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Re: [InetBib] Bedeutung von XML (war bibliojobs ... VAB)



Liebe Frau Kollegin Payer,

das hat mir mal durchaus Kopfzerbrechen bereitet, und zwar bei einem 
noch viel älteren
Vokabular, der DDC. Wie konnte man diese völlig veraltete 
Klassifikation nach hundert Jahren mit neuem Leben beatmen.
Es war also umgekehrt. Als man SGML bzw XML hatte, kam einigen 
Bibliothekaren in den USA die Idee alt bewährtes
(dazu gehörte für die USA auch das MARC-Format mit LC bzw. 
NLM-Thesauri.) auf dieser neuen semiotischen Ebene zum Einsatz zu 
bringen.
Damals hatte die NLM schon Erfahrungen mit dem Metathesaurus UMLS 
(Unified Medical Language System). Dass auch MARC (ebenso wie MAB) 
längst veraltet waren, war bekannt, (sie stammten noch aus der Zeit der 
Magnetbänder, als man bei jedem Dokument dazu schreiben musste, wie lang 
es ist. Das wussten später die Betriebssysteme der Festplatten viel 
genauer.
Nur OCLC zögerte zunächst mit der Modernisierung, weil Millionen 
Records hätten umgeschrieben werden müssen.

Als dann die semantische Ebenen entdeckt wurde, gab es genug Grund zum 
Wechsel und die Rechner waren leistungsstark genug.


MfG

Walther Umstätter


Am 31.08.2012 16:13, schrieb Margarete Payer:
Liebe Frau Wiesenmüller, lieber Herr Umstätter,

damit Sie sehen, dass Ihre Diskussion verfolgt wird, eine kleine 
Anmerkung
zu FRBR:
 von der Entstehungszeit her ist es unwahrscheinlich, dass FRBR auf 
einer
XML-Entwicklung aufbaut: XML 1.0 wurde offiziell am 10.2.1998
veröffentlicht (eine Angabe zur Verwendung von SGML habe ich in der 
FRBR
nicht gefunden.) FRBR lag schon 1996 der bibliothekarischen
Öffentlichkeit zur Begutachtung vor.
Das ER-Modell wurde 1976 von Chen vorgeschlagen und war zumindest zu
Beginn der 90er Jahre als computerunabhängiges Datenmodell bekannt 
(habe
in der Duden Informatik von 1993 nachgesehen).

Schöne Grüße
Margarete Payer


Gänzlich neu wäre mir, dass - was Sie als "Tatsache" bezeichnen -
"FRBR, DDC etc. auf dieser XML Entwicklung aufbauen". FRBR ist ein
Entity-relationship model. Die ERM-Methodik (Definition von
Entitäten
mit bestimmten Merkmalen, sowie den Beziehungen zwischen den
Entitäten) stammt aus dem Design relationaler Datenbanken und 
wurde,
soweit ich
weiß, in den 1970-er Jahren entwickelt. "XML" kommt im ganzen
FRBR-Bericht nirgends vor.
Außerdem wurde vor einigen Jahren eine objektorientierte Variante 
von
FRBR als formale Ontologie entwickelt (FBRRoo):
http://www.cidoc-crm.org/frbr_drafts.html
Auch dieses bewegt sich auf einer ganz anderen Ebene als der rein
syntaktischen, und XML wird nicht erwähnt.
Darum weise ich ja auf den Zusammenhang hin, weil es nicht überall
explizit deutlich gemacht wird.
Aber was für ein Zusammenhang soll das denn nun sein?
Gewiss gibt es seit einigen Jahren auch für FRBR eine Umsetzung in
RDF/XML:
http://metadataregistry.org/schema/show/id/5.html
(vgl. dazu auch
http://www.ifla.org/files/cataloguing/frbrrg/namespace-report.pdf)
Ergibt sich daraus, dass FRBR auf XML aufbaut???
Auch gehen natürlich viele FRBRisierungs-Projekte mit Daten in
XML-Syntax um. Z.B. wurden in einem Projekt der Indiana University 
XML
Schema Definitions für FRBR entwickelt; man kann dort auch
FRBRisierte
Daten in XML herunterladen:
http://www.dlib.indiana.edu/projects/vfrbr/
Aber auch hier ist doch nicht XML der Bedeutungsträger, sondern das 
auf
FRBR beruhende Datenmodell.
Auch in der umfangreichen Literatur zu FRBR (von der ich gewiss 
nicht
alles, aber doch recht viel gelesen habe) bin ich nach meiner
Erinnerung
nie auf die Aussage gestoßen, dass FRBR auf XML aufbauen würde.
Vielleicht könnten Sie meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen und 
mir
einen einschlägigen Beleg aus der Literatur liefern?

---------------------
Prof. Heidrun Wiesenmüller M.A.
Hochschule der Medien

-- 
http://www.inetbib.de


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