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Re: [InetBib] Nur eine Frage der Zeit ...
Guten Morgen,
in dem Zusammenhang sei auf die langsam eindringende Praxis hingewiesen, im
E-Book-Bereich auf Nutzungsgebühren mit Grundgebühren und Zugriffskosten
umzustellen. Wenn der Preis dann stimmen würde, wären im Lehrbuchbereich
ergänzende Zugriffsrechte durchaus eine Alternative zu Geschäftsgängen für
Lehrbücher, die man ja einarbeiten, bewirtschaften und wieder deaquirieren
muss. Das kombiniert mit einer regelmäßigen Aktualisierung der Werke und
Lizenzaktualisierung ohne Aufwand sowie elektronischen Mehrwerten könnte die
Versorgung sehr gut ergänzen. Allerdings würden Bibliotheken den Nutzern
trotzdem weiterhin vollständige gedruckte Exemplare bieten wollen. Wenn man
sich jedoch die Preisgestaltung anschaut, kommt das Grausen. Es besteht kein
Unterschied zum Kauf und das ist nicht nur unverschämt sondern aus meiner Sicht
schon fast haushaltsverstoßerisch. Da sehe ich kein Zukunftsmodell.
Ich kaufe bei Grundlagenwerken also dann lieber ein gedrucktes Nachschlagewerk,
als ein teueres PDF, das nicht aktualisiert wird, den Datenbankcharakter im
eigentlichen Sinne also auch nicht hat.
Bei Forschungsliteratur finde ich das Problem äußerst schwierig. Hier muss sich
"Bestand" bilden und in einem solchen Kontext wird das Bibliotheken unmöglich
gemacht.
Ein schönes Wochenende.
Annette Kustos, M.A., M.A.-LIS
Leitung Hochschulbibliothek
Hochschule für Gesundheit
University of Applied Sciences
Universitätsstraße 105
44789 Bochum
Tel: +49 (0)234/77727-150
Mobil:
E-Mail: annette.kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx
Web: www.hs-gesundheit.de
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Delin, Peter
Gesendet: Donnerstag, 17. November 2011 18:23
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Nur eine Frage der Zeit ...
Wenn die Lizenz erloschen ist, bleibt der iPad dunkel und der Arm erlahmt.
Ein einzelnes Buch oder eine Zeitungsausgabe (auch in digitaler Form) zu
"kaufen" und zu lesen ist nicht dasselbe wie eine Bibliothek zu
benutzen. Ihr Vergleich hinkt also. Die digitale Nutzung eines einzelnen
Mediums gegen den Betrieb und das umfassende Angebot einer Bibliothek
aus gekauften "Werkstücken" (oder meinetwegen auch "gekaufter" digitaler
"Werkstücke", es gibt sie ja, aber wohl meist ohne Verbreitungsrecht)
ins Feld zu führen, negiert das Potential von Bibliotheken. Stattdessen
würde die öffentliche Hand für jede Nutzung permanent an die Urheber zahlen.
Das Modell von Onleihe beinhaltet ja immerhin den Kauf der Files. Eine
Bibliothek könnte sich also alle ihre gekauften Files herunterladen
lassen und nach den beim Kauf vereinbarten Rechten selbst vertreiben,
wenn die Firma aus irgendeinem Grund aufgegeben werden sollte.
Inbesitznahme ist die Basis der Bibliothek. Sonst kann sie ihre Funktion
nicht erfüllen. Einen gleichwertigen, finanzierbaren Ersatz dafür im
virtuellen Bereich sehe ich nicht.
In diesem Zusammenhang würde ich mir wünschen, dass nicht immer nur
Rechtefreies digitalisiert wird, sondern nun einmal am anderen Ende
begonnen wird, bei den aktuellen Kaufmedien und ihrer Digitalisierung
nach §52b UrhG. Dort ist der Bedarf groß. Die Infrastruktur dafür ist
teuer (wenn man nicht kooperiert), aber die Digitalisate sind umsonst
(abgesehen von der zu zahlenden Tantieme).
Selbstverständlich bliebe auch hier der eigene iPad dunkel, aber das
Potential wäre dennoch groß, da der gesamte Fundus als Volltextkorpus
recherchierbar gemacht werden könnte. Für audiovisuelle Medien wäre das
Potential noch größer, da an qualitativ hochwertigen Einzelseh- und
-hörplätzen in der Bibliothek der unmittelbare Genuss der Werke möglich
wäre - in freier Auswahl aus dem kompletten Bestand.
Schöne Grüße
Peter Delin
http://tinyurl.com/d8t2h5m
Walther Umstaetter schrieb:
Das Modell von Overdrive oder Onleihe hier bei uns scheint mir gewollt
umständlich. Wieso muss das noch über Bibliotheken laufen? Gehandelt zu
werden brauchen doch bald nur noch "Zugänge", bzw. Lizenzen. Die Files
liegen irgendwo und eine Agentur wie Overdrive kauft die Lizenz für den
Zugriff, lizenziert ihn weiter und schaltet auf dem fremden Server frei.
Hier würden doch "Betreuungsgutscheine" à la von der Leyen, bzw.
Bildungsgutscheine genügen, die jeder Interessierte aus Steuergeldern
erhält. Die teuren Bibliotheken mit ihrer dreidimensionalen
Infrastruktur könnte man einsparen und dafür noch mehr
Bildungsgutscheine für Ebooks verteilen oder man schließt gleich eine
Nationallizenz ab (analog zur Bibliothekstantieme).
Schöne Grüße
Peter Delin
http://tinyurl.com/d8t2h5m
Danke für den Hinweis. Darum versuchte ich schon am 28.7.11 auf die Gefahr
aufmerksam zu machen, dass in dem Moment, in dem die elektronische
Ausleihe eines E-Books billiger ist, als die Ausleihe des
entsprechenden Buches aus der herkömmlichen Bibliothek, die Politik es
schwer haben wird, zu erklären, warum es noch Bibliotheken mit
einer teureren Ausleihe gibt. Wenn wir der Politik da keine gute Erklärung
an die Hand geben können, wird es in vielen Bibliotheksgebäuden dunkel.
Seit dem Amazon mehr Digital- als Papierbücher verkauft (
http://latimesblogs.latimes.com/technology/2011/05/amazon-says-it-now-sells-more-kindle-ebooks-than-print-books.html
) und die Zahl der E-Books, die auf den iPads, Slates, PCs etc. lesbar
sind, immer weiter steigt, stehen die Bibliothekare schon wieder vor einer
neuen Revolution.
Die Digitale Bibliothek hat mit der Digitalisierung von Bibliografien 1963
begonnen. Nun erreicht die Digitalsierung der Volltexte bzw.
Multimediadokumente ein nicht mehr zu ignorierenden Umfang.
Wer die Vorteile kennengelernt hat, seine Tageszeitung auf dem iPAD zu
lesen, wird darüber nicht mehr viel diskutieren. (Nur als Tipp. Man lese
als Dialysepatient die Tageszeitung mit nur einer Hand, weil die andere
vier Stunden fixiert ist. Es kann auch mal ein gebrochener Arm etc. sein
;-).
MfG
W. Umstätter
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