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[InetBib] Sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so gut wie nicht existent?



Obwohl ich in dieser Mail nicht angesprochen bin und mich auch nicht näher zu all den Punkten äußern will, die nichts mit der Onleihe zu tun haben, muss ich doch eines richtig stellen. Ich halte es für diskriminierend die Frauen in bibliothekarischen Führungspositionen als nicht existent zu bezeichnen. Da ich selbst schon vor knapp vierzig Jahren unter der Leitenden Bibliotheksdirektorin der Universitätsbibliothek Ulm Frau Dr. Margarete Rehm gearbeitet habe, die immerhin die erste Onlinedokumentation in einer deutschen Bibliothek eingerichtet hat. Auch wenn ihr Vorgänger Dr. Richard Polacsek das schon initiiert hatte, sie besaß den Mut und die Ausdauer es zu realisieren. Die damaligen Widerstände gegen das, was wir heute die Digitale Bibliothek nennen, waren noch immens größer als heute, und mussten überwunden werden. Wer seit dem im Bibliothekswesen aktiv ist, weiß wie viele Frauen (insbesondere in leitenden Funktionen) sehr aktiv und entscheidend waren und sind. Das ignorieren zu wollen ist eher kontraproduktiv.

MfG

W. Umstätter




Am 2014-09-21 15:05, schrieb Stefanie Günther:
Sehr geehrter Herr Graf

Ihre Argumentation, warum der Verkaufsbutton der Onleihe unethisch
ist, kann ich in ganz vielen Punkten nachvollziehen.

Eines muss ich jedoch kritisch sagen: Auch Bibliotheken und
Informationseinrichtungen beachten den Gleichstellungsgrundsatz nicht
immer. Einige Beispiele hierzu:

1. Zahlreiche Bibliotheken in Deutschland und der Schweiz haben noch
immer keine Rampe für Rollstuhlfahrer, so dass diese schlicht draussen
bleiben müssen.
2. Obwohl in den meisten Bibliotheken wesentlich mehr Frauen als
Männer arbeiten, sind Frauen in Führungspositionen von Bibliotheken so
gut wie nicht existent.
3. Unzählige Bibliotheken berücksichtigen in ihren Beständen die
Literaturbedürfnisse von Homosexuellen und Transsexuellen nicht (ja
sie kennen sie nicht einmal). Haben Sie mal ein Buch zum Thema, dann
verschlagworten sie es unter heute völlig veralteten Begriffen wie
Lesbierinnen oder Tribadie.
4. Zahlreiche Bibliotheken in der Schweiz vernachlässigen die
Ausbildung des Nachwuchses, obwohl sie sich im Rahmen ihrer
Sorgfaltspflichten als Arbeitgeber hierzu eigentlich verpflichtet
fühlen sollten.
5. Zahlreiche Bibliotheken in Deutschland zahlen ihren Bibliothekaren
einen Hungerlohn, so dass diese in immer grösserer Zahl ins Ausland
abwandern (brain drain).

Es gibt ein Sprichwort das heisst: "Wer im Glashaus sitzt sollte nicht
mit Steinen werfen". Dies würde ich auch Ihnen, Herr Graf,
gelegentlich gerne raten: insbesondere dann, wenn Sie sich mal wieder
einer Mitarbeiterin der HTW Chur gegenüber im Ton vergreifen. Im
übrigen gibt es auch Menschen wie mich, die das Angebot der Onleihe
Schweiz durchaus zu schätzen wissen. Und dies obwohl ich es ebenfalls
für einen Fehler halte dort einen Verkaufsbutton zu installieren.

Freundliche Grüsse

Stefanie Günther
Ärztin
Studentin Informationswissenschaften
Burgfeldermattweg 36
4123 Allschwil
Tel 061/4215015
Natel 079/6402138





---- Original Message ----
From: h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
To: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Sent: Sa, Sep 20, 2014, 12:34 PM
Subject: [InetBib] Fwd: Onleihe nun auch krass unethisch

1. Kann mir irgendjemand erklären, wie man bei Onleihe über einen
„Verkaufsbutton“ ein e-Book kaufen kann, wenn man bei e-Books
grundsätzlich nur begrenzte Nutzungsrechte bekommt. Korrekt nennt man so
etwas Etikettenschwindel.

2. Bibliotheken dafür zu schelten, dass man sie im digitalen Bereich
juristisch enteignet hat, erscheint mir ungerecht und abwegig.

3. Bei genauerem Hinsehen ist Onleihe darum auch keine
Bibliotheksausleihe, sondern eine privatwirschaftliche Ausleihe, die von
Öffentlichen Bibliotheken bezahlt wird, weil viele  Verlage den
Bibliotheken dieses Recht entziehen.

4. Dass Bibliotheken im Prinzip seit Jahrhunderten Leseförderung
betreiben kann heute unmöglich zu Erstaunen führen. Ärgerlicher an der
durchaus berechtigten Onleihe-Kritik ist die immer offener betriebene
Verknappung von publizierter Information, um Menschen zu zwingen,
überzogene, da durch Verwertungsrechte monopolisierte Preise zu zahlen. Die Onleihe wird zum Teaser für einen Kauf, der gar keiner ist. Also die
juristisch sanktionierte Gegenrichtung, für die einst Bibliotheken und
Verlage eingetreten sind. Wir wissen doch alle, dass das Vervielfältigen von Publikationen heute vernachlässigbar preiswert erfolgen könnte, wenn
sich das Verlagswesen nicht ununterbrochen Tricks einfallen ließe, wie
man die Infomrationsverbreitung verknappen kann.

5. Es ist kein Zufall, dass Wissenschaft in ihrer Entstehung finanziert
wird, und nicht über den Gewinn aus Publikationen.

6. Auch Autoren und Verlage sollten dafür bezahlt werden, was sie
wirklich leisten, und nicht über irrationale und völlig veraltete
Vorstellungen von Auflagenhöhen und Druckkosten. Solange Juristen nicht
den Unterschied zwischen Information, Wissen und Redundanz begreifen,
werden sie weiter in ein abwegiges juristisches Fahrwasser mit immer
mehr Ungerechtigkeiten abgleiten. Die Folge dieser Entwicklung ist in
erster Näherung: Je größer der Unfug, desto höher die Auflage und desto
größer der Gewinn. Früher nannte man das die Verdummung der
Gesellschaft, die man mit Öffentlichen Bibliotheken zu bekämpfen
versuchte.

MfG
Walther Umstätter


-------- Originalnachricht --------
Betreff: [InetBib] Onleihe nun auch krass unethisch
Datum: 2014-09-19 18:53
Von: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
An: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Antwort an: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>

Der neue Verkaufsbutton der Onleihe empoert vermutlich
nicht nur die Blogger, die sich kritisch geaeussert haben:

http://ultrabiblioteka.de/?p=1410 (mit Anfrage an die
dbv-Ethik-Kommission)

http://archiv.twoday.net/stories/985930617/ (Weitere Links)

Aus meiner Sicht offenbart das Phaenomen Onleihe das ganze
Versagen der deutschsprachigen oeffentlichen Bibliotheken
in Sachen digitale Kultur.

Gern wuerde ich auch einige Worte zur rechtlichen Lage
sagen, aber eine der schlechtesten Nationalbibliotheken der
Welt hat die auf

http://www.bibliotheksverband.de/fachgruppen/kommissionen/recht/publikationen/organisation.html

verlinkte Arbeit

Privatwirtschaftliche Betätigung kommunaler Bibliotheken
Monika Rasche
In: Bibliotheksdienst 27.(1993), S. 1346

unter der bisherigen Adresse aus dem Netz genommen.

Klaus Graf

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Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.