Liebe Kolleginnen und Kollegen,
prinzipiell finde ich es ja erfreulich, wenn in inetbib gelegentlich
politische Themen jenseits von rein bibliotheksspezifischen Aspekten zur
Sprache kommen. Dass es aber ausgerechnet der frauenfördernde Satz in
Stellenanzeigen ist, der immer wieder diese Besinnung auf das Politische
provoziert, ist dann - bei aller unfreiwilligen Komik, die es wohl nicht
nur aus meiner sozialwissenschaftlichen Perspektive hat - eher
ernüchternd und wirft meines Erachtens kein besonders gutes Licht auf
Bibliotheken. In den meisten Beständen dürfte es an wissenschaftlicher
Literatur zur Gender-Thematik nicht mangeln, offensichtlich aber an
(männlichen) Lesern aus der Mitarbeiterschaft.
Was dagegen spätestens seit dem NSU einen "Aufschrei" hervorrufen
sollte, ist das regelmäßige Fehlen eines Satzes in diesen
Stellenanzeigen, der einen sogenannten "Migrationshintergrund" in
ähnlich expliziter Weise positiv benennen würde wie ein weibliches
Geschlecht oder eine Schwerbehinderung. Dem deutschen Bibliothekswesen
stünde hier - schon allein angesichts der wachsenden Zahl muslimischer
Nutzerinnen und Nutzer - ein stärkeres Engagement gut zu Gesicht. In den
USA wird spätestens seit Obama der gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil
weit überproportionale Anteil weißer Bibliothekare und Bibliothekarinnen
zunehmend kritischer diskutiert.
Ich hoffe, dass die Intention dieses Beitrags im Sinne einer
konstruktiven Kritik deutlich geworden ist und nicht missverstanden wird,
mit freundlichen Grüßen,
Sebastian Pampuch
--
Bibliotheksreferendar im Fachreferat Ethnologie
Universitätsbibliothek Marburg
Wilhelm-Röpke-Straße 4
D-35039 Marburg
Tel.: +49(0)6421/28-25123
Tel.: +49(0)176/38468131
e-Mail: sebastian.pampuch@xxxxxxxxxxxxxxxxx
--
http://www.inetbib.de