Hallo, Herr Spließ - oder falls hier noch irgendwer mitliest -
wir können auf einer sachlichen Ebene darüber diskutieren was es
bedeutet
Das können wir alles gerne, sollten wir dringend; auch wenn ich
rein
positive, unsystematische Zukunftsspekulationen eher müßig finde
und
es ein ganz schlechter Anfang für eine Diskussion ist, ein
Gegenüber
erstmal abzukanzeln.
Natürlich war die Überschrift nicht "ernst gemeint" - das war
Sarkasmus (nennt man heute sowas auf Neudeutsch "rant"? Na,
meinswegen!), und das dürfte vermutlich auch so ziemlich jedem/
jeder
sonst klargewesen sein.
(Es hat mir tatsächlich bisher auch leider niemand Inkunabeln
geschickt! Mal abgesehen davon, dass hier im Haus ne Ölheizung ist
-
vermutlich bzw. hoffentlich nimmt doch niemand ernsthaft an, dass
ich
die dann tatsächlich verfeuert hätte?! Post ist weiterhin
erwünscht!
Ich bin gut zu Büchern!)
Mir ging es mit diesem Thread erstmal nicht um Diskussion, sondern
um
schlichte Weitergabe von Infos- der Betreff sagt ja schon: FYI - da
kann dann jede/r mit machen, was er oder sie will. Soweit, so gut.
Aber eben: wie?
In jedem Falle halte ich die >kritische< Betrachtung all der neuen
Technik und Möglichkeiten für mehr als nötig.
Polemik kann da offensichtlich mitunter was lostreten, auch finde
ich
(persönlich) sie oft unterhaltsam, sogar entspannend... Kann den
Kopf
aufmachen...
Ein praktisches Beispiel: eBooks sind wunderschön und handlich-
aber
was, wenn man drüber einschläft und sich auf sie bzw. das Dings vom
Bett wälzt?
Und zum Beispiel (sehr unpraktisch) treibt mich doch tatsächlich
immer
wieder die natürlich völlig unbegründete, irrationale Angst vor dem
totalen Stromausfall/ einer richtigen Energiekrise um. Ich hab
sogar
ne gute USV hier. Oder vielleicht Zensur. Der Netzzugang, ob nun
Inter- oder Deep-, wird abgeschaltet oder stark eingeschränkt.
Einfach
nur wegen Saftmangel.
Was wäre denn dann?
Das würde - wenn nicht jetzt schon, so doch in Bälde -, vermutlich
sowas wie den fast totalen Verlust des kulturellen Gedächnisses
"des
Westens" bedeuten, oder? Zumindest/ v.a. aktuellerer,
wissenschaftlich
wichtiger Teile? Polemisch dargestellt?
Das Papier ist vernichtet, die Karteien, die sowieso niemand unter
55
mehr interpretieren kann (sofern sie denn in irgendeinem feuchten
Keller überlebt haben), verweisen auf nichts mehr. Von Film und
Popmusik brauchen wir gleich fast gar nicht zu reden - und was
dann?
Oder was ist mit der Fälschungssicherheit von elektronischen
Inhalten?
Na gut, aus einem Buch kann man Seiten rausreißen, sie schwärzen,
oder
gleich das ganze Ding verbrennen, in den Giftschrank packen oder
geschickt verhökern, aber davon gibt es meist deutliche Spuren...
Gut: was davon ist wirklich sachlich und/ oder begründet?
Ich gebe hier vielleicht die Spielverderberin (vulg. party pooper,
obs. Cassandra), aber das muss doch jemand machen! Und ich mach das
gratis!
Mir scheint jedenfalls Kritik, polemische oder übertriebene wie
auch
die kleine, an der Praxis auf den Punkt gebrachte, tatsächlich
weithin
fast tabuisiert.
Kritik und ehrliche Folgenabschätzung kommen bisher auch hier, in
diesem sehr guten Forum, auf weite Strecken zu kurz.
M.E. ist die Diskussion weithin reichlich unkritisch v.a. den
sozialen
und das Berufsfeld betreffenden Veränderungen gegenüber, vielleicht
auch aus Angst vor einem klaren Blick auf die persönliche/
berufliche
Zukunft; oder mitunter gar am Thema vorbei. Es fehlen Perspektiven,
klare Wünsche und Willensäußerungen. Alle haben ihre kleinen
Nischen
und Fluchtplätze... noch.
Natürlich woll(t)en wohl die meisten das papierlose Büro - und wo
sind
wir bei all dem rausgekommen? Bei mehr Müll als je zuvor, oder?
Aber ein Büro ist eben nicht eine Bibliothek, das ist schlicht ein
falscher Vergleich an dem Punkt, auf mehreren Ebenen!
Sonst wäre das Handeln der Stadt Stralsund in Bezug auf ihr Archiv
ja
ein voller Erfolg gewesen! Und ich hätte bestimmt Brennstoff
geschickt
bekommen... Da war der Bezug.
So, Witz bzw. dummer Spruch ist hiermit wirklich absolut
toterklärt,
alle zufrieden?
Ich bin mir jedenfalls nicht bewusst, etwas geschrieben zu haben,
das
Sie, Herr Spließ, oder jemand anderes, hätten persönlich nehmen
müssen, um mir dann vorschreiben zu wollen, >wie< ich zu
diskutieren
habe! Ist eine Egal-Haltung eBooks gegenüber wirklich Grund genug?
(Nebenbei, ich hatte sogar schon mal eins, ein superbilliges,
irgendwie hübsches von Netto, mit einer anscheinend echt
DOS-basierten
Oberfläche, aber leider war es gar nicht kommunikationsfähig. So
ein
Tekkie bin ich nicht, dass ich da was dran skripten oder löten
könnte,
auch nicht nach über 25 Jahren Computer mit teilweisem
Selberbasteln.
Ich hab auch übrigens schon mal einen iPad in der Hand gehabt.)
Also wenn da was war, kann man das anders mitteilen. Man muss nicht
unbedingt zurechtweisen, den Stil von (nicht an sich beleidigenden)
Äußerungen einfach abtun, und den Oberlehrer spielen. Ich finde
sogar,
dass man das nicht darf.
Jedenfalls nicht, ohne auch nur einen Moment zu hinterfragen, ob
die
Diskussion überhaupt dieselbe, die eigene, ist.
Nehmen wir die realistischen Brocken und reden wir!
Es könnte z.B. interessant sein, zu untersuchen, was weiland die
Leihbüchereien getötet hat, oder warum es mit VHS nicht geklappt
hat
in den ÖBs, und was uns das lernt. Vermutlich, ach bestimmt, gibt
es
dazu was... im Web.
Wenn ich Pech habe, ist das sogar bibliothekarisches
Allgemeinwissen,
das ich schlicht verpennt habe.
Aber egal. Meine Ausdrucks- und Meinungsfreiheit kann Ihnen
natürlich
wurst sein, meine Art muss Ihnen nicht gefallen - ebensowenig mir
die
Ihre.
Vermutlich sind es eh ganz verschiedene Baustellen und kommt das
hier
ja bei Ihnen sowieso schon gar nicht mehr an, da Sie sich ja
praktischerweise bereits ausgeklinkt haben, um nichts mehr
mitkriegen
zu müssen. Was jeglicher Diskussion nicht hilft.
Los, alle jetzt, LACHEN!!!
Einen schönen Abend-
Silke Ecks
-------------
Am 17. Januar 2013 16:08 schrieb Christian Spließ
<christian.spliess@xxxxxxxxx>:
Guten Tag,
wir können auf einer sachlichen Ebene darüber diskutieren was es
bedeutet
wenn elektronische Bücher bei Amazon die gedruckten Verkäufe
überholen,
was
der Einsatz von Tablets oder eBook-Readern in Bibliotheken
generell
bedeutet oder ob der Versuch einer "papierlosen" Bibliothek - hmm,
haben
wir nicht alle mal das papierlose Büro angestebt? ;-) - scheitern
wird
oder
nicht und ob das vielleicht nur eine neue Form sein könnte so wie
es eben
auch mal Leihbüchereien gab und wie es verschiedene Ausprägungen
von
Büchereien immer noch gibt.
Gut, wir können uns auch auf polemische Art und Weise in die Haare
bekommen, aber das bringt weder mich noch andere Diskutanten hier
weiter.
Daher verzeihen Sie mir bitte, wenn ich - der aufgrund der
Überschrift
der
eigentlichen Mail schon für mich das als amüsanten "Rant"
identifizierte
und dementsprechend auch antwortete - mich daher jetzt aus diesem
Strang
ausklinke.
Christian Spließ
Am 17. Januar 2013 15:37 schrieb Silke Ecks
<furious.sun@xxxxxxxxx>:
Danke, Frau Weiss!
Es kommt (hoffentlich) noch was nach, ich muss mich etwas
sammeln.
Erstmal dies:
Meiner Meinung nach haben nicht nur Bibliothekarinnen, sondern
die
ganze "Branche" und ihre Verbände mit zuviel, und keineswegs
zuwenig,
Zurückhaltung (ist das tatsächlich Gelassenheit? Das würde
Verkennung
der Realität und einen großen Mangel an Neugier bedeuten) in
Fragen
immerhin ihrer EIGENEN Zukunft zu kämpfen, ob nun in Sachen
Urheberrecht mit oder gegen Verlage, oder um das, was den Beruf
als
solchen ausmacht, historisch ausmachte, in Zukunft ausmachen kann
in
all der fundamentalen Veränderung.
Das/ diese einfach zu schlucken und Caféhaus und Leseförderung
nachzubeten, um, von den restlichen Papierbüchern und Optimismus
umgeben in Gelassenheit darauf zu hoffen, dass man das
Rentenalter
auch berufstätig erreichen wird, ist m.E. überhaupt kein Weg, und
meiner schon aus technischen Gründen nicht.
In jedem Fall ist die Gönnerhaftigkeit einiger Kollegen hier doch
unerfreulich.
Sehr gelassen, wirklich -
Silke Ecks
----------------
Am 17. Januar 2013 11:55 schrieb <Marion.Weiss@xxxxxxxxxx>:
> Sehr geehrter Herr Spließ,
>
> 1. bei dem Beispiel, auf das Frau Ecks sich bezieht, geht es
nicht um
eine
> Ergänzung von Buchbeständen durch eBooks. Es geht an dieser
Stelle um
> Entweder - und nicht einmal "-Oder".
> 2. Frau Ecks macht auf mich gar nicht den Eindruck, als
benötige sie
> pädagogische Ratschläge irgendwelcher Art. Ihre Beiträge als
„rant“ zu
> klassifizieren - naja, ich würde sagen, da hat es hier schon
andere
> Beiträge gegeben, die dieser Definition (z.B.
> http://www.thefreedictionary.com/rant) weit mehr entsprechen.
So ein
> knusperzarter Hauch von Polemik ist doch nicht so schlimm.
>
> Freundliche Grüße,
> Marion Weiß
>
>
> An:
> Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
> Thema:
> Re: [InetBib] FYI: Könnte ich dann bitte ein paar Inkunabeln
zum
> Heizen
> haben? Es ist kalt hier!
>
> Guten Tag,
>
> Am 15. Januar 2013 13:15 schrieb Silke Ecks
<furious.sun@xxxxxxxxx>:
>
>> Und Pergament hat ja auch gute Brennwerte.
>>
>>
>>
>
http://www.gizmodo.de/2013/01/14/offentliche-bibliothek-ohne-bucher.html#comment-920907
>>
>> Nur, um hier ein paar verstummte, festgefahrene Diskussionen
mal
>> wieder loszutreten :-)
>
>
> Vielleicht sollte man das Thema mal mit einer "eBooks werden
> Papierbücher
> nicht ersetzen, sondern sind eine Ergänzungs"-Haltung angehen.
Nichts
> gegen
> Rants, aber bei dem Thema kann ein wenig Gelassenheit nicht
schaden.
>
> Grüße aus dem verschneiten Duisburg,
> Christian Spließ
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