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AW: [InetBib] Info-Broschüre über die ZB MED
Guten Tag,
bevor ich mir da ein Gesamtbild mache, werde ich mir Dokumente dazu die Tage
mal genauer durchsehen, allerdings hier der Hinweis, dass eine Stiftung nicht
immer verkehrt sein muss.
Es muss der richtige Stiftungszweck drinstehn.
Forschungsbibliothek ist so was für die Außenhaut der Selbstdarstellung der
Politik wunderbar Wohlklingendes.... es kann auch ein Ansatz sein, eine
langfristige Förderberechtigung strategisch abzusichern. Als
Forschungsbibliothek hat man eben einen Link zu Fördermitteln.
Wenn das aber so abläuft wie Sie annehmen, könnte der weit wichtigere Teil der
Aufgabe einer Zentralbibliothek zu wenig Gewicht bekommen, nämlich die
institutionelle Langzeitaufgabe der Archivierung und Versorgung mit
medizinisch-wissenschaftlicher Literatur. Damit würde das wissenschaftliche und
kulturelle Langzeitgedächtnis für das Fach Medizin, die dauerhafte kooperative
Literaturversorgung durch die Möglichkeit mindestens noch auf den Bestand der
Zentralbibliothek zurückgreifen zu können substantiell geschädigt.
Nicht jeder Großverlag erlaubt einen Ausdruck der elektronischen Version einer
Zeitschrift für den Leihverkehr. Keiner dieser Privaten kann verpflichtet
werden, Informationen langzeitzuarchivieren. Mit Zunahme der digitalen Abos,
der Etatprobleme kleinerer medizinischer Einrichtungen etc. gingen wir somit
einer Versorgungskrise entgegen.
Gruß
________________________________________
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]" im Auftrag von "Walther
Umstaetter [walther.umstaetter@xxxxxxxxxxxxxxxx]
Gesendet: Donnerstag, 10. Mai 2012 13:41
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Info-Broschüre über die ZB MED
Wenn ich es richtig verstanden habe, besteht für die ZB MED zur Zeit die
Gefahr, sie in eine Stiftung umzuwandeln, damit sie danach leichter
„liquidiert“ werden kann.
In der ver.di Broschüre heißt es u.a.: „Wissen wird zunehmend nur noch
digital auf privaten Servern (der Verlage) veröffentlicht.“, wobei mir
unklar ist, was geschehen wird, wenn diese Verlage früher oder später
zugrunde gehen. Diese Frage hatte sich die Library of Congress schon vor
einiger Zeit gestellt, wobei meines Wissens keine Privatisierung und auch
keine Umwandlung in eine Stiftung das Ergebnis war. Noch können wir von
den USA auf diesem Gebiet viel lernen.
Es wäre zweifellos ein interessantes Forschungsfeld für die ZB MED, bei
einer „Ausrichtung zu einer Forschungseinrichtung“, die
Langzeitarchivierung des medizinischen Wissens dieser Welt archivarisch,
ökonomisch und synoptisch aufzuarbeiten. Dabei dürfte es aber nach
heutigem Wissen sehr unwahrscheinlich sein, wenn dabei die Verlage eine
wichtige Rolle spielen würden. Das Grundprinzip der Verlage ist ein völlig
veraltetes – sie investieren Geld in die Produktion von Kopien, um
möglichst hohe Auflagen realisieren zu können. Diese Produktion von
Redundanz ist im Zeitalter des Internets weitgehend überflüssig, da die
Kopie digitaler Dokumente rasch, billig und von jedem Nutzer beliebig
möglich ist (wenn man ihn nicht rechtlich massiv daran hindert). Das heißt
nicht, dass sich die Verlage keine neuen Aufgaben suchen können, ob aber
die "Nationalökonomie des Geistes" (A. v. Harnack) ihr Ziel ist, steht
sehr zu bezweifeln, wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahrzehnte
betrachtet.
Die ver.di Broschüre fehlt leider weit, wenn sie behauptet: „Denn einmal
verlorenes Wissen ist für immer verloren.“ Die Geschichte belegt immer
wider, dass erstmals verlorenes Wissen viel zu häufig für sehr viel Geld
neu erworben werden musste, und gerade darum Bibliotheken in der
Geschichte der Menschheit so essentiell wichtig waren. Darum war es auch
eine Lektion, die die USA durch den Sputnik Schock gelernt haben, jede
überflüssige Doppelarbeit soweit möglich (damals z.B. durch MEDLARS von
der National Library of Medicine) zu vermeiden.
Wenn das in Deutschland bereits wieder in Vergessenheit geraten ist, so
wird es Zeit sich rasch daran zu erinnern.
Gerade in der Medizin war und ist ein auch nur kurzzeitig verlorenes
Wissen meist an viel Schmerz und Tod gebunden. Man erinnere sich nur an
die viel zu große Zahl iatrogener Schäden, an Fehldiagnosen etc.
Wie man es strukturell erreicht ist zweitrangig, vorrangig geht es darum,
die ZB MED in die Lage zu versetzten, ihre Klientel archivarisch,
ökonomisch und synoptisch mit dem besten Wissen der Welt möglichst rasch
zu versorgen.
MfG
W. Umstätter
Hallo
es gibt eine interressante ver.di Broschüre über die ZB MED, die
sich auch mit der empfohlenen rechtlichen Verselbständigung dieser
Bibliothek befasst:
https://bund-laender-nrw.verdi.de/fachbereich-5/fb5-abd [1]
Direkt zum PDF:
https://bund-laender-nrw.verdi.de/fachbereich-5/fb5-abd/data/Download-Broschre-Mai-2012.pdf
[2]
Mit kollegialen Grüßen
Heinrich Zimmermann
Links:
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[1] https://bund-laender-nrw.verdi.de/fachbereich-5/fb5-abd
[2]
https://bund-laender-nrw.verdi.de/fachbereich-5/fb5-abd/data/Download-Broschre-Mai-2012.pdf
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