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Re: [InetBib] Bibliometrie: Das Leidener Manifest zu Forschungsmetriken



Liebe Liste, lieber Herr Umstätter,


ich stimme Herrn Umstätter völlig zu und will Interessierten nur kurz
diese Lektüre ans Herz legen:

Fröhlich, Gerhard . Das Messen des leicht Meßbaren : Output-Indikatoren,
Impact-Maße: Artefakte der Szientometrie?, 1999 In: Kommunikation statt
Markt : Zu einer alternativen Theorie der Informationsgesellschaft. GMD
- Forschungszentrum Informationstechnik GmbH, pp. 27-38. [Book chapter]
http://eprints.rclis.org/9115/

Viele Grüße

Ulrich Herb

Am 11.09.2015 um 19:04 schrieb h0228kdm:
Es ist nur zu begrüßen, dass das Leidener Manifest nun auch mit aller
Klarheit feststellt: “Als Szientometriker, Sozialwissenschaftler und
Forschungsmanager haben wir mit wachsender Beunruhigung den
allgegenwärtigen Missbrauch der Indikatoren zur Evaluation
wissenschaftlicher Leistungen beobachtet.” und noch wichtiger:

“Indikatoren sind kein Ersatz für fundierte Beurteilung.”

Etwas beunruhigend ist dagegen, dass die zehn Grundsätze trotzdem
erkennen lassen, dass die Metriken geeignet sein sollen, die
Qualifikation von Wissenschaftlern einzuschätzen. Bzw. wie Sie Herr
McLeish schreiben, "Forschungsleistung mithilfe von (Biblio)Metriken
bewertet werden kann". Nehmen wir z. B. Grundsatz 7, der zwar den
h-Index ansatzweise kritisch hinterfragt, aber nicht klar und deutlich
macht, dass der Hirsch-Index etwas über die Bekanntheit von Autoren
aussagt, aber nichts, über deren Qualifikation. Bekannt ist z. B. dass
kein Geringerer als der Nobelpreisträger P. W. Higgs eine
vergleichsweise niedrigen h-Index aufwies, während der populäre aber
äußerst fragwürdige Richard Dawkins einen höheren h-Index erreicht.

Szientometrie ist die Wissenschaft, die mit statistischen Methoden das
Publikationsaufkommen, wichtige  bibliometrische Informationsflüsse u.
ä. analysiert, sie ist völlig ungeeignet, die Qualifikation einzelner
Wissenschaftler/innen zu beurteilen. Um zu verstehen, warum das
“egoistische Gen” unsinn ist, muss man die Ausführungen von Dawkins (Das
egoistische Gen. Springer Verlag 1978) genau gelesen haben. Dort (S. 39)
definiert er “das Gen als die grundlegende Einheit der natürlichen
Auslese”, was schon darum unsinn ist, weil einzelne Gene allein in der
Natur nicht vererbt werden können. Er schreibt dann noch: "Ich habe
nunmehr das Gen so definiert, daß es wirklich kaum möglich ist, daß ich
nicht recht habe!" Als könnte man durch eine beliebige Definition die
Realität bestimmen. Es mag für die Szientometrie erschreckend (aber auch
höchst interessant) sein, wie viele Menschen diese Arbeit schon völlig
unkritisch zitiert haben. Mit Qualifikation hat das nichts zu tun.

MfG

Walther Umstätter


Am 2015-09-09 17:20, schrieb Ben McLeish:
Hallo Herr Langhanke und Inetbib-Leser

Das Manifesto gibt es nun auch in Video Form, was fuer manche leichter
ist, als die schriftliche Form (darunter ich selbst!)

https://vimeo.com/133683418

Es gruesst bei der Altmetricon Kongress

Ben McLeish
Product Sales Manager
Ben@xxxxxxxxxxxxx
+447506543635


Altmetric is now tracking scholarly references in Wikipedia! Ask us
for more information.

On 9 Sep 2015, at 15:54, Gerald Langhanke
<gerald.langhanke@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:


Liebe Inetbib-Leser,

im April 2015 veröffenlichte eine Gruppe renommierter
Wissenschaftsforscher um Diana Hicks and Paul Wouters in Nature
(dx.doi. <dx.doi.org/10.1038/520429a>org/10.1038/520429a
<dx.doi.org/10.1038/520429a>) das "Leiden manifesto for research
metrics" (http://www.leidenmanifesto.org/) um dem Umstand
fehlgeleiterer Forschungsevaluation auf Basis von Forschungsmetriken
entgegenzuwirken. Die Autoren möchten Schaden vom System Wissenschaft
abwenden, der durch die unbedachte oder auch grob falsche Anwendung
von bibliometrischen Methoden entsteht.

Sie schlagen daher 10 Grundsätze vor wie Forschungsleistung mithilfe
von (Biblio)Metriken bewertet werden kann. Ich habe - in Absprache
mit den Autoren - eine deutsche Übersetzung angefertigt, nachdem das
Manifest bereits auch in zahlreiche andere Weltsprachen übersetzt war
(u.a. Chinesisch, Französisch, Spanisch) und hoffe, dass es so weite
Verbreitung und seine 10 Grundsätze breite Anwendung finden. Es
handelt sich um eine kurze, aber sehr lohnenswerte Lektüre, nicht nur
für Bibliothekare, sondern vor allem auch für alle in der
Wissenschaftsverwaltung Beschäftigten.
Streuen Sie den Text gerne auch in die Forschungsdezernate ihrer
Hochsculen etc.

Direktlink:

http://www.leidenmanifesto.org/uploads/4/1/6/0/41603901/leiden_manifesto_german__leidener_manifest.pdf


Ich freue mich sowohl über Anmerkungen zur Übersetzung als auch über
allg. Rückfragen.

Viele Grüße,
Gerald Langhanke

-- 
Dipl.-Phys. Gerald Langhanke
Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
Bibliotheksreferendar
ab 10/2015:
Koordinator für elektronisches Publizieren und Forschungsdaten
Fachreferent für Maschinenbau
gerald.langhanke@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Tel +49 6151 16-76417

ULB Lichtwiese (im Hörsaal- und Medienzentrum)
Gebäude L4|02, Raum 103
Franziska-Braun-Straße 10
64287 Darmstadt

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