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[InetBib] LIBREAS: Call for Paper / Call for Pictures: Bilder, Graphen, Visualisierungen
- Date: Tue, 20 Mar 2012 00:18:15 +0100
- From: Karsten.Schuldt@xxxxxxx
- Subject: [InetBib] LIBREAS: Call for Paper / Call for Pictures: Bilder, Graphen, Visualisierungen
Werte Kolleginnen und Kollegen,
werte Damen und Herren,
ich möchte Sie für die Redaktion LIBREAS gerne auf den Call for Paper / Call
for Pictures für die Ausgabe # 21 der LIBREAS hinweisen. (Redaktionsschluss
15.06.2012)
m.f.G.
Karsten Schuldt
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Bilder, Graphen, Visualisierungen – Ausgabe #21 von LIBREAS
Call for Papers / Call for Pictures
Platon schlug in seinem Liniengleichnis eine Trennung des Wahrnehmbaren von der
Erkenntnis vor. Die gegenwärtige Wissenschaftspraxis tritt dagegen ganz gern
über den Strich und benutzt das visuell Wahrnehmbare gern als Erkenntnismethode.
Entsprechend erweisen sich Bildtechniken heutzutage in vielen
(natur-)wissenschaftlichen Gebieten für die Wissensproduktion und -darstellung
als unerlässlich. In der Bibliotheks- und Informationswissenschaft ist zunächst
die Übersetzung von Daten aus dem Umfeld der Wissenschaftskommunikation in
verschiedenartige diagrammatikalische Darstellungsweisen zu beobachten. So
schlug Derek de Solla Price 1965 in seinem Aufsatz Networks of Scientific
Papers vor, die Beziehungen zwischen bibliographischen Referenzen für die
Bestimmung von Forschungsfeldern heranzuziehen. Dieser Ansatz markiert
vielleicht nicht die Geburtsstunde, wohl aber ein maßgebliches
Multiplikationsmoment des Wissens darüber, wie die Visualisierung von
Relationen einen Zugewinn an Einsicht mit sich bringen kann.
Stellte man dabei zunächst die Verbindung zwischen wissenschaftlichen Aufsätzen
über Referenzen als symmetrische Matrix dar, gewann später die Übertragung der
Anordnung der Matrizen als Netzwerkdiagramme für die Beantwortung
übergreifender bibliotheks- und informationswissenschaftlicher Fragestellungen
an Bedeutung. Solche Verfahren beschränken sich nicht mehr nur auf
bibliographische Daten, sondern vernetzen diese wiederum mit weiteren
Datentypen. So entstehen neue Formen der Messung von Rezeption und Zitation
wissenschaftlicher Literatur.
Zudem sind Bilder, Graphen und die Beschreibungen ihrer Produktion
Sammlungsgegenstände von Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Waren die
Sammlungen zunächst auf die Objekte orientiert, erlaubt ihre Überführung in das
Digitale neue Formen der Darstellung, Erschließung und Rezeption auch des
Erstellungs-, Be- und Verarbeitungsprozesse. Die Objekte (oder auch Dokumente)
werden geöffnet, durchdringbar, in gewisser Weise digital transzendiert und
verschmelzen in der radikalsten Interpretation mit anderen Objekten und
Nutzungen zu einem unablässigen Strom von Datenprozessen, bei denen die
Festlegung „Das ist ein Dokument“ willkürlich möglich und also neu zu
definieren ist.
Für besonders auf Bilder gerichtete Wissenschaftsdisziplinen, wie
beispielsweise die Kunst- und Bildwissenschaft, entwickeln sich Werkzeuge und
Methoden, welche die auf Erkenntnis gerichtete Auseinandersetzung mit Bildern
technisch unterstützen, mit weiteren Sammlungen verknüpfen und ebenfalls zu
Öffnungen der Forschungsfragen sowohl quantitativ wie auch qualitativ nach sich
ziehen. Im Großen wie im Kleinen entstehen unzählige Varianten, neue
Verknüpfungen sowie deren Abbildungen.
Eine Urform der Visualisierung ist die Landkarte. Eine spätere Abwandlung der
Stadtplan. Und in diesem Fall handelt es sich sogar um einen Stadtplanungsplan.
In der LIBREAS-Ausgabe #21 möchten wir uns dem vorangehend Skizzierten wie
gewohnt in möglichst offener Form widmen. Wir schlagen daher eine thematische
Dreiteilung des Themenfeldes vor:
1. Für den Bereich der “Theorie” wünschen wir uns Beiträge, die Anschlüsse
zwischen der Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie dem sich stark
institutionalisierenden Feld der “Bildwissenschaft(en)” diskutieren. Sie
hinterfragen mit ihrem multidisziplinären Werkzeugkasten, grob gesagt, die
Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen von Bildern, womit sich
die Frage nach Integrationsmöglichkeiten der Theorien, Methoden und Ergebnisse
in die Bibliotheks- und Informationswissenschaft ergibt. Ben Kaden wies im
letzten Sommer in einem Beitrag für das LIBREAS.Weblog beispielhaft auf eine
Gemeinsamkeit zwischen Bild- und Bibliothekswissenschaft hin: „Konzept oder
Disziplin? – das ist auch unsere Frage.“
2. Im zweiten Themenfeld “Sammlungen” laden wir zu Beiträgen ein, die in Form
von Werkstattberichten Bildsammlungen an Bibliotheken und
Informationseinrichtungen sowie Verfahren der Erschließung und Präsentation im
Umfeld der von diesen Einrichtungen angesprochenen Nutzergruppen beschreiben.
3. Schließlich möchten wir für die Beantwortung von bibliotheks- und
informationswissenschaftlichen Fragestellungen den Produktionsprozess von
Visualisierungen erfahrbar und reproduzierbar machen. Diese Beschreibungen
sollten nach einer kurzen Erläuterung der jeweiligen Fragestellung die
Charakteristika der Datengewinnung aufzeigen, die gewählten
Visualisierungsmethoden einleiten (sowie umsetzen) und die einzelnen Schritte
der Computation dokumentieren. Neben klassischen bibliothekarischen
Datenquellen sind neue Formen der wissenschaftlichen Kommunikation, wie sie
beispielsweise im Feld der Altmetrics diskutiert werden, von besonderem
Interesse. Auch die Übertragung derartiger Metriken auf das Feld Kulturanalyse,
wie es unter dem Schlagwort Culturomics seit einigen Jahren an Popularität
gewinnt, kann hier eine Rolle spielen.
Abschließend bleibt aus gegebenem Anlass zu betonen, dass es LIBREAS als
Diskursmedium nicht darum geht, rundum wissenschaftlich abgedichtete
Fachaufsätze zu publizieren. Wir lieben offene Fragen, denn darin liegt für uns
die Essenz der Erkenntnissuche.
Entsprechend sind Essays, Problematisierungen, kritische Literaturschauen und
Diskussionen Beitragsformen, die wir ausgesprochen gern lesen und publizieren.
Darauf, dass beim Thema Visualisierung auch die bildorientierte
Auseinandersetzung mit den Fragestellungen nahe liegt, müssen wir vermutlich
nicht gesondert hinweisen.
Redaktionsschluss ist der 15.06.2012. Für Rückfragen oder eine inhaltliche
Diskussion steht die Redaktion wie immer sehr gern zur Verfügung.
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