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Re: [InetBib] Nur so ne Frage.



Lieber Herr Sander-Beuermann,

es wäre schön, wenn die „Kostenloskultur sich dem Ende neigt“, nur ich habe den Eindruck, dass im Moment noch das Gegenteil geschieht. Die Verleger, und nicht nur sie (Hauff, A.: Wissenschaftliche Publikationen und „freier“ Zugang – alternative Geschäftsmodelle oder Freibier für alle? Bibliothek, Forschung und Praxis 2013; 37(1): 25–31) prangern diese Kostenlosmentalität ja besonders an, aber die meisten von ihnen leben ja gerade davon, dass sie uns mit Reklame zuschütten, und das immer aggressiver. Sie benutzen Information, Wissen, Sex oder Sensationen (je nach Zielgruppe) nur um ihre Reklame (durch die sie bezahlt werden) zu verbreiten. Die vielbeklagte Informationsflut des letzten Jahrhunderts artet inzwischen in einen Reklamezunami aus. Sicher haben sie Recht, dass die „Anbieter immer stärkere Finanzierungsprobleme“ bekommen, insbesondere darum, weil das Finanzvolumen des Reklamemarktes begrenzt ist, aber gerade darum wird der Markt immer aggressiver umkämpft.

Bei genauer Betrachtung ist ja auch ein zunehmender Teil von Open Access nichts anderes, als dass die Autoren selbst dafür bezahlen, dass man sie liest. Sonst haben sie beim publish-or-perish keine Aufstiegschancen. Wenn oft pseudowissenschaftliche Produkte dann noch verdeckt oder offen von Special Interest Groups finanziert werden, wird es besonders ärgerlich (s. Pharmaindustrie). Im Prinzip leben doch auch die wissenschaftlichen Verlage nur davon, zu behaupten, sie würden die qualitativ besten Arbeiten über Peer Reviewing herausfiltern und dann durch ihren guten Ruf (Impact Factor) dafür Reklame machen.

Das Hauptproblem bei der Reklame ist inzwischen, dass kein ernst zu nehmender Mensch erfahrungsgemäß erwartet, dass sie einen Wahrheitsgehalt transportiert, und damit werden wir mit Nonsens (manchmal sogar lustigem, oft aber pseudowissenschaftlichem) zugemüllt.

Die „Kostenloskultur“ ist inzwischen so weit, dass sie uns permanent aufgezwungen wird, und für die Gesellschaft immer teurer wird, weil sie zu viel Zeit raubt. Seitdem die Werbung entdeckt hat, dass Redundanz (digitale Kopien) sie nichts kostet, drückt sie diese in alle Rechner hinein und die Rechtsprechung schaut zu, ohne zu merken, dass das ein massiver Missbrauch der Informationsfreiheit ist. Das Internet braucht ein neues Recht für Werbung, es sei hier nur an das „Virale Marketing“ erinnert, und die Informationsspezialisten sollten ihr Know How dazu beitragen.

MfG
Walther Umstätter

Am 2013-08-01 10:52, schrieb wsb@xxxxxxxxxx:
Liebe Liste,

ich denke, das Problm ist, dass es in den früheren Jahren einigermaßen
gelungen war, den "Kommerzmüll" aus dem Internet zumindest aus Teilbereichen
fernzuhalten.

Jetzt, wo die Kostenloskultur sich dem Ende neigt, haben immer mehr Anbieter immer stärkere Finanzierungsprobleme. Das ist bei unserer MetaGer nicht anders. Wir hatten daher zeitweise auf der MetaGer-Ergebnisseite ziemlich dicke Werbebanner. Aber es sah so schrecklich, und diese Banner setzten
obendrein noch User-Tracker, dass wir diese Werbung komplett wieder
rausgenommen haben und ausschließlich ein paar Text-Werbelinks anzeigen.

Die Einnahmen daraus reichen aber nicht für die Finanzierung von MetaGer. Also haben wir einen Spendenaufruf gemacht (https://metager.de/spende.html).

Ob hiermit und aus SUMA-EV Mitgliedsbeiträgen MetaGer langfristig
finanzierbar ist, wird sich zeigen - noch vertrauen wir darauf.

Beste Grüße!
Wolfgang Sander-Beuermann
--
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann   Tel: 0511-34 00 00 71    www.metager.de
Vorstand & Geschäftsführer SUMA-EV                       www.suma-ev.de
Leiter Institut für Suchmaschinen-Technologie im SUMA-EV in Kooperation
mit der Leibniz Universität Hannover, Röselerstr. 3, 30159 Hannover





On Thu, Aug 01, 2013 at 09:08:47AM +0200, Till Kinstler wrote:
Am 31.07.2013 19:31, schrieb h0228kdm:

>Das Internet verkommt zu einer einzigen Reklameplattform,

Bei Zeitungen und Publikumszeitschriften ist das schon lange
passiert. Bei Radio und Fernsehen auch.

>Aus meiner Sicht ist das nicht nur ein Internetproblem.

Eben...

Viele Grüße,
Till Kinstler

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