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Re: [InetBib] Zusammenführung mehrerer (kultureller) Einrichtungen
- Date: Thu, 28 Jun 2012 22:54:22 +0100
- From: Mr Gerhard Bissels <gerhard.bissels@xxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Zusammenführung mehrerer (kultureller) Einrichtungen
Hallo Frau Fülle und Frau Stamm,
ein kleiner Nachtrag aus britischer Sicht:
Nicht nur die zur Blair-Zeit geschaffenen wenigen "Idea Stores" bieten
Dienstleistungen über das in Deutschland für Bibliotheken Übliche an.
Öffentliche Büchereien sind hier immer auch Anlaufstelle der Lokalbehörde, bis
hin zum Verkauf von Müllsäcken, und gleichzeitig eine Art Gemeindezentren, in
denen Krabbelgruppen und Häkelnachmittage stattfinden. Solche Angebote sind
aber großenteils aus der Not geboren: Je mehr professionelle Stellen abgebaut
und die Entwicklung des Medienbestands vernachlässigt wurde, desto größere Mühe
geben sich Freiwillige, Bibliotheken wenigstens mit anderen Aktivitäten zu
beleben, um damit die Schließung hinauszuzögern. Etwa 20% der Büchereien haben
seit April letzten Jahres geschlossen oder sind von der Schließung bedroht; bis
2020 könnte Großbritannien frei von öffentlichen Büchereien sein, warnte
vorgestern die Local Government Association.
Neben Schließungen bzw. Übertragung der Verantwortung an gemeinnützige Verbände
ziehen vor allem Bezirke mit konservativer Mehrheit die Übertragung der
Betriebsführung an Privatunternehmen in Betracht - wobei einige international
tätige Outsourcing-Firmen nach Medienberichten über Lohndumping etc. sich
mittlerweile zurückgezogen haben...
Dazu kommt, daß Unibibliotheken generell nur Uniangehörigen (mit ein paar
reziproken Arrangements) zugänglich sind. Freischaffende Intellektuelle wie
Autoren und Journalisten weichen auf die private London Library aus
(Jahresmitgliedschaft GBP 445).
Die rasante Schrumpfung von Bibliotheksangeboten passiert unter dem Zeitdruck
drastischer Budgetkürzungen und auf weitgehend unkoordinierte Weise, ohne
andere Einsparungsmöglichkeiten (Konsortien, Zusammenlegungen...) überhaupt zu
untersuchen.
Jedenfalls ist Großbritannien derzeit kein angenehmes Pflaster für
Bibliothekare...
MfG
Gerhard Bissels
Consulting Librarian
Tel. +44 (0)2034320614
SIP 1297201
Email gerhard.bissels@xxxxxxxxxxxx
Web library.coop
Library Co-op LLP
Company registered in England and Wales no. OC366378
On 28 Jun 2012, at 16:40, elena.stamm@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx wrote:
Hallo Frau Fülle,
in britischen Bibliotheken allgemein findet man die Zusammenlegung von
(Teilen von) Stadt-Archiven und Bibliotheken (z.B. Millennium Library,
Norwich), teilweise in einem Gebäude, teilweise unter einer Gesamtleitung
(z.B. Idea Stores).
Die Zusammenführung von Erwachsenenbildung, Bibliothek und Kulturraum
findet man bei den Idea Stores und den Discovery Centres in Hampshire.
Beide Projekte wurden vor der Finanzkrise begonnen, es werden jedoch
weiterhin neue Zweigstellen errichtet. Wichtig dabei ist die Einsparung
von professionellem Personal, welches nur in einer Verwaltungszentral zu
finden ist, die selber keine Bibliothek darstellt. Dadurch gibt es
erhebliche Kosteneinsparungen. Die Discovery Centres Bsingstoke und
Gosport wurden beide während der Krise errichtet und haben deshalb eine
gänzlich andere Ausstattung.
MfG
Elena Stamm
elena.stamm@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
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