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Re: [InetBib] ... BIBLIOTHEKSDIENST bei De Gruyter
Liebe Liste,
ich bin schon erstaunt, wie ruhig diese Meldung hier aufgenommen wurde.
Der Bibliotheksdienst war doch immer so etwas wie eine Ikone des
Bibliothekswesens, die viele Kolleginnen und Kollegen seit ihrem
Eintritt in die bibliothekarische Laufbahn auch privat abonniert haben.
Als Außenstehender kann man zu der Entscheidung wenig sagen. Ich will
dennoch ein paar Aspekte bringen, die hier vielleich eine Rolle spielen.
"Der Bibliotheksdienst ist keine wissenschaftliche Zeitschrift!!" sagte
mir vor etlichen Jahren mal Klaus G. Saur bei einer Veranstaltung in der
UB Kassel. Das sehe ich etwas anders. Vielleicht erhofft man sich von
dem Wechsel zu DeGruyter aber eine fachliche Aufwertung. Das ist
nachvollziehbar.
Es könnte sein, dass durch Einsparmaßnahmen die Zeitschrift nicht mehr
von der ZLB redaktionell betreut werden kann. Das ist bedauerlich, aber
verständlich.
Man kann natürlich schon fragen, warum der Bibliotheksdienst nicht im
Rahmen etwa der Zeitschriftenförderung der DFG eine Umstellung zu einem
OA-Journal versucht hat. Und weiter kann man fragen, ob es nicht
vielleicht aus dem Kreis der bibliotheksbezogenen FHs die Möglichkeit
einer institutionellen (Co-)Herausgeberschaft gegeben hätte. Es wäre ein
interessanter Weg gewesen. Es hätte auch was mit Glaubwürdigkeit in
Sachen OA zu tun gehabt, zumal es um eine Zeitschrift der
bibliothekarischen Verbände geht. Da gebe ich Klaus Graf vollkommen recht.
Als jemand, der den Bibliotheksdienst seit mehr als zehn Jahren
abonniert hat, betrachte ich die nun sich möglicherweise abzeichnende
Preissteigerung nicht ohne Sorge. Ähnlich wird es den vielen Beziehern
aus dem Kreis der Öffentlichen Bibliotheken gehen. Ob man
vorsorglicherweise sein Abo zum Jahresende kündigen sollte und dann zu
sehen, wie die Dinge 2013 sich entwickeln ...
Als Autor der Zeitschrift, hier habe ich seit 2003 insgesamt dreizehn
Aufsätze publiziert, von denen einige eine beachtliche Resonanz hatten,
sehe ich den Wechsel sehr kritisch. Der Bibliotheksdienst hatte neben
seiner weiten Verbreitung für mich zwei ganze große Vorteile: man konnte
zeitnah und unkompliziert publizieren - man war nach drei Monaten ohne
Mehrarbeit frei zugänglich. Das ist bald vorbei. "Meinen"
Bibliotheksdienst gibt es in dieser Form dann nicht mehr.
Ich kann im Augenblick durch den Wechsel zu DeGruyter keine Vorteile für
mich als Autor erkennen.
Eine Sache freilich sollte man auch nicht vergessen. Seit einiger Zeit
hat DeGruyter im Bibliotheksbereich sehr viele und sehr interessante
Publikationen initiiert. Dem Verlag ist hier eine erhebliche
Professionalisierung im bibliothekarischen Publizieren zu verdanken. Man
kann jetzt lange darüber reden, warum und in welcher Form man so einen
Katalysator braucht und ob der Verlag nicht vielleicht eine Lücke
gefüllt hat, die es in unserer sehr differenzierten bibliothekarischen
Verbandswelt nämlich gibt, die Lücke der bibliothekswissenschaftlichen
Fachgesellschaft, die in der Lage wäre, Themen zu fokussieren.
Man kann darüber lange diskutieren. Das Ergebnis wird man aber nicht
bestreiten können. Bedenkt man dies, scheint der Wechsel zu DeGruyter
dann doch wieder logisch zu sein. OA hin oder her.
Eric Steinhauer
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Dr. Eric W. Steinhauer
Dezernent für Medienbearbeitung
Fachreferent für Allgemeines, Rechts-, Staats- und Politikwissenschaft
Fernuniversität in Hagen - Universitätsbibliothek
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