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Re: [InetBib] Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare
- Date: Mon, 28 Jun 2010 11:00:20 +0200
- From: Rohde Bernd Martin <Bernd.Rohde@xxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Maximilian Lowisch schrieb:
Heißt das, Herr Kämper, dass Sie der Bibliothekswissenschaft als
Wissenschaftsdisziplin nicht trauen?
[...]
Als angehender Student dieses Faches bin ich über dessen
Herabwürdigung und meinen Platz in der "zweiten Reihe" betrübt.
Zweiter Platz wäre ja schon gar nicht mal so schlecht! Wer kennt nicht den
Spruch: "Bibliothekswesen, muss man das studieren?" Bei solchen Sprüchen kann
man sich schon durchaus geringer als zweitklassig empfinden.
Bernd-Christoph Kaemper schrieb:
Im übrigen ist es mit der Wissenschaftlichkeit des Bibliothekswesens ja
nicht soweit her. Bibliothekare werden auch nicht vom Steuerzahler
bezahlt, um wissenschaftlich zu veröffentlichen.
Wenn sich was ergibt, wo der Bibliothekar etwas veröffentlichen kann,
vielleicht nicht die grosse Monographie sondern ein guter lesenswerter
Zeitschriftenartikel, dann ist das richtig. Und oft ergibt sich etwas gerade
durch die Arbeit. Insofern wird der Bibliothekar zwar nicht bezahlt, um
wissenschaftlich zu veröffentlichen, aber er wird auch bezahlt, um sich
weiterzuentwickeln, was unter anderem in einer Veröffentlichung resultieren
kann.
Mal ehrlich: wenn dann einer etwas schreibt oder einen Vortrag hält, und neben
dem Namen der Person steht der Name der Institution, ist das nicht auch für
diese eine Art kleiner Prestigegewinn, den man gerne sieht und dann auch bei
Gelegenheit, z.B. in Jahresberichten, dem Träger/Geldgeber und der
Öffentlichkeit (Steuerzahler) gegenüber gerne erwähnt?
Ehrlich gesagt interessieren sich die Wissenschaftler an unseren
Universitäten, wenn es nicht gerade Informationswissenschaftler sind
(und auch die nur in begrenztem Umfang) herzlich wenig für die
Publikationen der Bibliothekare - denen ist mehr damit geholfen, wenn
ihre eigenen Publikationen möglichst gut sichtbar sind und im Gegenzug
die Publikationen der Wissenschaftler an anderen Universitäten und aus
öffentlichen Mitteln geförderten Forschungseinrichtungen
Dazu fällt mir ein: Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht. Es gibt genug
Akademiker, die trotz - oder gerade wegen? - Promotion mit Scheuklappen durch
die Gegend laufen. Ist das nicht das eigentlich Bedauerliche, dass vorwiegend
in der eigenen Küche gekocht wird, aber die Gerichte aus einer der anderen,
hier der Bibliotheksküche, ignoriert oder als minderwertige Kost abgewertet
werden? Absolventen von anderen Hochschulfächern, die unter Umständen etwas
hochnäsig auf Bibliothekare - gerade Dipl-Bibl. (FH) - hinuntersehen, habe ich
auch schon genug kennengelernt - erfreulicherweise allerdings im Gegenzug auch
welche, die über ihren hohen(?) Tellerrand hinübersehen können und es auch
wollen!
Was bibliothekarische Fachzeitschriften angeht: BUB und ArBiDo flattern mir als
BIB- bzw. BIS-Mitglied ins Haus, auf viele andere habe ich am Arbeitsplatz
aufgrund des Abonnements Zugriff, inklusive der gebundenen älteren Jahrgänge im
Magazin. Zugriff ist also primär ein Problem für OPL-Kollegen/innen (die jedoch
hoffentlich entsprechend vernetzt sind und sich das über Freunde im
Kollegenkreis besorgen können) oder Fachfremde, die jedoch - siehe die
Erfahrung von Herrn Kämper - nur in Ausnahmefällen ein Interesse haben. Klaus
Graf müsste dann wohl zu den Ausnahmefällen gerechnet werden. Da empfehle ich:
Anstelle mit Heuchelei-Vorwürfen um sich zu werfen, einfach mal an freundliches
Wort an die Bibliothekare/innen vor Ort (oder auch in der Liste), dann bekommt
man auch, was man möchte.
Mit freundlichen Grüssen
Bernd Martin Rohde
_______________________________________________________
Bernd Martin Rohde
Dipl-Bibl. (FH), UP in Rare Book Librarianship
Obergütschstrasse 9, CH 6003 Luzern, Tel.: +41 41 420 44 68
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