[2015-04-23 17:04] Sabine Antz <Antz@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
gerne möchte ich Sie auf das folgende Stellenangebot aufmerksam machen:
Die Universitätsbibliothek Heidelberg sucht zum nächstmöglichen
Zeitpunkt eine/n
Informatikerin/Informatiker (Kennz.: 3/15)
Nähere Informationen zur Stellenausschreibung finden Sie direkt
unter:http://adb.zuv.uni-heidelberg.de:8888/info/INFO_FDB$.startup?MODUL=LS&M1=1&M2=0&M3=0&PRO=17761
Aus der Stellenausschreibung:
Erwartet werden:
- ein abgeschlossenes Hochschulstudium der Informatik oder eine
vergleichbare Qualifikation,
- Vertrautheit mit Beschreibungssprachen und Metadatenstandards in
XML (TEI, OAI-PMH) sowie damit verbundenen Techniken, wie XSLT
und Xquery,
- fundierte Kenntnisse von aktuellen Webtechnologien und Erfahrung
mit Webentwicklung,
- versierter Umgang mit relationalen Datenbanken, XML-Datenbanken
und Suchmaschinentechnologie,
- fundierte Kenntnisse in den Programmiersprache Java, Python und PHP,
- ausgeprägte Teamfähigkeit und einschlägige Erfahrungen in der
Projektarbeit,
- sehr gute Englischkenntnisse
Das sind die *Erwartungen*, nicht die Wuensche, sondern die
Erwartungen. Ich glaube, hier hat man den Begriff verwechselt, denn
solche Erwartungen sind in keiner Weise realistisch. Sie sind
sogar in doppelter Sicht unrealistisch.
Zum einen gibt es Personen die diese Erwartungen erfuellen so gut
wie gar nicht. Wer bitte hat schon fundierte Kenntnisse in gleich
drei umfassenden Programmiersprachen? Und ist dazu auch noch
versiert in zwei Arten von Datenbanken *und* auch noch bei der
Suchmaschinentechnologie? Nebenbei natuerlich auch noch mit speziellen
Metadatenstandards vertraut. ... und nicht zuletzt -- falls es
also tatsaechlich jemanden gaebe, der diese umfassenden und
tiefgreifenden Kenntnisse haette -- dann soll er auch Teamfaehig
sein (also kein Freak)! Das ist sowas von unrealistisch! Das ist
das reinste Wunschbild eines Bewerbers.
Nehmen wir aber an, es gaebe Personen die das alles (zumindest
weitestgehend) bieten koennen ... wer von denen wuerde im
Bibliothekswesen arbeiten, fuer TV-L 13? In der freien Wirtschaft
kann man mit derartigen Kenntnissen doppelt soviel verdienen.
Aber das ist gar nicht mal das Wichtigste. Welcher faehige
Informatiker (der es sich aussuchen kann) wuerde sich gegen
(wirklich, nicht nur schein-)innovative Projekte, gegen Umfelder
die ihn verstehen, gegen coole Programmierschuppen, gegen
Google-Fridays und dergleichen entscheiden ... und das
Bibliothekswesen waehlen? (Ihr habt ja keine Ahnung wie mich
andere Informatiker angeschaut haben, wenn ich denen erzaehlt
habe, dass ich eine Bibliotheksreferendariat mache! Als faehiger
Informatiker in der Bibliothek zu arbeiten ist in der Wahrnehmung
so ziemlich das Unterste was man sich denken kann -- ob zurecht
oder nicht, ist egal, so ist die Wahrnehmung.)
Also, wer sollte sich also auf so eine Stellenausschreibung
bewerben? (Ich wuerde es mich schon gar nicht trauen, weil ich
mich hoffnungslos ungeeignet empfinden wuerde (und das geht
sicher vielen Informatikern so, da diese tendenziell eher
schuechterne Nerds und weniger die grossen Selbstmarketingexperten
sind).) Mir faellt nur eine Gruppe ein, die fuer diese
Stellenausschreibung passen wuerde: Die momentan fuehrenden
Personen in der Bibliotheks-IT! Aber wuerden sich Leiter oder
wichtigste Mitarbeiter von IT-Abteilungen von innovativen
Bibliotheken bewerben? Nein.
Fazit: Diese Stellenausschreibung ist nur ein Beispiel fuer
eine Mode, die das Unverstehen und die absurde Einschaetzung
der Lage der Bibliotheken zeigt, und letztlich mehr schadet
als hilft.
Ganz ehrlich: So wird das nie was mit Informatikern in den
Bibliotheken!
markus
P.S.
Es tut mir leid, dass mein Kommentar gerade diese Ausschreibung
zu treffen scheint. Er hat vielmehr die ganze Reihe gleichartiger
Auschreibungen zum Ziel.