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[InetBib] Onleihe nun auch krass unethisch



Lieber Herr Thiele,

mich ergreift immer wieder eine fröhliche und bisweilen heitere Form des 
Erstaunens, wenn ich feststelle wie selbst auf Leitungsebene das Interesse an 
vorangegangenen Texten und Argumenten, horribile dictu, sagen wir marginal ist.

Der "Dörteblog", eine Formulierung die ein besonderer Ausweis für 
Argumentations- und Sachlichkeitswillen ist, beinhaltet eine bzw. mehrere 
sachliche und in jedem Fall lesenswerte Auseinandersetzungen mit dem Thema 
Onleihe im Allgemeinen und dem angesprochenen "Kaufbutton" im Speziellen. Der 
"rituelle bibliothekarische Selbsthass" den Sie dort zu erkennen glauben ist 
dabei lediglich der Versuch zwischen der bibliothekarischen Berufsethik, also 
dem Rollenverständnis der öffentlichen Bibliotheken in der Gesellschaft, und 
pragmatisch zu lösenden Vorgaben aus unserem Umfeld einen Mittelweg zu finden. 

Zu Ihren Zahlen kann ich Ihnen auch nur gratulieren. Sie sehen besonders 
zahlreich aus und erscheinen wohlgeformt. Im Weiteren ist die Aussagekraft, wie 
es so oft im bibliothekarischen Rahmen zu sehen ist, sehr nahe bei null. Der 
Versuch die Qualität einer Einrichtung, z.B. des Bestandes und der 
Veranstaltungen, in dieser Form zu beschreiben muss scheitern. Andererseits 
drängt sich schon eine Frage auf: was ist denn Thema Ihrer "regelmäßigen 
Veranstaltungen zum Thema E-Books (Onleihe und mehr)"? Gehen Sie, ganz im Sinne 
der Idee "Ort der Bildung", auf die aktuellen Rahmenbedingungen der 
E-Book-"Ausleihe" (auch so ein Thema: Daten ausleihen!?!) ein oder auf die 
Möglichkeiten des "Kaufs" von E-Books (dazu schrieb ja Prof. Umstätter schon 
alles)? Oder wird allein die Bedienung der Geräte und der Onleihe erläutert?

Wir BibliothekarInnen definieren mit unserem Fachwissen, entsprechend unserem 
lokal oder überregional bestimmten Auftrag, die Grenzen unserer Arbeit. Wenn 
sich ein lokaler Verbund und zwei Großstadtbibliotheken aufschwingen diese 
Grenzen mal eben einzureißen und dabei bestehende bibliothekarische Ethik einem 
Pragmatismus zugunsten einer vermeindlichen KundInnenorientierung zu opfern, 
dann ist wohlformulierter Ärger das Mindeste und eine größere Diskussion im 
Kreis der KollegInnen fast zwingend.

Es gibt zur Onleihe wenig über Pragmatismus hinaus positives zu sagen. Man kann 
aber den eigenen Pragmatismus durchaus mit dem Willen zur Veränderung und einer 
dem Schlagwort Bildungseinrichtung würdigen die BürgerInnen informierenden 
Haltung anreichern. Gleiches gilt für die Fachdiskussion.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Jobmann




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