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Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx [inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]
im Auftrag von Klaus Graf [klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx]
Gesendet: Dienstag, 1. Juni 2010 16:32
"Reinhard Supper" <Reinhard.Supper@xxxxxx> wrote:
Damit verlieren wir eventuell (das FIZ sucht noch nach
neuen Partnern) nicht
nur den Lieferanten einer für uns wichtigen Datenbank,
sondern auch einen
der letzten gewichtigen Player im Konzert der
Fachinformation, einer der
Vertreter des qualitätsgesicherten „deep web“ im
Gegensatz zum „quick and
dirty“ der „kostenlosen“, d. h. werbefinanzierten
Fachinformation. Schade.
Diese ideologische Gegenueberstellung lehne ich ab. "Open
Access" ist auch qualitätsgesichert möglich. Ich
meinerseits empfinde ueberteuerte Fachdatenbanken als
"dirty".
Klaus Graf
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Die Datenbanken des FIZ Technik als überteuert zu diskreditieren zeigt eine
unglaubliche Ignoranz.
Wer hier außerdem einen Gegensatz Open Access - Fachdatenbanken herauslesen
will, sollte seine Gedankenwelt mal mit der Realität abgleichen. Die wichtige
fachliche Literatur in der Technik steht leider nicht frei im Netz zur
Verfügung, schon gar nicht erschlossen mit dem vorzüglichen Thesaurus Technik
und Management vom FIZ Technik, und nicht recherchierbar mit einem mächtigen
Retrievalsystem wie dem TecFinder, das -zigmal präziser als Google oder
andere Suchmaschinen Literaturrecherchen ermöglicht.
Reinhard Supper hat zum Ausdruck bringen wollen (und das war eigentlich
deutlich zu verstehen), dass mit einem Argument wie "ist ja alles in Google"
Ministerien sich von der Verantwortung für eine qualitativ ausreichende
Fachinformation entlasten wollen, sich vor der erforderlichen Finanzierung
forschungsrelevanter Infrastruktur drücken wollen.
Für die tägliche Auskunftsarbeit und Informationsvermittlung an Technischen
Unis gehören die Datenbanken des FIZ Technik zum wichtigsten Werkzeug.
Datenbanken wie Compendex, die man als Alternative zu TEMA dann kaufen
müsste, kosten deutlich mehr (das zahlt auch die öffentliche Hand, nur ein
anderes Ressort ...). Besonders gravierend ist aber die Tatsache, dass
deutschsprachige Fachliteratur nur minimal einbezogen wird.
Wir erleben hier wieder ein unglaubliches Beispiel der Austrocknung
jahrzehntelanger Arbeit, mit dem Risiko eines schlagartigen Auslöschens von
Expertenwissen; Grundlagen für effektive Forschung (und auch Lehre) werden
bedenkenlos geopfert, weil angeblich zuviel subventioniert wird (das vermute
ich mal als Hintergrund; vielleicht kann die FDP-Ministerialbürokratie mal
ihre Kosten-Nutzenanlayse veröffentlichen, sie zu lesen wäre spannend ...).
Der tatsächliche Skandal ist das zu Kreuze Kriechen der deutschen
Wirtschafts- und Wissenschaftsverwaltung vor der "Macht des Marktes", ähnlich
wie beim Urheberrecht. Deutschland als weltweit agierender Technikproduzent
kann sich keine Infrastruktureinrichtung wie das FIZ Technik für die
Ausbildung seiner Ingenieure, Techniker und Forscher leisten - es ist
unglaublich. Hier könnte Herr Graf seine Emotionen und Pfeile verschiessen,
aber den Untergang des FIZ Technik als berechtigten Akt auf dem Weg zur
Open-Access Sonne zu verstehen - da kommt einem echt die Galle hoch.
Mit grünen Grüßen
Rüdiger Schneemann
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