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[InetBib] Subject: Re: Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare
- Date: Tue, 29 Jun 2010 12:23:19 +0200
- From: Peter Mulzer <mulzerbooks@xxxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] Subject: Re: Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare
Man kann die Sache noch grundsätzlicher betrachten. Wir Antiquare haben
es ja schon immer auch mit bibliographischen Veröffentlichungen zu tun,
die wir einsehen und benutzen müssen, wenn sich unsere Arbeit nicht auf
Abkupfern aus dem ZVAB beschränken soll.
Mir fällt nun seit Jahren auf, daß die wenigen, hier ja gut bekannten
Fachverlage für Dokumentation und Bibliothekswesen eine Preispolitik
betreiben, die mich regelmäßig sprachlos macht. Ich habe öfter versucht,
die betreffenden Verfasser und Institutionen daraufhin anzusprechen,
stieß aber nur auf peinlich berührtes Schweigen.
Was bitte soll man dazu sagen, wenn ein Wiesbadener Verleger zwei -
notabene nur und ausschließlich auf Staatskosten in Potsdam erstellte -
bebilderte Bibliographien zum Stückpreis von rd. 150 Euro je Band
vertreibt? Aus München gibt es ähnlich erstaunliche Beispiele in Reihe,
sapienti sat.
Ich nenne das ein "Verhehlen" der Arbeitsergebnisse, unlauter ist es
nach meiner Einschätzung, weil wir alle via Staatsknete die Arbeit
bezahlen und findige Fachverleger für Bibliothekswesen und Bibliographie
dann abkassieren. Die gleichen Verlage sind es, die dann mit
geifernd-eilfertigen Anwälten jeder Urheberrechtsverletzung hinterherlaufen.
Open access wäre zumindest für öffentlich finanzierte Arbeiten jeder Art
ein Segen, und Dr. Graf ist unbedingt beizupflichten, wenn er die
Bibliothekare daran erinnert, nicht nur schöne liberale Sprüche zu
klopfen, sondern im eigenen Haus Ordnung zu schaffen. Was im Bereich des
bibliographisch-bibliothekskundlichen Verlagswesens stattfindet - die
Stadtbüchereien und ihr Umfeld einmal ausgenommen - , das ist in der Tat
nicht nur Heuchelei, sondern ein Skandal.
Freundlichen Gruß entbietet Ihnen gern
Peter Mulzer in Freiburg
--
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