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Re: [InetBib] Stellenausschreibung Universitätsbibliothek Heidelberg - Informatiker/in
- Date: Sun, 26 Apr 2015 12:36:26 +0200
- From: "Anna Kasprzik" <NEManna@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Stellenausschreibung Universitätsbibliothek Heidelberg - Informatiker/in
Liebe Liste,
ich möchte Herrn Schnalkes Kritik als Anlass nehmen, um (zugegebenermaßen nicht
ganz uneigennützig) einen weiteren Aspekt einzubringen:
Meines Erachtens wird in der Bibliothekswelt der Unterschied zwischen der
Informatik und der IT nur sehr unzureichend verstanden.
Ein ITler kennt sich mit konkreten Hard- und Softwarelösungen aus.
Ein (universitär ausgebildeter) Informatiker hingegen denkt in Algorithmen und
Datenstrukturen, er arbeitet mit Bleistift und Papier und ist also für die
konzeptionelle Ebene zuständig. Auch ein Informatiker muss natürlich
Programmierkenntnisse haben, aber hauptsächlich auch deshalb, weil er wissen
muss, was (durch Programmierer und ITler) umsetzbar ist und was nicht, und um
sich kleinere Hilfsprogramme zu schreiben etc.
Die Bibliothekswelt braucht sicher ITler, und wenn Fachhochschulinformatiker
sich mit E11/E12-Stellen in die Bibliotheken locken lassen, um dort
irgendwelche Softwarelösungen umzusetzen, dann ist das ja schön und gut. Aber
der Bibliotheksbereich mit seinen strukturell doch einigermaßen anspruchsvollen
Metadaten und verwandten Themenkomplexen braucht durchaus auch Informatiker in
dem Sinne wie oben beschrieben! Und zwar permanent, nicht von Projekt zu
Projekt!
Und da scheint mir zu meinem großen Bedauern, dass diejenigen, die die
Stellenausschreibungen konzipieren, bis jetzt nicht das Vorstellungsvermögen
und den Mut aufbringen können oder wollen, Stellen entsprechend abstrakt auf
diesem hohen konzeptiellen Niveau auszuschreiben, stattdessen steht da eben
dieses Wunschkonzert von relativ spezifischen Softwarekenntnissen, und gemeint
sind ITler. Und da sitzen nun also hochqualifizierte Informatiker(!) mit
Q4-Laufbahnbefähigung auf Projektstellen und müssen um ihre Zukunft bangen,
weil sie von der aktuellen Befristungsseuche ganz genauso betroffen sind wie
andere Fächer, obwohl sie sich das im Referendariat noch ganz anders
vorgestellt hatten.
Daher mein dringender Aufruf: Verheizen Sie den qualifizierten und
bibliothekswilligen Informatikernachwuchs nicht, sondern schaffen Sie in Ihren
Bibliotheken mehr unbefristete Informatikstellen auf Konzeptionslevel! Dann
kann eventuell auch die Innovation auf eine geplantere und weniger durch
störende Modeerscheinungen abgelenkte Weise vorangetrieben werden. Das ist
jedenfalls meine Meinung.
Herzliche Grüße,
Anna Kasprzik
--
http://www.inetbib.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.