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Re: [InetBib] Stellungnahme des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) zur Europeana; Einbringen von eigenen Daten über EuropeanaLocal



Liebe Liste,

die Stellungnahme des DBV zu Europeana führt zu einer interessanten  
Frage: Es wird wohl von niemandem angezweifelt, dass es irgend wann  
eine digitale Bibliothek geben wird, bei der jeder Werke online lesen  
oder Dateien befristet ausleihen kann.

Diese Bibliothek muss die gemeinfreien Inhalte genau so wie  die   
geschützten enthalten. Ansonsten hat sie nur für  einen sehr kleinen  
Teil der Bevölkerung eine Bedeutung.

Dass die gemeinfreien Werke über öffentliche Institutionen  
digitalisiert und eingebracht werden sollten, daran gibt es wohl auch  
keine Zweifel.

Bleibt also (sieht man mal bewusst von der Grauzone der verwaisten  
Werke ab) die Frage, wer die  geschützten Werke einbringt.  Hier gibt  
es nun zwei Modelle:

1. die öffentliche Hand kauft für alle geschützten Werke  
Nationallizenzen und bringt die Werke in die DDB ein.

2. Die Rechteinhaber bringen die Werke ein, die Nutzung der  
geschützten Werke erfolgt - im Gegensatz zu den gemeinfreien Werken -  
gegen eine geringe Nutzungsgebühr.

Welche Konsequenzen hätte die Variante 1? Ein für den Nutzer  
kostenloses Angebot auch aller lieferbaren Bücher hätte vermutlich  
die Folge, dass daneben kein privatwirtschaftliches Geschäftsmodell  
mehr denkbar wäre. Die Kosten für die Nationallizenzen müssten sich  
also daran ausrichten, welcher Umsatz beziehungsweise welche  
Umsatzpotentiale durch eine solche Bibliothek entfallen.
In einer  ungeprüften und grob vereinfachenden Daumenpeilung müsste  
man auf folgenden Wert kommen: wenn der Buchmarkt heute mit über 8  
Mrd Euro angegeben wird und wir davon ausgehen, dass in zehn Jahren  
mindestens zehn Prozent des Umsatzes über neue E-Book- 
Geschäftsmodelle laufen, dann müsste  die Nationallizenz entsprechend  
auch jährlich (!) 800 Millionen Euro betragen und von Jahr zu Jahr  
weiter steigen, da der  Anteil der elektronischen Geschäftsmodelle am  
Gesamtmarkt  sicher  nicht bei 10% stehen bleiben wird.

Ist es realistisch, dass dieses Geld  zur Verfügung steht? Wenn nein,  
ist es realistisch, dass die Rechteinhaber die Lizenzen erheblich  
günstiger verkaufen? Wenn auch das verneint werden muss, ist es dann  
realistisch, dass eine rechtliche Schranke  geschaffen wird, die  
einen so umfassenden Eingriff  in die Märkte rechtfertigen würde, um  
die Inhalte billig zu bekommen?

Mir scheint das Modell einer Public-Private-Partnership hier  
realistischer, bei der Bibliotheken und Verlage beim Aufbau der DDB  
zusammen arbeiten.

Es würde mich interessieren, wie das bei den Lesern der Liste gesehen  
wird.

Herzliche Grüße
Matthias  Ulmer





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Verlag Eugen Ulmer
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Am 26.11.2009 um 09:19 schrieb Goetze, Michael:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv) hat eine Stellungnahme zur
öffentlichen Konsultation "Europeana -- die nächsten Schritte" (SEK
(2009)1124) veröffentlicht, auf die ich Sie hiermit verweisen möchte:
http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/ 
positionen/2009-11-13_Europeana_naechste_Schritte.pdf


Ich zitiere hier lediglich die ersten beiden Absätze:

/"A. Einleitende Bemerkungen
Der Deutsche Bibliotheksverband begrüßt Europeana als das zentrale
Eingangstor zum digitalen kulturellen Erbe Europas von höchstem  
Rang. In
ihrer Bedeutung für Kultur und Wissenschaft ist Europeana kaum zu
überschätzen. Jede Initiative und jedes Projekt, das geeignet ist,
Europeana weiter zu fördern, wird von den deutschen Bibliotheken
grundsätzlich positiv gesehen.

Die Bibliotheken in Deutschland wollen unbedingt größere Teile ihrer
Bestände digitalisieren und in Europeana einstellen. Zwei Hemmnisse
jedoch behindern bisher eine aktivere Beteiligung aus Deutschland.
Erstens steht den Bibliotheken keine ausreichende Finanzausstattung  
zur
Verfügung, um aufwändige und teure Digitalisierungsprojekte
durchzuführen. Neue Aufgaben der Bibliotheken, wie z.B. eine
Digitalisierung der Bestände, müssen durch entsprechende zusätzliche
Mittelzuweisungen begleitet werden. Dies ist bisher nur in Ansätzen  
der
Fall. Zweitens stehen die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere
die vielen Unklarheiten bis hin zu fehlenden Regelungen im  
Urheberrecht
sowie eine fehlende europäische Harmonisierung auf diesem Gebiet der
offensiven Digitalisierung von Bibliotheksbeständen und der digitalen
Verbreitung entgegen.

[...]"/


Dazu der kurze Hinweis, dass derzeit eine ganze Reihe von Projekten
durchgeführt werden, die eine nachhaltige Infrastruktur für das
Einbringen von digitalen Daten in die Europeana entwickeln und
implementieren. Eine Übersicht dazu finden Sie u.a. hier:
http://group.europeana.eu.

Für den Bibliotheksbereich ist das Projekt 'EuropeanaLocal' von
besonderer Relevanz, das es inbesondere lokalen und regionalen
Einrichtungen ermöglichen wird, ihre digitalen Daten über die  
Europeana
auffindbar zu machen. Die Arbeiten bei EuropeanaLocal-Deutschland sind
inzwischen soweit fortgeschritten, dass Anfang 2010 die ersten Daten
auch von kleineren und mittleren Partner-Einrichtungen in der  
Europeana
zu finden sein werden.

Wenn Sie mehr über die Möglichkeit wissen wollen, Ihre Daten in der
Europeana auffindbar zu machen, schreiben Sie eine kurze Mail an
goetze@xxxxxxx


Mit freundlichen Grüßen,
Michael Götze (EuropeanaLocal Deutschland)

-- 
Michael Götze
Tel.: ++49.(0)30.90226 391
EuropeanaLocal @ Zentral- und Landesbibliothek Berlin
-> http://www.zlb.de/aktivitaeten/projekte
-> http://www.europeanalocal.eu/

-- 
http://www.inetbib.de



-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.