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Re: [InetBib] Bibliographic Framework Transition Initiative



Margarete Payer frug vor ein paar Tagen: 

da jetzt bekannt ist, dass die LoC am 31. März 2013 das neue Regelwerk RDA 
einführen will und auch die DNB bald darauf folgt, würde mich 
interessieren, wer von den IT-Freaks der Liste sich schon in obengenannte 
Initiative vertieft hat und schon etwas darüber aussagen kann. 

und Till Kinstler entgegnete mit vollem Recht: 

Ich würde sagen, diese Initiative sollte nicht nur bei "IT-Freaks" 
Interesse wecken. 

Stimmt, und so ist's ja auch, ich kriege mit, wie Bibliothekskollegen, die 
genausowenig wie ich der Rubrik 
"IT-Freaks" zuzuordnen sind, sich für das, was kommt, interessieren. 

Nach meinem Verständnis ... hat die LoC die Kritik an der bestehenden 
"Daten-Praxis" in Bibliotheken gehört. Diese Kritik kommt vor allem 
von jenen, die versuchen, etwas sinnvolles mit diesen Daten zu machen 
("IT-Freaks"?). .... 
Dieser Frust der "IT-Freaks" bei der Verarbeitung der "hochwertigen 
Biblitoheks-Daten" 

An dieser Stelle, genauer gesagt beim Einsatz der Anführungszeichen, kommt 
verständlicherweise 
Unwillen im Gremium derjenigen Bibliothekare auf, die sich die letzten 
Jahrzehnte abgerackert haben, 
regelwerksgerechte Katalogisate abzuliefern. 

kommuliert sich seit einiger Zeit "global" unter dem 
Motto "MARC must die" (wobei MARC hier problemlos durch MAB2 oder 
sonstige gebräuchliche Formate ersetzbar ist). 

Zu untersuchen wäre also, wieweit und an welchen Stellen die im Grunde ja doch 
irgendwie 
regelwerksbezogenen Kategorienschemata stellenweise Kategorien des nach 
Regelwerk zu erfassenden 
Inhalts nicht zu korrespondieren vermögen. Ob dabei nun MARC oder MAB2 sterben 
oder verändert 
werden muß, das wäre dann zu sehen. 

Letzes Jahr im Mai, just in den Tagen, in denen die LoC den Start der 
"transition initiative" akündigte, hatten wir bei der ELAG-Konferenz in 
Prag einen sehr guten Workshop zum Thema "MARC must die?": ... 
Der Konsenz in diesem Workshop war, dass durch die aktuelle 
"Datenpraxis" (das umfasst Formate, Regelwerke und praktischer Umgang 
mit diesen, also "Datenmanagement") leider viele Chancen zur sinnvollen 
und effizienteren Nutzung von Bibliotheksdaten vertan werden. 

Also sollen wir uns um Formate und Regelwerke nicht mehr kümmern? Oder verhilft 
uns die nicht mehr 
"aktuelle", sondern "neue Datenpraxis" zu einem Format und Regelwerk, das nicht 
mehr unter den 
Fehlern des aktuellen leidet? 
Die Richtung zum Neuen wird so skizziert: 

Als Alternative zur aktuellen Praxis sahen die Teilnehmer des Workshops: 
Stärkere Orientierung von Bibliotheksdaten an realen Nutzungsszenarien 
statt abstrakten Regelwerken, das heißt schlicht: dem Web (-> "agile 
cataloguing"). 

Die bisherigen Regelwerke orientierten sich durchaus an Nutzungsszenarien; 
diese zugebenermaßen 
ausgedachten, historisch überkommenen und bis zu einem bestimmten Punkt auch 
fiktiven 
Nutzungsszenarien durch ein nicht minder fiktives und allemal ziemlich 
nebulöses Szenario "Web" zu 
ersetzen, das erscheint mir wenig hilfreich. 

Die Abkehr vom Paradigma "geschlossener, vollständiger 
Datensätze" hin zu offenen Sammlungen von Aussagen zu 
Bibliotheksressourcen, die aus verschiedenen Quellen kommen können. 
Öffnung von Datenbeständen in "webkompatibler" Form. 

Gibt's dafür schon ein Regelwerk? Oder ist RDA das Regelwerk, das das leistet? 

Letztendlich lief das alles auf "linked (open) data" als Lösung hinaus. 
Vielleicht nicht verwunderlich angesichts der Aufmerksamkeit, die dieses 
Thema im Bibliothekswesen gefunden hat. ... 

Das liest man hier und dort, daß das Regelwerk RDA so etwas wie eine der 
Voraussetzungen für "linked 
(open) data"-Lösungen bildet. Schwierig bleibt es freilich, das neue 
RDA-Regelwerk einmal vor sich zu 
haben, lesen zu können. Zumal auch die in Arbeit befindliche deutsche Fassung 
nicht jedermann 
zugänglich und nur gegen Zahlung von Gebühren beim RDA-Toolkit einsehbar sein 
wird.- Das erfuhr ich 
ganz nebenbei vorletzte Woche bei einem Vortrag über RDA in München - also die 
gleiche Malaise wie 
bei der DDC ... 

Till Kinstler schließt mit diesen Bemerkungen: 

Um nun nochmal den Bogen zu den "nicht-IT-Freaks" zu spannen: Die 
Auswirkungen von "linked data" (und der Inititative der LoC) auf heutige 
Praktiken des Datenmanagements in Bibliotheken ("Katalogisierung") 
wurden in dem Workshop auch angerissen. Endgültige Aussagen lassen sich 
dazu natürlich noch keine machen, wir sind ja erst am Anfang. ... 

Das beschreibt ja das Problem, das womöglich Margarete Payer zu ihrer Frage 
bewog: 
Welches ist denn nun das neue Regelwerk, das die Fehler der Vergangenheit 
überwindet und damit 
zukunftsfähig ist? Und welches ist das Austauschformat, das den neuen 
Möglichkeiten des Regelwerks 
entspricht? 

Klar war 
aber: Es könnte sich einiges ändern, vermutlich nicht nur 
Katalogisierungsoberflächen und "Datenformate", sondern Paradigmen... 
Aber das ist ja das Ziel... 

Was soll sich noch ändern? Die LoC steigt am 31.3.2013 in RDA ein, die DNB ein 
paar Monate später. 

Ein Regelwerk scheint es zu geben, aber von einem neuen Austauschformat, in das 
dann die neuen 
Inhalte zu gießen wären, fehlt jede Spur. 


Mit besten Grüßen: 

Heinrich Allers 

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