---- Original Message ----
From: h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
To: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Sent: Sa, Sep 20, 2014, 12:34 PM
Subject: [InetBib] Fwd: Onleihe nun auch krass unethisch
1. Kann mir irgendjemand erklären, wie man bei Onleihe über einen
„Verkaufsbutton“ ein e-Book kaufen kann, wenn man bei e-Books
grundsätzlich nur begrenzte Nutzungsrechte bekommt. Korrekt nennt man
so
etwas Etikettenschwindel.
2. Bibliotheken dafür zu schelten, dass man sie im digitalen Bereich
juristisch enteignet hat, erscheint mir ungerecht und abwegig.
3. Bei genauerem Hinsehen ist Onleihe darum auch keine
Bibliotheksausleihe, sondern eine privatwirschaftliche Ausleihe, die
von
Öffentlichen Bibliotheken bezahlt wird, weil viele Verlage den
Bibliotheken dieses Recht entziehen.
4. Dass Bibliotheken im Prinzip seit Jahrhunderten Leseförderung
betreiben kann heute unmöglich zu Erstaunen führen. Ärgerlicher an der
durchaus berechtigten Onleihe-Kritik ist die immer offener betriebene
Verknappung von publizierter Information, um Menschen zu zwingen,
überzogene, da durch Verwertungsrechte monopolisierte Preise zu
zahlen.
Die Onleihe wird zum Teaser für einen Kauf, der gar keiner ist. Also
die
juristisch sanktionierte Gegenrichtung, für die einst Bibliotheken und
Verlage eingetreten sind. Wir wissen doch alle, dass das
Vervielfältigen
von Publikationen heute vernachlässigbar preiswert erfolgen könnte,
wenn
sich das Verlagswesen nicht ununterbrochen Tricks einfallen ließe, wie
man die Infomrationsverbreitung verknappen kann.
5. Es ist kein Zufall, dass Wissenschaft in ihrer Entstehung
finanziert
wird, und nicht über den Gewinn aus Publikationen.
6. Auch Autoren und Verlage sollten dafür bezahlt werden, was sie
wirklich leisten, und nicht über irrationale und völlig veraltete
Vorstellungen von Auflagenhöhen und Druckkosten. Solange Juristen
nicht
den Unterschied zwischen Information, Wissen und Redundanz begreifen,
werden sie weiter in ein abwegiges juristisches Fahrwasser mit immer
mehr Ungerechtigkeiten abgleiten. Die Folge dieser Entwicklung ist in
erster Näherung: Je größer der Unfug, desto höher die Auflage und
desto
größer der Gewinn. Früher nannte man das die Verdummung der
Gesellschaft, die man mit Öffentlichen Bibliotheken zu bekämpfen
versuchte.
MfG
Walther Umstätter
-------- Originalnachricht --------
Betreff: [InetBib] Onleihe nun auch krass unethisch
Datum: 2014-09-19 18:53
Von: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
An: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Antwort an: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Der neue Verkaufsbutton der Onleihe empoert vermutlich
nicht nur die Blogger, die sich kritisch geaeussert haben:
http://ultrabiblioteka.de/?p=1410 (mit Anfrage an die
dbv-Ethik-Kommission)
http://archiv.twoday.net/stories/985930617/ (Weitere Links)
Aus meiner Sicht offenbart das Phaenomen Onleihe das ganze
Versagen der deutschsprachigen oeffentlichen Bibliotheken
in Sachen digitale Kultur.
Gern wuerde ich auch einige Worte zur rechtlichen Lage
sagen, aber eine der schlechtesten Nationalbibliotheken der
Welt hat die auf
http://www.bibliotheksverband.de/fachgruppen/kommissionen/recht/publikationen/organisation.html
verlinkte Arbeit
Privatwirtschaftliche Betätigung kommunaler Bibliotheken
Monika Rasche
In: Bibliotheksdienst 27.(1993), S. 1346
unter der bisherigen Adresse aus dem Netz genommen.
Klaus Graf
--
http://www.inetbib.de