Date: Sun, 03 Feb 2013 19:59:08 +0100
From: h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Der neue Bibliotheksdienst - Hausblatt von De
Gruyter?
Wenn man Open Access so definiert:
?Die Einzelausgaben werden zwölf Monate nach ihrem Erscheinen Open
Access gestellt.
Autoren können nach einer Frist von 6 Monaten ihre Artikel auf eigenen
Websites und Repositorien veröffentlichen.?
und wenn man sich daran erinnert, dass nichts älter ist, "als die
Zeitung von gestern",
bzw. Wissenschaft ein gnadenloser Wettbewerb um Urheberrechte (Nur der
1. gewinnt),
dann hat die Lobby der Verleger ihre Arbeit gut gemacht, und man sieht,
es ist alles eine Frage der Definition.
Dass so etliche Bibliothekszeitschriften ihr Geld mit Reklame (für
Bibliotheksmöbel, Software, Verlagsprodukte, etc.)
verdient haben ist nicht neu, aber darum nicht weniger kritisch zu
hinterfragen.
Eigentlich könnten die Autoren "ihre Artikel auf eigenen Websites und
Repositorien" sofort verfügbar machen,
aber da glauben noch immer zu viele Wissenschaftler, dass die Aufsätze
qualitativ besser werden,
wenn sie ein Verlag publiziert und zurückhält.
Dafür sind die hier genannten Beispiele sehr interessant.
Danke für den Hinweis.
Die Folge ist die Erbsenzählerei bei den Publikationen aus "Peer
Reviewed" Zeitschriften,
nur weil zu viele Arbeitgeber (Berufungskommissionen) die Anstrengung
scheuen, die Publikationen von Bewerbern auch zu lesen.
Insofern hat Prof. Dürr schon recht, wenn er schreibt: "um eine bessere
Perspektive am Markt der Fachzeitschriften zu
ermöglichen".
Das Pre Peer Reviewing schadet der heutigen Wissenschaft immer mehr. An
seine Stelle muss nun endlich wieder das
Post Peer Reviewing treten, das für eine Selbstorganisation der
Wissenschaft essentiell war und ist
(siehe Referateblätter, die einst die deutsche Wissenschaft stark
machten).
MfG
Walther Umstätter
Am 03.02.2013 18:35, schrieb Friedrich Kuhnen:
Liebe Liste,
nachdem hier am 14. Juni des letzten Jahres angekündigt worden ist,
dass der "Bibliotheksdienst" ab 2013 bei De Gruyter erscheint,
haben
jetzt wahrscheinlich viele von uns das erste Heft in neuer Aufmachung
auf dem Tisch. Ja, ich lese noch die Papierausgabe.
Beim Durchsehen fällt mir auf, dass der Verlag de Gruyter ein wenig
mehr als üblich die Aufmachung und besonders den Inhalt zu bestimmen
scheint.
In der Kopfzeile erscheint durchgehend-aufdringlich der Schriftzug
"DE GRUYTER", statt des Titels der Zeitschrift, oder gar des
Verfassers des jeweiligen Artikels.
Enthalten ist ein Artikel zum Thema "Integriertes Publizieren",
von
Dr. Sven Fund, Geschäftsführer von, nun ja, de Gruyter, enthaltend
ein
Kapitel "Die Entwicklung der Digitalstrategie von De Gruyter:
Werkstattbericht".
Enthalten ist auch ein Artikel zum Thema "Wie schreibt man Digital
Humanities richtig?" von Dr. Thomas Stäcker, mit einem Abschnitt zu
"Open Access - Open Source". Darin wird nach kritischen
Anmerkungen
zur Preisgestaltung des De-Gruyter-Verlags positiv vermerkt, dass
"das
Bundle-Angebot von De Gryuter [sic] eines der kostengünstigsten am
Markt ist." Und später heißt es dann: "Nur wenige Verlage, wie z.
B.
De Gryuter [sic], gestatten im direkten Verhandlungswege die
Archivierung und Indexierung, leider jedoch nicht für alle
Medientypen." Kann es sein, dass die Passagen mit der fehlerhaften
Namensnennung in Eile hinzugefügt wurden?
Konsequenter Weise ist die Liste der kommerziellen Inserenten recht
kurz: Auf der hinteren Umschlagsseite findet sich ein Hinweis auf die
"DE GRUYTER e-dition". Anders gesagt: Hundert Prozent in eigener
Sache.
Ist es das, was man gewöhnlich unter einer "Zusammenarbeit"
versteht,
"um eine bessere Perspektive am Markt der Fachzeitschriften zu
ermöglichen", wie es im Vorwort von Herrn Prof. Dr. Michael Dürr
heißt? "Wir ... freuen uns über die professionelle Begleitung unserer
Herausgeberarbeit durch einen renommierten Verlag."
Und: werden wir damit zu rechnen haben, dass im RDA Toolkit, dessen
deutschsprachige Version ja bald bei de Gruyter erscheinen wird,
demnächst Regelwerksbeispiele zu Publikationen aus dem Hause de
Gruyter bevorzugt verwendet werden? Oder damit,
dass Verlagsanzeigen scheinbar sporadisch in noch freien Bereichen
der
Toolkit-Oberfläche auftauchen?
Nachdenkliche Grüße
Friedrich Kuhnen
Friedrich Kuhnen
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
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