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Re: [InetBib] Stellenausschreibung der UB Wuppertal



+1 !!!!
danke!

christiane jungblut

On 05.02.2013 14:09, Silke Ecks wrote:
Es ist immer wieder erstaunlich.
Aber natürlich - wenn die Herren sagen, dass die Frauen nicht mehr
diskriminiert sind, dann wird das sicher stimmen, muss es einfach,
denn die können das bestimmt viel besser beurteilen, vor allem, wenn
sie nicht fragen, sondern feststellen - Dinge, die sie als Tatsachen
bezeichnen, obwohl es nicht einen Schimmer für die Richtigkeit,
Wahrheit oder auch nur Existenz des Behaupteten gibt.

Leider fallen nach wie vor reihenweise Frauen darauf herein - wenn ein
Mann, v.a. ein (zunächst) sympathischer oder nahe stehender, so was
sagt, dann muss es ja wahr sein.

Ich hatte das gerade im privaten Rahmen mit ein paar katholischen
Landwirten auf dem Geburtstag meiner alten Tante. Die sind auch der
Meinung, dass wir jetzt ja Gleichberechtigung haben.

Aber gleichberechtigt sind sie, und wer will so einen kleinen Spruch
in einer Bar auch übernehmen - ich sehe auch durchaus die peinliche,
politisch manipulative Komponente im Fall Brüderle (die m.E.
allenfalls zeigt, wie Basisdemokratie eben nicht gehen kann und
sollte).
Aber abgesehen von der Medienebene doch genau so aussieht wie 100
anderer solcher konstruierten Skandäle, weshalb ich mich auch über die
Medienkomponente nicht sonderlich aufregen kann, und dem Umstand, dass
z.Zt. Brüderle zumindest AUCH diskriminiert wird (auch wen
Diskriminierung eigentlich was gegen Gruppen Gerichtetes ist, also
müsste man wohl "von der Presse gemobbt wird" sagen, was aber
zumindest in mir komischerweise nicht sonderlich viel bis gar kein
Mitgefühl auslöst, sondern eher erweitertes Gähnen -
also all dies ändert nichts daran, dass das, was B. da gebracht hat,
jetzt nicht wirklich der Gipfel der Konversationskunst oder irgendwie
originell oder charmant war;
dass es sehr gut, ist, dass diese Debatte nach so langer Zeit mal
wieder losgetreten wurde;
dass sehr viel weniger harmlose Sprüche und Situationen zum weiblichen
Alltag - ja, diesem TÄGLICHEN Trott! - in diesem Land gehören.
Und zwar auch in der Ehe, in Beziehungen.

Oh, und WEHE, Du lächelst nicht dazu, Mädel! Dann kommt ganz schnell
die Faust aus der Tasche!
Jahrtausende dieser Mischung aus fremdem Vordenken und Soufflieren und
immanenter physischer Drohung bei Ungehorsam können sicher solche
Folgen haben. 15.000 Jahre Zeit zum Lernen sollten reichen.
Und deswegen wird geschwiegen und chinesisch weise gelächelt und genickt...

Doch, das ist so, Mann: Einfach weil Du ein Mann bist, und Frauen
wissen, was u.U., zu erwaten ist. Du kannst der schmächtigste,
netteste, gewaltloseste, freundlichste, sympathischste in 200 km
Umkreis sein - die instinktive Bedrohung aus grauer Vorzeit ist da.
Und das bedeutet doppelt und dreifach vorsichtiges und genaues
Hinhören - wenn Du's denn wirklich wissen willst.

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Diese real existierenden Diskriminierungen, private wie die
beruflichen, Gewalt, und sexuellen Belästigungen betreffen nun mal zu
95% ein bestimmtes Geschlecht, und zu einem ähnlichen Prozentsatz ist
das andere Täter!
Und genau deswegen bestimmt die Formulierung eine Bevorzugung der
Frauen und nicht der Männer.
Dass sich das Geschlechterverhältnis in diesem einen spezifischen
Beruf lange umgedreht hat, ist erstmal kein Argument.

(Übrigens erinnere ich mich an eine Untersuchung aus den 80er oder
90er Jahren, die besagt, dass mit der Zunahme von Frauen im
Berufsfeld, bzw. der Abwanderung der Männer, das Prestige des Berufs
sinkt (und das Lohnniveau, glaube ich). Ich weiß nicht mehr, welche
Berufe genannt waren, meine aber, Bibliothekare waren nicht dabei...

Und hab ich schon die Geschichte von der Zugbegleiterin berichtet, die
(weiß der Geier, wie wir drauf gekommen sind) irgendwann Mitte der
90er auf einer Fahrt mir erzählte, und zwar nicht ohne Bitternis, dass
sie in der DDR Kranführerin gewesen sei, und nach der Wende nun diesen
Beruf nicht mehr ausüben könne - es gebe auf den Baustellen zu wenig
Klos für Frauen; der Gesetzgeber bestimme, dass diese Art Tätigkeit
für das weibliche Geschlecht zu gefährlich sei, Frau selber habe daran
nichts mitzuentscheiden, ungeachtet ihrer Wünsche; und die
Gewerkschaften würden diese Art Arbeit bei Frauen nicht unterstützen
und hätten sie mit dem Versuch, ihre langjährige, qualifizierte und
geliebte Arbeit einzuklagen, alleine gelassen?
Es hat sich wohl mit Sicherheit bei den Kränen technisch mehr getan
als bei dieser Sachlage!)

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UND wir hatten just hier oben im Norden diese Debatte in Bezug auf
angeblich illegale Landtagssitze des SSW, der Partei der dänischen
(u.a.) Minderheiten hier oben.

Ich zitiere aus den Kommentaren auf SHZ.de:

Klar, die Mehrheit entscheidet, dass die Minderheit nicht diskriminiert ist! 
Wer sonst?!

Es ist ja immer wieder lustig, und besonders für Deutschland typisch, wie Mehrheiten von selbsternannten 
Integrierern, die sich auch >noch für besonders tolerant halten, darüber entscheiden, welche 
Minderheiten wann und wo unterrepräsentiert sind - ohne die Betroffenen >auch nur im Traum mal selber 
zu hören.

Kinder, Frauen (die nicht mal ne Minderheit sind) , Dänen, Muslims, Friesen, Schwarze usw., immer wieder gerne 
behaupten andere - in >diesem Fall offenbar besonders gönnerhafte FDP-nahe Männer - von Ferne beurteilen zu 
können, dass diese Menschen nicht >unterrepräsentiert oder diskriminiert sind, wenn nicht gerade die 
Sarrazin-Schiene besser in den Kram passt - wie wärs, diese Menschen >mal persönlich zu fragen?
Da könnte man ja am Ende ne Antwort bekommen!
Da fehlt der Mut, was?
Und Mehrheitsentscheide, das ist Demokratie.

Hat IRGENDWER von Ihnen sich mal ernsthaft, ehrlich und längere Zeit
WIRKLICH mit einem Mitglied einer diskriminierten Minderheit - es muss
ja gar keine Frau sein, und auch nicht jemand jenseits einer
Sprachbarriere - auf Augenhöhe unterhalten? Um zu erfahren, wie das so
ist, das Diskriminiert-Werden?

Nur mal angenommen, es bestünde das Interesse?
Vielleicht liegt im Fehlen dieses Dialogs und des echten Interesses
ein Grund für den "Undank" und die unerhörte Nicht-Anerkennung bereits
geleisteter kleiner und kleinster Schritte, die ja gerade von den in
diesen Fragen schnell ermüdenden älteren kirchlich-Konservativen immer
wieder beklagt werden?
Teils wird ja schon ein Dankeschön dafür verlangt, dass der Klaps auf
den Hintern ausgeblieben, der miese Spruch außer Hörweite gemacht
wurde! Worauf zu diesem Behufe dann deutlich hingewiesen wird!

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Was im Einzelnen, bei der Einzelnen, als Diskriminierung rüberkommt,
ist für die Diskriminanten oft überhaupt nicht abzuschätzen - auch und
gerade die kleinen Gesten, dies "ups" der Gutmenschen, die
vorsichtigen Blicke, das Aus-den-Fingern-nehmen und Belehren,
ungefragte Ratschläge usw. können sehr verletzten.

Und das Zusehen der anderen. Die oft gar nicht bemerken können, was vorgeht...

Manches von dem gut Gemeinten verletzt. Es wird meist auch mehr
gefordert als angeboten wird, Glasperlen gegen Gold, Beschränkung der
Freizügigkeit, Toleranz und Ausübung der eigenen Kultur gegen
bedingungslose Anpassung und Schweigen.

Mit irgendwelcher gesellschaftlicher Veränderung, Gleichbehandlung und
echtem Respekt vor Frauen hat sehr viel von dem, was läuft, und was
gelaufen ist, und was gesetzlich geregelt wurde, NICHTS zu tun.

Was alles, wie der "Undank" auch nicht im Entferntesten ein Argument
gegen das Gutmeinen und für das Einstellen jeder Unterstützung sein
kann. Immerhin sind es Fingerzeige...

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Peinlich ist aber immer wieder besonders die Großspurigkeit von
Statements darüber, was in diesem Land der Fall ist oder nicht mehr
der Fall ist, die im Übrigen hier ja anscheinend auch wieder nur von
Männern gemacht werden, und vor allem auch gerne sehr final sind:
jetzt ist aber gut hier!
Nee, isses nicht!!
Dies ist ein Prozess! Mit den Veränderungen verändern sich die
Notwendigkeiten! Und dieser Prozess ist mal gerade begonnen worden!

Was in diesem Land der Fall ist, ist nämlich Folgendes:
Deutschland ist im internationalen Vergleich, was Frauenrechte und
Antidiskriminierungs-Ansätze angeht - also echte und ernst gemeinte -,
und auch in Sachen Solidarität, ein Entwicklungsland und Jahrzehnte
hinter dem Westen hinterher!

Was noch lange nicht heißt, dass in GB oder USA die Lage optimal ist.
Aber in Skandinavien und Holland ist sie schon mal ganz erheblich
anders als hier.

Die Leute, ja, auch die Männer, und wahrhaftig auch die Politiker,
meinen es dort ernst, und kommen Frauen nicht mit wirklich bösartigen
und peinlichen Geschichten wie diesem Betreuungsalmosen, das jedem und
jeder mit einem Rest von An- und Verstand die Schamesröte über "die da
oben" ins Gesicht treiben müsste.

Ich will jetzt mal nicht sagen, dass es muslimische Länder gibt, in
denen die Lage der Frauen besser ist, aber Deutschland - ja, genau
dies Land hier! - ist in Frauenfragen sehr viel näher an (den
liberaleren von) diesen dran, als es irgendwem lieb sein kann, der
oder die es mit Nichtdiskriminierung und Gleichberechtigung ernst
meint.
Aber wir Westler sind ja natürlich so toll modern und fortschrittlich
und überlegen, da kann man das ignorieren.

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Das Hauptproblem ist aber, dass es anscheinend immer wieder reicht,
dass irgendwelche Männer sagen, es gibt das nicht mehr, und die Frauen
zucken zurück und beginnen (wie es das brave Bürgerweibchen das
19.Jahrhunderts tat) an ihrem eigenen Urteil und Verstand zu zweifeln,
und VOR ALLEM daran, ob sie überhaupt das Recht haben, zu fordern, was
sie fordern!
(In diesem Licht ist auch die Gehaltsschere kein Wunder.)

Dazu kommt, dass Männer gerne manipulative oder dialektisch
argumentierende Behauptungen (wie die vom Risiko der Opferrolle -
oder, ohne Moderator zu sein, verordnen möchten, was in der Debatte
und an ihrem Ort angebracht ist) aufstellen, gerne auch unwahre, WEIL
SIE WISSEN, dass sie damit zumindest die Debatte auf Nebengleise
umlenken können - weg von dem, was tatsächlich geschieht, und von dem,
was tatsächlich getan werden müsste -, und damit meist durchkommen -
die Gutgläubigkeit oder Angst oder Willfährigkeit auf der anderen
Seite ist einfach zu verlockend.

Und das Nicken und Grinsen der Frauen wird von den Männern als
Zustimmung interpretiert, obwohl es meist nur ein gezwungenes,
höfliches Schweigen ist, weil die gemachten Äußerungen oft eigentlich
nur kräftige Ohrfeigen als Antworten verdienen, frau aber weder die
Stimmung stören noch gemobbt oder Schlimmeres werden will.

Ich glaube ja nicht, dass es hilft, denn außerdem ist es nicht weit
her mit der Solidarität, und frau will es ja auch viel lieber von den
Männern hören, deren Aufmerksamkeit als schmeichelhaft und
erreichungswürdig begriffen wird - als ob die jemals ihre Positionen
aufgeben würden! Warum um Himmels willen sollten sie?! -, aber ich
shoute es hier trotzdem:

JA, FORDERN IST VÖLLIG IN ORDNUNG!
ES GEHT NUR AUCH NICHT ANNÄHERND WEIT GENUG!!

Und noch mal, zur Verfestigung und Vertiefung des Gelernten -

1) Ob jemand nicht mehr diskriminiert wird, das kann wohl letztlich
und v.a. gültig einzig die (nun hoffentlich nicht mehr) diskriminierte
Person/ Gruppe sagen! Nichts kann uns vor Zweckargumenten/
"Missbrauch" retten - außer ECHTER Nicht-Diskriminierung.

3) Eine wie auch immer demokratische Mehrheit kann nicht, unter keinen
Umständen, in irgendeiner positiven/ guten Weise über den Erfolg
solcher Maßnahmen oder die Gefühle und Lage einer Minderheit
entscheiden.

2) So gut wie jede Debatte von anderen über bereits Erreichtes, bes.
v. Angehörigen der diskriminierenden Mehrheit, auch wohlmeinenden, die
es zum Glück ja auch hier gibt, und vielleicht mehr als anderswo, gilt
normalerweise der Selbstbeweihräucherung, ist müßig und letztlich
gönnerhaft ("patronizing" - es gibt einfach kein vergleichbares dt.
Wort) - wenn sie sich nicht ernsthaft um Einbeziehung der
Diskriminierten und das Erkunden ihrer Ansichten und Gefühle bemüht.
Behaupten reicht nicht! Es gibt auch keinen Dank einfach nur für die
Kenntnisnahme des Themas und die Mühe der Debatte!

4) Deutschland - ja, dies Land hier, in dem die meisten
ListenteilnehmerInnen wohnen und arbeiten - ist in diesen Dingen nicht
gerade fortschrittlich und evtl. noch nicht einmal auf einem guten
Weg.

5) FORDERT MEHR, LAUTER! Egal, wie peinlich es ist, und was ein Haufen
dezenter Benimmlehrer und Deutschtugendprediger behaupten: Dies IST
ein Basar, war es schon immer, und wer nur genau das fordert, was sie
oder er haben will, wird am Ende nicht ein Zehntel davon bekommen!
(Oder zumindest sollte mensch, nach dem "femininen" Unterbieten der
Konkurrenz, erst den Vertrag unterschreiben, bevor mensch dann
anfängt, alle möglichen Zusatzleitungen und Lösungen für
Zusatzprobleme zu veranschlagen... Obwohl das vermutlich nur im
Baugewerbe klappt...)

So. DAS war jetzt mal ein Rant.

Übrigens sehe ich hier enge Zusammenhänge mit meinem eigenen Thread
von vor ca. 2 Wochen, sowie dem von Herrn Peren drüben auf RABE.

Schwer gespannt, wem wohl heute welcher Schuh passt:

Silke Ecks


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