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Re: [InetBib] Bibliographic Framework Transition Initiative



Hallo,

Ich möchte hier nur den einen Aspekt des "Austauschformat" aufgreifen, 
da er in der Diskussion immer wieder auftaucht:

Heinrich Allers fragte:

Und welches ist das Austauschformat, das den neuen Möglichkeiten des
Regelwerks entspricht? [...] Ein Regelwerk scheint es zu geben, aber
von einem neuen Austauschformat, in das dann die neuen Inhalte zu
gießen wären, fehlt jede Spur.

Das Austauschformat ist RDF bzw. ist das Konzept Austauschformat mit RDF 
obsolet, da nicht mehr Datensätze sondern einzelne Daten (im RDF-Sprech 
"Aussagen" oder "Tripel") erstellt, zur Verfügung gestellt, abgerufen 
und kombiniert werden. Die wichtigsten Eigenschaften sind:

1. Verwendung von URIs zur Identifizierung von Objekten. So verweist 
z.B. die URI <http://d-nb.info/1001703464> auf eine konkrete Auflage 
eines Buches und die URI <http://d-nb.info/gnd/118540475> auf eine 
konkrete Person. Damit werden Ansetzungsformen, lokale Identifier und 
andere kryptische Zeichenketten, die nur nach jahrelangem Studium von 
Regelwerken und Bibliotheksspezifischen Uminterpretierungen derselben 
automatisch nutzbar sind, an Bedeutung.

2. Kombinierbarkeit von Tripeln. In RDF gibt es keine Datensätze mit 
Feldern und Unterfeldern sondern nur einfache Aussagen der Form 
Subjekt-Prädikat-Objekt. Tripel aus verschiedenen Quellen lassen sich 
kombinieren, sofern Überschneidungen bei den von ihnen verwendeten URIs 
und/oder der von ihnen verwendeten Ontologien vorliegen. Das Mischen von 
verschiedenen Datenquellen benötigte bisher Austauschformate und 
Konvertierungen. Hier ein Beispiel:

In einer Quelle steht, dass ein bestimmtes Buch von einer bestimmten 
Person stammt [1]:

<http://d-nb.info/1001703464> a bibo:Book;
   dc:creator <http://d-nb.info/gnd/118540475> .
<http://d-nb.info/gnd/118540475> a foaf:Person .

In einer anderen Quelle stehen weitere Informationen über die Person, 
z.B. Name und ein Foto:

<http://d-nb.info/gnd/118540475>
owl:sameAs <http://dbpedia.org/resource/Emma_Goldman> .
<http://dbpedia.org/resource/Emma_Goldman>
   foaf:givenName "Emma"; foaf:surname "Goldman"
   foaf:depiction 
<http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/37/Emma_Goldman_seated.jpg> 
.

In einer dritten Quelle steht dass das Buch mit zwei Exemplaren im 
Bestand einer bestimmten Bibliothek ist:

<http://d-nb.info/1001703464>
   daia:collectedBy <http://uri.gbv.de/organization/isil/DE-18> .
   daia:exemplar
     <http://uri.gbv.de/document/opac-de-18:epn:1184464332>,
     <http://uri.gbv.de/document/opac-de-18:epn:1220640794> .

All diese Quellen lassen sich ohne Austauschformat direkt 
zusammenführen, so dass beispielsweise das Foto der Autorin zusammen mit 
anderen Informationen über die Exemplare angezeigt werden kann. Nach dem 
herkömmlichen Paradigma müsste dafür erst eine Regelwerkserweiterung 
beschlossen werden, in dem eine Kategorie für "Abbildungen von Autoren 
zu Exemplarsätzen" o.Ä. geschaffen wird.

Um sich mit RDF im Bibliothekskontext vertraut zu machen, gibt es 
inzwischen zahlreiche Quellen, z.B. die Vorträge der SWIB-Konferenz. Ich 
habe 2010 in einem Vortrag versucht, ohne viele technischen Details zu 
erklären was eigentlichen Daten sind und wie sie mit RDF und Linked Data 
verarbeitet werden. Das Video ist online:

http://biblog.fh-zwickau.de/2010/07/08/video-zum-vortrag-uber-semantic-web/

Schöne Grüße
Jakob Voß


[1] Die Beispiele sind in der so genannten Turtle-Syntax für RDF 
geschrieben. Turtle-Syntax ist nicht schwer - Rudimentäre Lesekompetenz 
in RDF/Turtle sollten sich alle aneignen, die sich mit
Katalogisierung oder anderen Formen der Datenerfassung und -verarbeitung 
beschäftigen und dies auch noch in den kommenden Jahren in für andere 
nutzbarer Form tun wollen.

-- 
Jakob Voß <jakob.voss@xxxxxx>, skype: nichtich
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Platz der Goettinger Sieben 1, 37073 Göttingen, Germany
+49 (0)551 39-10242, http://www.gbv.de

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