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Re: [InetBib] Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Maximilian Lowisch schrieb:
Heißt das, Herr Kämper, dass Sie der Bibliothekswissenschaft als
Wissenschaftsdisziplin nicht trauen? 
[...]
Als angehender Student dieses Faches bin ich über dessen
Herabwürdigung und meinen Platz in der "zweiten Reihe" betrübt.

Zweiter Platz wäre ja schon gar nicht mal so schlecht! Wer kennt nicht den 
Spruch: "Bibliothekswesen, muss man das studieren?" Bei solchen Sprüchen kann 
man sich schon durchaus geringer als zweitklassig empfinden.

Bernd-Christoph Kaemper schrieb:
Im übrigen ist es mit der Wissenschaftlichkeit des Bibliothekswesens ja
nicht soweit her. Bibliothekare werden auch nicht vom Steuerzahler
bezahlt, um wissenschaftlich zu veröffentlichen.

Wenn sich was ergibt, wo der Bibliothekar etwas veröffentlichen kann, 
vielleicht nicht die grosse Monographie sondern ein guter lesenswerter 
Zeitschriftenartikel, dann ist das richtig. Und oft ergibt sich etwas gerade 
durch die Arbeit. Insofern wird der Bibliothekar zwar nicht bezahlt, um 
wissenschaftlich zu veröffentlichen, aber er wird auch bezahlt, um sich 
weiterzuentwickeln, was unter anderem in einer Veröffentlichung resultieren 
kann.
Mal ehrlich: wenn dann einer etwas schreibt oder einen Vortrag hält, und neben 
dem Namen der Person steht der Name der Institution, ist das nicht auch für 
diese eine Art kleiner Prestigegewinn, den man gerne sieht und dann auch bei 
Gelegenheit, z.B. in Jahresberichten, dem Träger/Geldgeber und der 
Öffentlichkeit (Steuerzahler) gegenüber gerne erwähnt?

Ehrlich gesagt interessieren sich die Wissenschaftler an unseren
Universitäten, wenn es nicht gerade Informationswissenschaftler sind
(und auch die nur in begrenztem Umfang) herzlich wenig für die
Publikationen der Bibliothekare - denen ist mehr damit geholfen, wenn
ihre eigenen Publikationen möglichst gut sichtbar sind und im Gegenzug
die Publikationen der Wissenschaftler an anderen Universitäten und aus
öffentlichen Mitteln geförderten Forschungseinrichtungen

Dazu fällt mir ein: Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht. Es gibt genug 
Akademiker, die trotz - oder gerade wegen? - Promotion mit Scheuklappen durch 
die Gegend laufen. Ist das nicht das eigentlich Bedauerliche, dass vorwiegend 
in der eigenen Küche gekocht wird, aber die Gerichte aus einer der anderen, 
hier der Bibliotheksküche, ignoriert oder als minderwertige Kost abgewertet 
werden? Absolventen von anderen Hochschulfächern, die unter Umständen etwas 
hochnäsig auf Bibliothekare - gerade Dipl-Bibl. (FH) - hinuntersehen, habe ich 
auch schon genug kennengelernt - erfreulicherweise allerdings im Gegenzug auch 
welche, die über ihren hohen(?) Tellerrand hinübersehen können und es auch 
wollen!

Was bibliothekarische Fachzeitschriften angeht: BUB und ArBiDo flattern mir als 
BIB- bzw. BIS-Mitglied ins Haus, auf viele andere habe ich am Arbeitsplatz 
aufgrund des Abonnements Zugriff, inklusive der gebundenen älteren Jahrgänge im 
Magazin. Zugriff ist also primär ein Problem für OPL-Kollegen/innen (die jedoch 
hoffentlich entsprechend vernetzt sind und sich das über Freunde im 
Kollegenkreis besorgen können) oder Fachfremde, die jedoch - siehe die 
Erfahrung von Herrn Kämper - nur in Ausnahmefällen ein Interesse haben. Klaus 
Graf müsste dann wohl zu den Ausnahmefällen gerechnet werden. Da empfehle ich: 
Anstelle mit Heuchelei-Vorwürfen um sich zu werfen, einfach mal an freundliches 
Wort an die Bibliothekare/innen vor Ort (oder auch in der Liste), dann bekommt 
man auch, was man möchte.

Mit freundlichen Grüssen
Bernd Martin Rohde

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Bernd Martin Rohde
Dipl-Bibl. (FH), UP in Rare Book Librarianship
Obergütschstrasse 9, CH 6003 Luzern, Tel.: +41 41 420 44 68
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(dienstl.: mailto:bernd.rohde@xxxxxxxxxxx)

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