[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Fwd: Podcasts on Stoic philosophy (Marcus Aurelius) and Pre-Socratic philosophy (Empedocles)



Sehr geehrte Frau Kubota,

zunächst habe ich Zweifel daran, dass „PhilosophInnen“ „Im marktwirtschaftlichen Wettbewerb“ „viel, viel billiger“ als „PhysikerInnen“ sind, zumal mir nicht bekannt ist, dass beispielsweise bei TV-L Entgeltgruppe 13 zwischen Physik und Philosophie unterschieden wird. Hinzu kommt, dass es in der Marktwirtschaft nicht nur wichtig ist was bei der Finanzierung billig ist, sondern auch darauf, was an (geistigem) Gewinn dabei erzielt werden kann. Ich habe Sie zwar sicher richtig verstanden, dass Sie durch Ihren Hinweis auf den „Bereich der Teilchenbeschleunigung“ deutlich machen wollen, dass Sie den finanziellen Aufwand und insbesondere den Gewinn dort noch nicht ganz nachvollziehen können. Dafür habe ich auch großes Verständnis, da Sie damit in der Gesamtbevölkerung sicher nicht allein sind. Ich würde aber dringend davor warnen, etwas was man noch nicht versteht, der Philosophie gegenüber gleich als minerweritg anzusehen. Es kann auch einfach nur daran liegen, dass man sich damit erst genauer beschäftigen muss, auch wenn das einiges an Zeit erfordert, bis man dazu fundiertes zu Papier bringen kann.

Auch wenn jeder normale Mensch berechtigt glaubt zu wissen, was eine Masse von 5 Kg ist, wenn er einen entsprechenden Wassereimer tragen musste, so ist es schon eine recht fundamentale (auch philosophisch wichtige) Frage, wie sich Massen aus Raum und Zeit ergeben, und dass Masse nur eine spezielle Energieform ist. (Immerhin ging es bei CERN um die Higgs-Bosonen und bei den Teilchenbeschleunigern dieser Welt um die Atomenergie.)

Ich entsinne mich, wie mich mal Geisteswissenschaftler massiv angegriffen haben, weil sie einen Aufsatz von mir über die Halbwertzseit der Literatur gelesen hatten, und mir klar machen wollten, dass das nur für Naturwissenschaften gelten könne, weil in der Philosophie Plato beispielsweise nie veraltet. Als ich ihnen dann vorgerechnet habe, dass das bedeuten würde, dass Fachreferenten der Philosophie weniger Erwerbungsetat brauchten, wurden sie sehr viel Vorsichtiger in ihrer Argumentation. In Wirklichkeit wäre es natürlich ein „Fehlweg“, wenn sich Philosophen nicht grundsätzlich auf den neusten Stand des heutigen Wissen, und damit der heutigen Philosophie, bringen könnten. Die allgemeine Interdisziplinarität der Wissenschaft, die man im Bradford`s Law of Scattering sehr schön beobachten kann, gebietet dies.

MfG
Walther Umstätter


Am 2013-07-29 06:16, schrieb Naomi Kubota:
Sehr geehrte Damen und Herren,


ich nehme an, daß dieses Informationsangebot gratis erhältlich ist.

Für an philosophischen Fragen Interessierte kann ich auch die Stanford
Encyclopedia of Philosophy empfehlen, auch wenn ich meinen StudentInnen zu vermitteln versuche, daß es für ein ordentliches Studium der Philosophie nicht ausreicht, eine genaue Lektüre und Diskussion wichtiger Texte durch
das Kopieren von wikipedia-Artikeln etc. zu ersetzen. Die üblichen im
Internet erhältlichen Informationen können meist nur ein erster Schritt zur
Orientierung sein, im Falle dieses Oxford-Forschungsprojektes mag das
anders sein.

Übrigens ist es von der Frage her betrachtet, welche materiellen Ressourcen theoretisch notwendig sind, um ein guter Philosoph zu werden, theoretisch ausreichend, die üblichen kanonischen Texte in einer Stadtbibliothek auf
richtige Weise durchzuarbeiten/zu diskutieren. Trotzdem wäre es ein
Fehlweg, wenn universitäre Bibliotheken aufhörten, die aktuelle
Forschungsliteratur anzuschaffen. Im marktwirtschaftlichen Wettbewerb
können Wir PhilosophInnen aber argumentieren, daß Wir viel, viel billiger
sind als z.B. PhysikerInnen, die im Bereich der Teilchenbeschleunigung
arbeiten oder das menschliche Gehirn in Computerform nachbauen wollen. Wer
kommerzielle Gesichtspunkte anlegen möchte, müßte daher eigentlich
konsequent Studienplätze z.B. der Chemie und Physik mit
Philosophie-Studienplätzen ersetzen. Nicht nur Immanuel Kant, dessen
Schrift "Zum ewigen Frieden" als Gründungsdokument der UNO verstanden
werden kann, hat vielleicht für den Fortschritt der Menschheit deutlich
mehr beigetragen als so mancher Mediziner, der im Labor fragwürdige Viren
entwickelt.

Die Fragen der Kanonkritik möchte ich hier nicht erörtern und verweise auf
die einschlägigen Debatten insbesondere in der Literaturwissenschaft.

Mit freundlichen Grüßen


Naomi Anne Kubota




---------- Forwarded message ----------
From: Anna Marmodoro <anna.marmodoro@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Date: 2013/7/25
Subject: Podcasts on Stoic philosophy (Marcus Aurelius) and Pre-Socratic
philosophy (Empedocles)
To: Classicists <CLASSICISTS@xxxxxxxxxxxxxxx>, "
filosofia-antica@xxxxxxxxxxxxxxxx" <filosofia-antica@xxxxxxxxxxxxxxxx>,
Philosophy in Europe <PHILOS-L@xxxxxxxxxxxxxxx>, "Power Structuralism
mailing list (phil-powers@xxxxxxxxxxxxxxxxx)" <phil-powers@xxxxxxxxxxxxxxxxx



FYI: New podcasts on various aspects of ancient metaphysics are free to download from: http://www.power-structuralism.ox.ac.uk/podcasts (toward
the bottom of the page).

 This work is part of the Power Structuralism in Ancient
Ontologies<http://www.power-structuralism.ox.ac.uk/home>project,
supported by the European Research Council and based in the
Faculty of Philosophy of the University of Oxford.

 For any query, pls email:  power@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx

--
http://www.inetbib.de

Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.