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Re: [InetBib] Umfrage zum ORCID Research Identifier
- Date: Thu, 27 Aug 2015 01:11:39 +0200
- From: Juergen Fenn <jfenn@xxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Umfrage zum ORCID Research Identifier
Hallo allerseits,
Am 27.08.2015 um 00:28 schrieb Christian Pietsch
<chr.pietsch+inetbib@xxxxxxxxxxxxxx>:
Natürlich nicht, wir nutzen GND, VIAF und LOC, und das ist so
aufwendig, daß es schon heute viel zu wenige Autoren gibt, um die
vielen, vielen Biographien jemals auf dem neuesten Stand zu halten
und auch nur diese drei Parameter zu pflegen. Das Problem verschärft
sich mit jeder Biographie, die neu angelegt wird. Der Zusatznutzen
von ORCID wäre nahe null.
Wieso das denn? Es gibt ganz sicher viele Leute wie mich, die eine
ORCID haben, aber keinen individualisieren Eintrag in der GND oder
VIAF oder LOC. (Ob ein Wikipedia-Eintrag über meine Person die
Relevanzkriterien erfüllen würde, tut im Moment nichts zur Sache.)
Doch, die Relevanz ist schon ein Argument, denn der Mehrwert von ORCID im
Vergleich zu einem System wir GND oder gar LOC ist für die für Wikipedia
relevanten Personen (Wissenschaftler: Lehrstuhl; Autor: mindestens zwei
belletristische/ vier nicht-belletristische Monographien) tatsächlich nicht
feststellbar. Die Personen sind schon durch die GND eindeutig identifiziert.
Das Wikidata-Tool, das Herr Berger verlinkt hat, ändert daran zunächst einmal
auch nichts. Es mag ja sein, daß jemand versucht hat, auf Wikidata solche Daten
zusammenzuführen, aber wie zuverlässig ist das? Keiner weiß es. Wikidata und
Qualität ist zu Recht ein hochstreitiges Thema.
Und es geht ja auch nicht darum, was sinnvoll und nützlich wäre. ORCID ist ohne
Zweifel ein nützliches System, und es wäre schön, wenn es in möglichst vielen
Sprachversionen von Wikipedia zusätzlich vorhanden wäre. Aber wer trägt die
Daten ein, und wer pflegt sie dann weiter?
Mit Verlaub: Wer von Ihnen arbeitet denn (noch) bei Wikipedia aktiv mit? Und
wenn ja, wie aktiv?
Die Frage ist ernst gemeint. Es geht letztlich darum, wie tragfähig das Modell
Crowdsourcing für die kollektive Wissensverwaltung und -Aggregation auf Dauer
sein wird. Die Lücken in den Artikeln, die nicht durch Bots und irgendwelche
Datensammlungen, sondern nur durch Autoren zu schließen sind, sind erheblich.
Es werden Autoren gebraucht, die sinnvolle Texte schreiben können und die
bereit sind, Wissen, das sie sich auf wissenschaftlicher Grundlage erarbeitet
haben, frei weiterzugeben. Also nicht irgendwie ergoogeltes Wissen, sondern
wirklich erlerntes. Wer aktualisiert in den nächsten Jahren bald zwei Millionen
Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia? Wer treibt die Inhalte qualitativ
voran? Wikipedia ist auch deshalb so attraktiv geworden, weil sie aktueller war
als alle anderen Werke, die es bis dahin gab. Diesen Vorsprung muß man erst
einmal erhalten. Außerdem war sie immer umfangreicher als alle anderen
Nachschlagewerke -- auch dazu bedarf es in Zukunft einiger Anstrengung.
Darf ich an Herrn Maass' lobenswertes WikiProjekt erinnern, das er Anfang Juli
hier angekündigt hatte? Die Resonanz war bisher gleich null. Leider. Ich kann
zu dem Thema auch leider in der nächsten Zeit nichts beitragen, verlinke es
aber nochmal:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Bibliothekarinnen,_Bibliothekare_und_Bibliotheken_im_Nationalsozialismus
Der Brockhaus ist übrigens nicht tot, sondern eher in Wartestellung gegangen.
Eine Stichprobe: Der Artikel über den IS via Munzinger ist auf dem Stand vom
Mai 2015. Die Literaturliste im Artikel zum Datenschutz ist ebenfalls auf dem
Stand von 2015. Die Konkurrenz schläft nicht.
Viele Grüße zur Nacht,
Jürgen Fenn.
--
http://www.inetbib.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.