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Re: [InetBib] Sonntagsöffnung



Sehr geehrte Damen und Herren,


ein israelischer Minister hat mal vorgeschlagen, in Israel (wo es keinen
gesetzlich festgelegten Feiertag gibt, so zumindest mein letzter
Informationsstand) drei Wochenendfeiertage einzuführen: am Freitag, am
Samstag und am Sonntag.

Die Begründung lautete dahingehend, daß dann die drei wichtisten Religionen
vor Ort jeweils ihren wichtigsten religiösen Feiertag der Woche ungestört
begehen können und daß dann ferner alle Menschen viel mehr Zeit für Familie
und FreundInnen haben.

Ich nehme an, daß für bestimmte Institutionen - z.B. Bibliotheken oder was
auch immer - Regelungen getroffen werden könnten, wenn gewünscht wird, daß
diese auch am Drei-Tage-Wochenende zumindest teilweise offen sein sollen.
Kooperative Einteilung von Schichten ist ja kein grundsätzliches Problem.

In den USA ist es übrigens üblich, daß zumindest während der Prüfungsphase
gegen Ende des Semesters die Bibliotheken sehr lange Öffnungszeiten haben,
z.B. bis 3 Uhr morgens oder sogar rund um die Uhr, und daß z.B. im
Eingangsbereich gratis Kekse, Tee und Kaffee zur Verfügung stehen.
Sicherlich erleichtert das für die Studierenden die anstrengende Phase am
Ende des Studiums, wenn wegen der Prüfungen so einige schlaflose Nächte
durchgelernt werden. Allerdings wäre neben dem Problem, daß dann natürlich
auch seitens der Bibliothek Personal bezahlt werden muß, daß diese späten
Öffnungszeiten gewährleistet, grundsätzlich die Frage zu stellen, ob es
nicht menschenfreundlicher wäre, Studierende erst gar nicht solchen
Belastungen auszusetzen. Wenn noch nicht einmal PolitikerInnen der
Bundesregierung Zeit zum Zeitungslesen haben, dann frage ich mich wirklich,
wohin diese Republik driftet.

Übrigens ist es in den USA auch üblich, daß bei existierenden
Sicherheitskontrollen am Eingang (elektronische Überwachung, ob Bücher ohne
Ausleihvorgang mitgenommen werden) die Rucksäcke und Taschen mit in die
Bibliothek genommen werden können. Wenn eine Person mehrere Bücher von zu
Hause mitbringt und einfach den Arbeitsplatz Bibliothek sehr schätzt, dann
hat das sicherlich viele Vorteile. Meines Wissens gibt es keine relevanten
störenden Vorkommnisse außer vielleicht der gelegentlichen Entdeckung, daß
ein Student im Prüfungsstreß über den Büchern sitzt und dabei ein
mitgebrachtes Sandwich am Arbeitstisch ißt. Doch auch für dieses Problem
lassen sich Lösungen finden. Schließfächer sind dann unnötig.

In kleineren College-Bibliotheken, etwa von Colleges in Oxford, an denen
nur DoktorandInnen studieren, ist es auch durchaus üblich, daß es gar keine
Kontrolle gibt und die DoktorandInnen die Bücher eigenständig am Computer
mit ihrem Bibliotheksausweis ausleihen. Sie können die Leihfrist dann auch
eigenständig verlängern. Die Statistik besagt, daß die Rate an gestohlenen
Büchern dabei nicht höher ist als etwa in den früheren
Institutsbibliotheken der Freien Universität Berlin.

Übrigens hing in der Institutsbibliothek der Philosophie der Freien
Universität Berlin früher deutlich sichtbar am Eingang ein Plakat, auf dem
in riesigen Lettern der Satz "Bücherklau ist konterrevolutionär!"
geschrieben stand. Dieses einfache Stück Papier in großem Format ist
verschwunden, es ist wohl einer Einsparmaßnahme zum Opfer gefallen.


Mit freundlichen Grüßen


Naomi Anne Kubota

Doktorandin der antiken griechischen Ethik
Universität Potsdam
Studienstiftung des deutschen Volkes


Am 26. Juli 2013 16:24 schrieb Macher, Ludger <Ludger.Macher@xxxxxxxxxxx>:

Warum hat überhaupt der Gesetzgeber den Sonntag nicht gänzlich für alle
Aktivitäten freigegeben, sondern Begrenzungsregelungen eingeführt?

Ein Grund ist wohl, dass es als Teil der Kultur gesehen wird, wenn sich
die Menschen den arbeitsfreien Sonntag gemeinsam teilen, dass sie also
nicht irgendwann zu unterschiedlichen Zeiten freie Zeit haben, sondern dass
es einen gemeinsamen freien Zeitraum gibt, nämlich den Sonntag. Dieser
Sonntag ist etwas gemeinsam Verbindendes, ein Wert.

Es mag Menschen geben, für die das keinen Wert darstellt und die gerne
sonntags arbeiten.

Es mag auch viele wirtschaftliche Gründe geben, sonntags generell alle
Aktivitäten zuzulassen, besser noch 24 Stunden an 7 Tagen die Woche.

Wenn man zum Ausgangspunkt zurückkehrt, muss man sich die Frage stellen,
wo und warum sollen die Begrenzungsregelungen aufgebrochen werden (warum
gerade bei ÖBs, warum nicht bei Sportgeschäften?) und was für eine
Gesellschaft strebt man an.

Die immer aufgeführten Gründe, warum unbedingt ÖBs gerade von der
Sonntagsbegrenzung befreit werden sollten, sind tendenziös.


L.Macher

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