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Re: [InetBib] Google+ ... und warum ich es nicht haben will



Liebe Liste,

ich möchte sehr gerne zu dem Beitrag von Frau Haensch etwas
hinzufügen. Frau Haensch schreibt, dass sie Google aktuell weniger
vertraut als Facebook. Ich möchte gerne auf das Vertrauen zu sprechen
kommen. Die Frage ob wir Google oder Facebook oder anderen Plattformen
vertrauen können, basiert zumeist auf der Frage, ob diese Unternehmen,
die gewonnenen Daten weitergeben bzw. was sie mit den Nutzerdaten
machen. Kann es aber sein, dass es gar nicht um Vertrauen zu Google
und Co. geht? In allen durchaus richtigen Beispielen die zeigen,
welche Gefahren entstehen können, wenn Nutzerdaten gesammelt und
weitergegeben werden, geht es immer darum, dass ein Unternehmen oder
eine Institution diese Daten gegen mich verwendet. Versicherungen
versichern nicht mehr oder teurer, Banken geben keine Kredite mehr
etc. Kann es sein, dass wir letztlich diesen Unternehmen und
Institutionen nicht trauen?

Das Web 2.0 oder wie immer wir es nennen wollen, ist eine Welt, die zu
100% von den Nutzern erstellt wird. Google, Facebook und Co. sind nur
die Plattformen, auf denen sich Menschen bewegen. Könnte man nicht
darüber nachdenken, wie man diese Plattformen aktiv mitgestaltet? Sind
Institutionen wie Bibliotheken nicht vor allem durch ihre Services und
Inhalte bedeutsam? Oder sagen wir es anders: mich interessiert Google,
Facebook, Twitter etc. eigentlich gar nicht. Was mich interessiert
sind die Menschen, die ich dort treffe, mit denen ich mich austauschen
und von denen ich lernen kann. Ich finde nicht faszinierend, dass es
Google+ gibt. Ich finde es faszinierend, was die Menschen mit Google+
machen - oder auch nicht machen.

Beste Grüße


Christoph Deeg


--
Christoph Deeg
Dipl. Instru. Mu.
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12167 Berlin
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Am 3. August 2011 12:27 schrieb Haensch, Liane <haensch@xxxxxxxxxxxxx>:
Liebe Liste,

"Google kann dazu noch das tun, was Facebook nicht konnte: Facebook hat nur 
EIN Angebot im Netz - Google hat viele und kann all die dort schon 
vorhandenen Daten mit den neuen von G+ verknüpfen."  Quelle: 
 <http://blog.suma-ev.de/content/google-und-warum-ich-es-nicht-haben-will> 
http://blog.suma-ev.de/content/google-und-warum-ich-es-nicht-haben-will

Den Hinweis finde ich durchaus wichtig! Daran habe ich tatsächlich auch 
gedacht, als der G+-Hype begann. Mir ist noch etwas rätselhaft, warum Leute 
G+ eher vertrauen als Facebook (siehe dazu auch "Aus irgendeinem Grund 
vertrauen sie Google+ mehr und probieren Google+ als ihr erstes soziales 
Netzwerk aus." 
http://crocksberlin.wordpress.com/2011/07/28/nutzertypen-bei-google-eine-kleine-theorie/).
 Profile sind in G+ sogar öffentlich einsehbar für Leute, die selbst 
überhaupt nicht in diesem Netzwerk sind (na, vielleicht kann man das auch 
abwählen). Diese Öffentlichkeit hat jedoch sicher Vorteile, wenn für 
bestimmte Themen eine breite Diskussion bzw. die Verlinkung dorthin gewünscht 
ist.

Facebook wird ja bei der Datensicherheit gern angegriffen, obwohl man 
wirklich eine große Entscheidungsfreiheit hat, was für wen sichtbar sein soll 
im Profil, Posts, Online im Chat usw. Ich nutze Freundeslisten von Anfang an 
und finde es überhaupt nicht kompliziert. Facebook selbst hat natürlich 
Zugang zu allen Daten, ebenso wie G+, nur mit dem Unterschied, dass Google 
noch andere Datensammlungen betreibt. Dazu noch ein passendes Zitat, welches 
die Problematik sozialer Netzwerke insgesamt treffend beschreibt:

"Bevor man sich in den Details des Datenschutzes vergräbt, sollte man sich 
über zwei Dinge klar werden - dies gilt nicht nur für Google Plus, sondern 
auch für andere soziale Netze: Erstens muss man dem Anbieter vertrauen. Wenn 
ich meine Daten lediglich hochlade und mit niemandem teile, dann muss ich 
immer noch darauf vertrauen, dass der Anbieter selbst kein Schindluder damit 
treibt. Zweitens muss ich akzeptieren, dass ein soziales Netz ja erst dadurch 
existiert, dass man Daten weitergibt. Diese Netze sind eine Art von 
Öffentlichkeit. Was niemand wissen soll, darf ich auch nicht preisgeben." 
(Quelle: Weber, Volker: Google zieht Kreise. In: c't - Magazin für 
Computertechnik, (2011), H.16)

Nun bin ich sicher kritisch, was Datensicherheit betrifft, aber weit davon 
entfernt, panisch zu sein. Es handelt sich zumindest bei den Konzernen selbst 
eher um Automatismen bei der Datenauswertung für Werbezwecke und nicht um 
Einzelbeobachtung (zu letzterem gab es ein interessantes Experiment in der 
C't: 
http://www.heise.de/ct/artikel/Datenschutz-Fallrueckzieher-1153312.html). Und 
wo wir gerade bei der persönlichen Darstellung im Internet sind. Es ist doch 
völlig okay, anderer Meinung zu sein oder etwas nicht zu mögen, aber es 
schadet IMMER in erster Linie dem EIGENEN Ansehen, andere persönlich 
anzugreifen statt sachlich zu argumentieren. Im Internet gibt es übrigens ein 
Archiv dieser Liste, die für jeden öffentlich zugänglich ist. Die 
Inhalte/Namen findet man auch über eine Suche bei Google, nurmalzumnachdenken 
...

Noch etwas zu Verblödung und so: Soziale Netzwerke können zu neuen 
Erkenntnissen beitragen oder auch/nur zur Unterhaltung dienen. Das hängt 
jedoch nicht von den technischen Möglichkeiten ab, sondern was die einzelnen 
Menschen damit machen. Manche nutzen es eben in erster Linie zur 
Unterhaltung, manche zusätzlich und/oder hauptsächlich als Informationsquelle 
(wie eben das Fernsehen, Zeitschriften usw.). Bibliotheken haben hier die 
große Chance, mit Meldungen in den Neuigkeiten der Kunden aufzutauchen und 
auf Dienstleistungen und Möglichkeiten aufmerksam zu machen bzw. zu 
verlinken, nach denen die Kunden niemals gesucht oder nicht an Bibliothek 
gedacht hätten. Jedenfalls werden Bibliotheksseiten von Facebooknutzern 
abonniert (http://liswiki.org/wiki/Libraries_at_Facebook), was sie sicher 
nicht tun würden, wenn es keinen Nutzen für sie hätte.

Fazit: Mir gefallen moderne Kommunikationsformen wie Blogs und soziale 
Netzwerke schon wegen ihrer Übersichtlichkeit und einfachen Handhabung 
richtig gut und beispielsweise viel besser als Mailinglisten, wo man zwischen 
den vielen und langen Zitaten vorangegangener Mails oft mühsam nach den 
Antworten suchen muss. Aber es gibt hier halt eben hin und wieder 
interessante Infos und Diskussionen. Und G+?! Ich vertraue Google, das 
zumindest technisch einen recht guten Eindruck macht, jedenfalls im Moment 
weniger als Facebook. Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt, wenn die 
Testphase vorbei ist. Die müssen nämlich letztendlich Geld mit den Daten 
verdienen, sonst wäre es kein Wirtschaftsunternehmen. Da Chancen und 
Möglichkeiten für mich allerdings auch Argumente sind, würde ich es trotzdem 
nicht von vornherein ausschließen, dort irgendwann mitzumachen. Zur Zeit 
gefällt mir Facebook - das ich nicht unkritisch sehe und daher Informationen 
zur Sicherheit aufmerksam verfolge - jedoch einfach besser, wegen der 
praktischen Informationsmöglichkeiten durch Seitenabos, dem gegenseitigen 
Bestätigen von Freundschaften (ich bevorzuge tatsächlich diese Variante), 
Bibl.-Gruppen, natürlich weil meine Freunde dort sind und es Spaß macht. Noch 
ein Netzwerk würde zudem zusätzliche Zeit kosten ...

Viele Grüße,
L. Haensch

P.S. Zu http://blog.suma-ev.de/ - Ich schließe mich der Kritik, dass im Blog 
ein Kommentar ohne Anmeldung nicht möglich ist, an. Es sei denn, man möchte 
eben keine Kommentare.
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