[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Der neue Bibliotheksdienst - Hausblatt von De Gruyter?



Lieber Herr Umstätter,
liebe Liste,
 
um mich klar genug auszudrücken: Es geht mir im Moment weniger um Open Access. 
Da ist die Januar-Ausgabe relativ vorbildlich, denn beide genannten Artikel 
sind per DOI vorhanden, http://dx.doi.org/10.1515/bd-2013-0004 und 
http://dx.doi.org/10.1515/bd-2013-0005.
 
Es geht mir statt dessen darum, dass hier ein Verlag, der eine bisher zwar 
vielleicht etwas hausbackene, aber immerhin etablierte Fachzeitschrift 
übernimmt, sie in der ersten Ausgabe dadurch schädigt, dass er seine Rolle in 
den Vordergrund stellt, indem er einen Artikel in eigener Sache unterbringt, 
und einen zweiten Artikel eines bisher angesehenen Fachkollegen ergänzt (oder 
ergänzen lässt) um ein Paar unauffällig (aber an der Fehlschreibung "De 
Gryuter" erkennbar) eingestreute Bemerkungen "pro domo". Meiner Ansicht nach 
hat hier die Zusammenwirkung zwischen Verfasser, Herausgeber/Redaktion, Beirat 
und Verlagsverantwortlichen http://dx.doi.org/10.1515/bd-2013-masthead1 nicht 
zum Nutzen von uns Lesern funktioniert. Der Artikel von Herrn Dr. Thomas 
Stäcker lässt sich dadurch, auf sich selbst angewandt, über weite Strecken wie 
eine Satire seiner selbst lesen.
 
So lange ich nicht erklärt bekommen habe, wie das vor sich gegangen ist, und 
eine Änderung in der Auffassung der Anteile nachvollziehbar ist, werde ich 
meine Jahresrechnung nicht begleichen. Wenn ich ein Abonnement bezahle, egal ob 
in Druckform oder in elektronischer Form, möchte ich angemessenen, das heißt 
unabhängigen Inhalt.
 
Schöne Grüße
 
Friedrich Kuhnen
 
Friedrich Kuhnen
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
Katalogmanagement
Köpenicker Allee 39-57
10318 Berlin
Tel.: (0 30) 50 10 10 - 51
Fax: (0 30) 50 10 10 - 92
Email: friedrichkuhnen@xxxxxxxx

 
Herr Umstätter, Sie schrieben:
Date: Sun, 03 Feb 2013 19:59:08 +0100
From: h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Der neue Bibliotheksdienst - Hausblatt von De
    Gruyter?

Wenn man Open Access so definiert:
?Die Einzelausgaben werden zwölf Monate nach ihrem Erscheinen Open 
Access gestellt.
Autoren können nach einer Frist von 6 Monaten ihre Artikel auf eigenen 
Websites und Repositorien veröffentlichen.?

und wenn man sich daran erinnert, dass nichts älter ist, "als die 
Zeitung von gestern",
bzw. Wissenschaft ein gnadenloser Wettbewerb um Urheberrechte (Nur der 
1. gewinnt),
dann hat die Lobby der Verleger ihre Arbeit gut gemacht, und man sieht,
es ist alles eine Frage der Definition.
Dass so etliche Bibliothekszeitschriften ihr Geld mit Reklame (für 
Bibliotheksmöbel, Software, Verlagsprodukte, etc.)
verdient haben ist nicht neu, aber darum nicht weniger kritisch zu 
hinterfragen.

Eigentlich könnten die Autoren "ihre Artikel auf eigenen Websites und 
Repositorien" sofort verfügbar machen,
aber da glauben noch immer zu viele Wissenschaftler, dass die Aufsätze 
qualitativ besser werden,
wenn sie ein Verlag publiziert und zurückhält.
Dafür sind die hier genannten Beispiele sehr interessant.
Danke für den Hinweis.
Die Folge ist die Erbsenzählerei bei den Publikationen aus "Peer 
Reviewed" Zeitschriften,
nur weil zu viele Arbeitgeber (Berufungskommissionen) die Anstrengung 
scheuen, die Publikationen von Bewerbern auch zu lesen.
Insofern hat Prof. Dürr schon recht, wenn er schreibt: "um eine bessere 
Perspektive am Markt der Fachzeitschriften zu
ermöglichen".
Das Pre Peer Reviewing schadet der heutigen Wissenschaft immer mehr. An 
seine Stelle muss nun endlich wieder das
Post Peer Reviewing treten, das für eine Selbstorganisation der 
Wissenschaft essentiell war und ist
(siehe Referateblätter, die einst die deutsche Wissenschaft stark 
machten).

MfG

Walther Umstätter


Am 03.02.2013 18:35, schrieb Friedrich Kuhnen:
Liebe Liste,

nachdem hier am 14. Juni des letzten Jahres angekündigt worden ist,
dass der "Bibliotheksdienst" ab 2013 bei De Gruyter erscheint, 
haben
jetzt wahrscheinlich viele von uns das erste Heft in neuer Aufmachung
auf dem Tisch. Ja, ich lese noch die Papierausgabe.

Beim Durchsehen fällt mir auf, dass der Verlag de Gruyter ein wenig
mehr als üblich die Aufmachung und besonders den Inhalt zu bestimmen
scheint.

In der Kopfzeile erscheint durchgehend-aufdringlich der Schriftzug
"DE GRUYTER", statt des Titels der Zeitschrift, oder gar des
Verfassers des jeweiligen Artikels.

Enthalten ist ein Artikel zum Thema "Integriertes Publizieren", 
von
Dr. Sven Fund, Geschäftsführer von, nun ja, de Gruyter, enthaltend 
ein
Kapitel "Die Entwicklung der Digitalstrategie von De Gruyter:
Werkstattbericht".

Enthalten ist auch ein Artikel zum Thema "Wie schreibt man Digital
Humanities richtig?" von Dr. Thomas Stäcker, mit einem Abschnitt zu
"Open Access - Open Source". Darin wird nach kritischen 
Anmerkungen
zur Preisgestaltung des De-Gruyter-Verlags positiv vermerkt, dass 
"das
Bundle-Angebot von De Gryuter [sic] eines der kostengünstigsten am
Markt ist." Und später heißt es dann: "Nur wenige Verlage, wie z. 
B.
De Gryuter [sic], gestatten im direkten Verhandlungswege die
Archivierung und Indexierung, leider jedoch nicht für alle
Medientypen." Kann es sein, dass die Passagen mit der fehlerhaften
Namensnennung in Eile hinzugefügt wurden? 

Konsequenter Weise ist die Liste der kommerziellen Inserenten recht
kurz: Auf der hinteren Umschlagsseite findet sich ein Hinweis auf die
"DE GRUYTER e-dition". Anders gesagt: Hundert Prozent in eigener
Sache.

Ist es das, was man gewöhnlich unter einer "Zusammenarbeit" 
versteht,
"um eine bessere Perspektive am Markt der Fachzeitschriften zu
ermöglichen", wie es im Vorwort von Herrn Prof. Dr. Michael Dürr
heißt? "Wir ... freuen uns über die professionelle Begleitung unserer
Herausgeberarbeit durch einen renommierten Verlag."

Und: werden wir damit zu rechnen haben, dass im RDA Toolkit, dessen
deutschsprachige Version ja bald bei de Gruyter erscheinen wird,
demnächst Regelwerksbeispiele zu Publikationen aus dem Hause de
Gruyter bevorzugt verwendet werden? Oder damit,
dass Verlagsanzeigen scheinbar sporadisch in noch freien Bereichen 
der
Toolkit-Oberfläche auftauchen?

Nachdenkliche Grüße

Friedrich Kuhnen

Friedrich Kuhnen
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
Katalogmanagement
Köpenicker Allee 39-57
10318 Berlin
Tel.: (0 30) 50 10 10 - 51
Fax: (0 30) 50 10 10 - 92
Email: friedrichkuhnen@xxxxxxxx




-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.