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[InetBib] LIBREAS Call for Paper #25: Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken



Werte Kolleginnen und Kollegen,
werte Damen und Herren,

im Namen der LIBREAS-Redaktion freue ich mich, Sie mit dieser Mail auf den neu 
erschienenen Call for Paper der LIBREAS. Library Ideas zum Schwerpunkt 
"Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen und Bibliotheken" 
(http://libreas.wordpress.com/2013/11/18/4384/ und im Anhang) hinweisen zu 
können. Wir würden uns über zahlreiche, engagierte und gerne auch provokative 
Beiträge freuen.

Ich möchte die Möglichkeit nutzen und sie zudem darauf hinweisen, dass wir 
weiterhin an Beiträgen für die Ausgabe #24 zum Schwerpunkt "Zukünfte" 
interessiert sind. (Die Deadline für diese Ausgabe ist der 31.01.2013, 
http://libreas.wordpress.com/2013/07/01/libreas-call-for-papers-libreas-24-zukunfte/)

m.f.G.
Karsten Schuldt



LIBREAS Call for Paper #25: Bibliothekarin sein – Nutzerin sein. Frauen und 
Bibliotheken

Einst waren Bibliotheken eine männliche Domäne, heute sind sie eine weibliche. 
(kontinuierlich festgestellt, siehe zum Beispiel Schiller 1974) Thomas Adametz 
bezeichnet in seinen 1987 und 1992 publizierten Aufsätzen Bona Peiser als 
„erste Volksbibliothekarin“. (Adametz 1987; 1992) Für Frauke Mahrt-Thomsen 
(Mahrt-Thomsen 1985) war Bona Peiser bereits 1985 „Deutschlands erste 
Bibliothekarin“. Sie unterstrich dies unlängst in der ersten Monografie über 
Bona Peiser, wobei sie bei der Gelegenheit das „Volk“ im Titel strich. Bona 
Peiser ist nun „die erste deutsche Bibliothekarin“. (Marth-Thomsen 2013) Was 
macht den kleinen Unterschied zwischen Volksbibliothekarin und Bibliothekarin 
aus? Oder stellt sich diese Frage im Nachhinein gar nicht? Spielt es eine 
Rolle, dass sie eine öffentliche Bücherhalle in Kreuzberg (betrieben von der 
Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur, die sich dafür wiederum von Public 
Library-Prinzipien aus den USA anregen ließ) leitete und nicht etwa die 
Büchersammlung eines Wissenschaftskollegs? Beachtet man den historischen 
Kontext, darf man nicht vergessen, dass es nach Bona Peisers 
Bibliotheksleitungsposition noch fast 20 Jahre dauern sollte, bis Rahel Hirsch 
als erste Professorin der Medizin in Deutschland berufen wurde. 
Bibliothekarinnen waren zu diesem Zeitpunkt schon fast zum Alltag geworden. Die 
Deutsche Monatsschrift für Russland meldete im Jahr 1912: „Mehr als 400 Frauen 
sind jetzt in diesem Berufe tätig […].“ (Sprengel 1912, 320)

Bona Peiser wurde am 26. April 1864 in Berlin geboren. Folglich jährt sich ihr 
Geburtstag 2014 zum 150sten Mal. Für LIBREAS ist dies der Anlass, die Ausgabe 
#25 den Frauen im Bibliothekswesen zu widmen. Wie haben sie dieses hierzulande 
geprägt, wie in anderen europäischen beziehungsweise weiteren Ländern? Welche 
Namen sollten aus welchen Gründen präsent sein, bleiben oder werden? Wer sind 
die Heldinnen des Bibliothekswesens? Oder benötigen Bibliotheken keine 
Heldinnen? Wie gestalten Frauen die Gegenwart, wie die Zukunft der 
Bibliotheken? Warum ist die Bibliothek heute ein weiblicher Ort? Sicherlich 
gibt es ein Zusammenspiel zwischen Status, Einkommen, Berufsperspektiven und 
Geschlecht, aber wie genau findet dieses Zusammenspiel im Bibliothekswesen 
statt? Wird die Bibliothek in Zukunft ein weiblicher Ort bleiben?

Mehrere feministische Texte haben darauf hingewiesen, dass im US-amerikanischen 
Bibliothekswesen Frauen durch Melvil Dewey als Personal eingeführt wurden, weil 
er ihnen zuschrieb, genau und sozial arbeiten zu können, dabei aber weniger zu 
kosten, als Männer. Diese zwiespältige Haltung, welche „weibliche Tugenden“ 
betonte, Frauen einen Arbeitsmarkt eröffnet, aber gleichzeitig nicht nur 
kostenbewusst, sondern eben auch sexistisch war (zuerst Vann 1977), finden sich 
auch in der deutschen Bibliotheksgeschichte.

„Dieses Persönlich-Geistige des bibliothekarischen Berufs zieht die Frauen 
erfahrungsgemäß stark an, und es ist keine Frage, daß die Frau für dieses 
Gebiet gute Eigenschaften mitbringt. Ist es ihr nicht von Natur gegeben, auf 
andere einzugehen, besitzt sie nicht Schmiegsamkeit des Geistes und die 
Elastizität, die es allein ermöglichen, Menschen mit den verschiedensten 
geistigen Bedürfnisssen zu verstehen? Fühlt sie nicht und sieht, wonach gesucht 
wird, während der Mann noch des erklärenden Wortes bedarf? Und ist es nicht 
gerade ihre ‘Liebe zu den Büchern’, die sie in die Bibliothek führt? Das alles 
ist, obwohl auch hier nicht verallgemeinert werden darf, richtig, und das alles 
sind wichtige Voraussetzungen für erfolgreiches Wirken.“ (Hoffmann-Bosse 1915, 
11)

Im Dokumentarfilm „Geschlecht – (k)eine Frage in Bibliotheken?“ von Danilo 
Vetter kommt neben Margit Hauser, Elisabeth Wiesbaum und Monika Bargmann auch 
Helga Lüdtke zu Wort (Vetter 2013). Sie selbst versteht sich primär nicht mehr 
als Bibliothekarin, „sondern als freiberuflich tätige, an Bibliotheken 
weiterhin interessierte Frau“. Vetter greift in seinem Film vier Themen auf: 
Feminisierungen, Feministische Kritik, Gender Mainstreaming und Stereotype und 
Image. Damit liefert er vier sogenannte Momentaufnahmen, die zu der 
Selbstreflexion einladen, die wir gern auch in LIBREAS spiegeln möchten.

Und natürlich geht es nicht nur um das Bibliothekspersonal. In vielen 
Bibliotheken übersteigt die Zahl der Nutzerinnen die der Nutzer. Gerade 
Öffentliche Bibliotheken erscheinen teilweise als weibliche Domäne. Aber stimmt 
das? Und wenn ja, was bedeutet das? Ist das gut oder muss das verändert werden? 

Schließlich ergibt sich daraus auch die Frage, ob beziehungsweise wie sich das 
mit Bibliotheken assoziierte feminine Rollenbild auf die Männer auswirkt, die 
in diesen als Mitarbeiter oder Nutzer aktiv sind. So versucht beispielsweise 
der Onleihe-Kinospot ausdrücklich das Erwartungsbild zu brechen, in dem es 
einen betont viril wirkenden Bibliothekar ans Regal stellt, der, ganz 
rollentypisch, die Nutzerin darüber aufklärt, dass man auch E-Books ausleihen 
kann. (ekzLibraryServices 2013)

Bespricht man Frauen in Bibliotheken, muss man natürlich auch 
Geschlechterverhältnisse berücksichtigen. Und schließlich kann man auch danach 
fragen, weshalb seit Jahrzehnten Frauenbibliotheken bestehen und nach wie vor 
betrieben werden. 

LIBREAS freut sich auf Beiträge, die über den Moment hinausgehen. Auf Beiträge 
über Frauen von Frauen und/oder Männern, die nicht nur stets wiederkehrende 
Klischees beinhalten, sondern vor allem die früheren Diskussionen zum Thema, 
die zum Teil eingeschlafen erscheinen, wieder beleben. Oder die Klischees 
einfach durchleuchten und bei Bedarf zerpflücken. Formal ist wie immer alles 
erwünscht und möglich, von der wissenschaftlichen Analyse über das Essay bis 
hin zu künstlerischen Zugängen. Gerne steht die Redaktion für Diskussionen zu 
Textideen bereit. Deadline ist der 16.05.2014.

LIBREAS-Redaktion
(Berlin, Bielefeld, Chur, Mannheim, Potsdam)

Literatur:
Adametz, Thomas: Bona Peiser – Berlins erste Volksbibliothekarin. In: Der 
Bibliothekar 41(1987), S. 111-113.
Adametz, Thomas: Bona Peiser (1864-1929) : Wegbegleiterin der 
Bücherhallenbewegung und Deutschlands erste Volksbibliothekarin. In: 
Leidenschaft und Bildung, Berlin 1992, S. 133-141.
ekzLibraryServices: Onleihe - Der Kinospot. 
http://www.youtube.com/watch?v=G6TOOclDBps [17.11.2013].
Hoffmann-Bosse, Elise: Die Frau im Dienste der volkstümlichen Bibliothek: Eine 
Auskunft für weitere Kreise über den Beruf der Bibliothekarin an der 
volkstümlichen Bibliothek (Schriften der Zentralstelle für volkstümliches 
Büchereiwesen ; 2). Leipzig : Theid. Thomas Verlag, 1915.
Mahr-Thomsen, Frauke: „Die öffentliche Bücherei muß jederzeit für jedermann 
unentgeltlich offenstehen“ : Bona Peiser – Deutschlands erste Bibliothekarin. 
In: BuB 47 (1985) 1, 56-60.
Mahr-Thomsen, Frauke: Bona Peiser : die erste deutsche Bibliothekarin. Berlin: 
BibSpider, 2013.
Schiller, Anita R.: Women in Librarianship. In: Advances in Librarianship 4 
(1974), 103-147.
Sprengel, Auguste: Die Berliner Ausstellung “Die Frau in Haus und Beruf” und 
der deutsche Frauenkongreß. In: Deutsche Monatsschrift für Rußland 1 (1912) 4, 
307-312 ; 1 (1912) 5, 385-397 ; 1 (1912) 6, 502-512.
Vann, Sarah K.: Melvil Dewey: His Enduring Presence in Librarianship (The 
Heritage of librarianship series ; 4). Littleton, Co : Libraries unlimited, 
1977.
Vetter, Danilo: Geschlecht – (k)eine Frage in Bibliotheken? 
http://www.youtube.com/watch?v=uWR-YQz2Pp8 [08.03.2013].

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