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Re: [InetBib] Stellungnahme des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) zur Europeana; Einbringen von eigenen Daten über EuropeanaLocal
- Date: Fri, 27 Nov 2009 15:39:13 +0100
- From: Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Stellungnahme des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) zur Europeana; Einbringen von eigenen Daten über EuropeanaLocal
Liebe Liste,
die Stellungnahme des DBV zu Europeana führt zu einer interessanten
Frage: Es wird wohl von niemandem angezweifelt, dass es irgend wann
eine digitale Bibliothek geben wird, bei der jeder Werke online lesen
oder Dateien befristet ausleihen kann.
Diese Bibliothek muss die gemeinfreien Inhalte genau so wie die
geschützten enthalten. Ansonsten hat sie nur für einen sehr kleinen
Teil der Bevölkerung eine Bedeutung.
Dass die gemeinfreien Werke über öffentliche Institutionen
digitalisiert und eingebracht werden sollten, daran gibt es wohl auch
keine Zweifel.
Bleibt also (sieht man mal bewusst von der Grauzone der verwaisten
Werke ab) die Frage, wer die geschützten Werke einbringt. Hier gibt
es nun zwei Modelle:
1. die öffentliche Hand kauft für alle geschützten Werke
Nationallizenzen und bringt die Werke in die DDB ein.
2. Die Rechteinhaber bringen die Werke ein, die Nutzung der
geschützten Werke erfolgt - im Gegensatz zu den gemeinfreien Werken -
gegen eine geringe Nutzungsgebühr.
Welche Konsequenzen hätte die Variante 1? Ein für den Nutzer
kostenloses Angebot auch aller lieferbaren Bücher hätte vermutlich
die Folge, dass daneben kein privatwirtschaftliches Geschäftsmodell
mehr denkbar wäre. Die Kosten für die Nationallizenzen müssten sich
also daran ausrichten, welcher Umsatz beziehungsweise welche
Umsatzpotentiale durch eine solche Bibliothek entfallen.
In einer ungeprüften und grob vereinfachenden Daumenpeilung müsste
man auf folgenden Wert kommen: wenn der Buchmarkt heute mit über 8
Mrd Euro angegeben wird und wir davon ausgehen, dass in zehn Jahren
mindestens zehn Prozent des Umsatzes über neue E-Book-
Geschäftsmodelle laufen, dann müsste die Nationallizenz entsprechend
auch jährlich (!) 800 Millionen Euro betragen und von Jahr zu Jahr
weiter steigen, da der Anteil der elektronischen Geschäftsmodelle am
Gesamtmarkt sicher nicht bei 10% stehen bleiben wird.
Ist es realistisch, dass dieses Geld zur Verfügung steht? Wenn nein,
ist es realistisch, dass die Rechteinhaber die Lizenzen erheblich
günstiger verkaufen? Wenn auch das verneint werden muss, ist es dann
realistisch, dass eine rechtliche Schranke geschaffen wird, die
einen so umfassenden Eingriff in die Märkte rechtfertigen würde, um
die Inhalte billig zu bekommen?
Mir scheint das Modell einer Public-Private-Partnership hier
realistischer, bei der Bibliotheken und Verlage beim Aufbau der DDB
zusammen arbeiten.
Es würde mich interessieren, wie das bei den Lesern der Liste gesehen
wird.
Herzliche Grüße
Matthias Ulmer
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Am 26.11.2009 um 09:19 schrieb Goetze, Michael:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv) hat eine Stellungnahme zur
öffentlichen Konsultation "Europeana -- die nächsten Schritte" (SEK
(2009)1124) veröffentlicht, auf die ich Sie hiermit verweisen möchte:
http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/
positionen/2009-11-13_Europeana_naechste_Schritte.pdf
Ich zitiere hier lediglich die ersten beiden Absätze:
/"A. Einleitende Bemerkungen
Der Deutsche Bibliotheksverband begrüßt Europeana als das zentrale
Eingangstor zum digitalen kulturellen Erbe Europas von höchstem
Rang. In
ihrer Bedeutung für Kultur und Wissenschaft ist Europeana kaum zu
überschätzen. Jede Initiative und jedes Projekt, das geeignet ist,
Europeana weiter zu fördern, wird von den deutschen Bibliotheken
grundsätzlich positiv gesehen.
Die Bibliotheken in Deutschland wollen unbedingt größere Teile ihrer
Bestände digitalisieren und in Europeana einstellen. Zwei Hemmnisse
jedoch behindern bisher eine aktivere Beteiligung aus Deutschland.
Erstens steht den Bibliotheken keine ausreichende Finanzausstattung
zur
Verfügung, um aufwändige und teure Digitalisierungsprojekte
durchzuführen. Neue Aufgaben der Bibliotheken, wie z.B. eine
Digitalisierung der Bestände, müssen durch entsprechende zusätzliche
Mittelzuweisungen begleitet werden. Dies ist bisher nur in Ansätzen
der
Fall. Zweitens stehen die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere
die vielen Unklarheiten bis hin zu fehlenden Regelungen im
Urheberrecht
sowie eine fehlende europäische Harmonisierung auf diesem Gebiet der
offensiven Digitalisierung von Bibliotheksbeständen und der digitalen
Verbreitung entgegen.
[...]"/
Dazu der kurze Hinweis, dass derzeit eine ganze Reihe von Projekten
durchgeführt werden, die eine nachhaltige Infrastruktur für das
Einbringen von digitalen Daten in die Europeana entwickeln und
implementieren. Eine Übersicht dazu finden Sie u.a. hier:
http://group.europeana.eu.
Für den Bibliotheksbereich ist das Projekt 'EuropeanaLocal' von
besonderer Relevanz, das es inbesondere lokalen und regionalen
Einrichtungen ermöglichen wird, ihre digitalen Daten über die
Europeana
auffindbar zu machen. Die Arbeiten bei EuropeanaLocal-Deutschland sind
inzwischen soweit fortgeschritten, dass Anfang 2010 die ersten Daten
auch von kleineren und mittleren Partner-Einrichtungen in der
Europeana
zu finden sein werden.
Wenn Sie mehr über die Möglichkeit wissen wollen, Ihre Daten in der
Europeana auffindbar zu machen, schreiben Sie eine kurze Mail an
goetze@xxxxxxx
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Götze (EuropeanaLocal Deutschland)
--
Michael Götze
Tel.: ++49.(0)30.90226 391
EuropeanaLocal @ Zentral- und Landesbibliothek Berlin
-> http://www.zlb.de/aktivitaeten/projekte
-> http://www.europeanalocal.eu/
--
http://www.inetbib.de
--
http://www.inetbib.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.