsinstitutionen der AKthB
unbedingt verbindlich sein sollte - Publikation im Amtsblatt oder durch die
Ordensoberen (die Zisterzienser sind ja ein exemter Orden) hin oder her.
Unabhängig davon, wie die Stücke aus der historischen Klosterbibliothek in das
Eigentum der heutigen Zisterzienserabtei gelangt sind, handelt es sich um einen
als GESCHICHTSQUELLE schützenswerten Ensemble-Rest, den ich als Kulturdenkmal
bezeichnen möchte, nämlich als Sachgesamtheit, "an deren Erhaltung und Pflege
oder wissenschaftlicher Erforschung und Dokumentation aus geschichtlichen,
wissenschaftlichen, künstlerischen oder städtebaulichen Gründen ein
öffentliches Interesse besteht"
(§ 3 Denkmalschutzgesetz RLP). Es geht also nicht nur um die eine
mittelalterliche Handschrift, sondern um die Reste der frühneuzeitlichen
Klosterbibliothek.
Wahrscheinlich hätte man ohne größere finanziellen Einbußen
- die hochinteressante Dissertationensammlung Nr. 193 ist gerade einmal mit 300
Euro angesetzt! - für das marode Kloster in Zusammenarbeit mit dem Land
Rheinland-Pfalz oder anderen Geldgebern (Stiftungen) eine gute Lösung erzielen
können, die den schützenswerten Altbestand der Klosterbibliothek als Gesamtheit
in eine öffentlich zugängliche Bibliothek überführt. Wenn man denn in Ruhe und
ohne Zeitdruck schutzorientiert verhandelt hätte! Es hätte mit Sicherheit
andere, sozialverträgliche Wege gegeben, Geld aus der Klosterbibliothek zu
erwirtschaften. Eigentum verpflichtet - aber offenbar nicht die Himmeroder
Zisterzienser!
Es ist eine Ungeheuerlichkeit, wie die Eifel-Abtei sich so von ihrer Tradition
verabschiedet und kaltschnäuzig die Zerstreuung der in ihrer Bibliothek bisher
sorgsam bewahrten Bände aus der historischen Klosterbibliothek durch das
Auktionshaus Venator & Hanstein (das natürlich keine Skrupel kennt) veranlasst.
War es nicht schlimm genug, dass die kostbaren mittelalterlichen Handschriften
in alle Welt versprengt wurden? Wer so mit Kulturgut umgeht, verdient keinen
Cent öffentlichen Zuschuss etwa bei Baumaßnahmen oder in anderen Kontexten!
Alle Freunde zisterzensischer Kultur (zu denen ich mich zähle) können nur den
Kopf schütteln, mit welcher Dreistigkeit man sich in Himmerod über die
kircheninternen Bemühungen um einen Kulturgutschutz hinwegsetzt. Pfui Teufel!
Klaus Graf
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