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Re: [InetBib] Libreka-Download - funktionierts bei Ihnen???



Guten Morgen allerseits,

ich hatte keine Probleme beim Download - nachdem ich erstmal
geschnallt hatte, dass ich dies Adobe-Programm runterladen MUSS ;-),
und keineswegs ein PDF bekomme. Tja. Und es war auch kurz vor
Mitternacht. Immerhin ist das Lese-Dings ja anscheinend gut zu
bedienen, hat eine angenehme Optik und ist schnell (schneller und
handlicher als der Acrobat Reader), eben Adobe.

Dennoch habe ich ein grundsätzliches Problem damit, keine Auswahl bei
der Software zu haben, die ich für eine Tätigkeit benutze.

Das alles aber steht nirgendwo im Bestellvorgang bei Libreka, wie die
ganze Navi und Verlinkung der Seiten mäßig ist (und froschgrün out).
Und unter der merkwürdigen, im o. und u.g. Spiegel-Artikel erklärten
Option, bei der man einen Buchhändler wählen soll, fand ich keineswegs
lokale Händler, sondern nur die großen Ketten. Nett, die brauchens.

Immerhin sind bei Initialisierung der Software bis zu sieben Geräte
zum Lesen möglich (die alte Kopien-Zahl aus der Musikbranche?) und es
gibt anscheined für jedes Jahr Mitgliedschaft ein virtuelles Exemplar
dazu. Momentan.

Wird dieser Initialisierungsvorteil, der wenigstens halbwegs den
Möglichkeiten unserer Zeit entspricht, irgendwann an die Bibliotheken
weitergereicht werden?

Vermutlich krankt Libreka an denselben Dingen wie die Onleihe von
Divibib. Es scheint absurd, dass dies überhaupt zwei Plattformen sind.

Es beleidigt zutiefst den Sinn fürs Praktische und verärgert, Zitate
aus einen digital vorliegenden Text ABTIPPEN zu müssen. Endlich wäre
es möglich, den unangenehmsten und fehlerträchtigsten Teil jeder
wissenschaftlichen und fachlichen Arbeit, die Übernahme von fremden
Textstellen und Belegzeilen, im Vorbeigehen richtig zu machen, und
dann das. Gut, das ist genau wie früher, aber es entspricht weder der
Zeit noch der Technik. Genau wie früher eben.

Und was wäre falsch an Druckmöglichkeiten, von der Papierverschwendung
mal abgesehen?
Ich weiß nicht, ob ich trotz der auf Anhieb erstmal angenehmen Optik
der Lesesoftware lesen kann, was ich mir da runtergeladen habe, von
genußvoll zu schweigen, denn es ist für mich unangenehm, am Bildschirm
zu lesen (auch am flachen, handlichen). Ich tue das sehr viel, aber
nicht aus Spaß. Werd ich ja sehen. Vielleicht wird das ja besser, wenn
Folien-Monitore auf den Markt kommen. Das wäre dann vielleicht ein
bißchen wie Zeitunglesen - so früher bin ich selber.

Es beleidigt weiter, ähnlich wie die unsäglichen Antikopier-Vorfilme
auf DVDs (die man ja gekauft oder legal entliehen haben muss, um diese
Filmchen zu sehen zu bekommen - gerippte Fassungen enthalten das Teil
ganz bestimmt nicht mehr, es sei denn, da hat jemand eine seltsame Art
von Humor) das Gefühl der eigenen Rechtschaffenheit - schon im Vorfeld
gibt es Rechtsbelehrungen und Restriktionen statt Rezensionen und
Anreize zum Lesen; man wird mit dem Wunsch, zu zitieren, mit dem
Medium zu arbeiten, zu kommunizieren, pauschal in eine kriminelle Ecke
gestellt und vorverurteilt, ohne auch nur ein Gegenüber für eine
Rechtfertigung zu haben.

Liest man, ist man offenbar nicht bloss potentiell kriminell.

Ich finde das sehr beleidigend, es nimmt die Freude am Text schon im
Vorfeld und wirft ein schräges Licht. Die Haltung ist sehr ähnlich der
des BKA und der Vonderleyens: vermutlich ist kriminell oder könnte es
werden, wer einen Computer hat. Aber das gilt auch für Küchenmesser,
und letztlich ab der Geburt.

Ich wage die Behauptung, dass echte kriminelle Energie auf diese Weise
mitnichten ausgebremst wird - und dass über weite Strecken die
Attraktivität des zu "Stehlenden" dem Interesse an einem Diebstahl
diametral entgegengesetzt ist: das Getrommel ist reines
Marketing-Instrument, das Perlen und neue Kleider vorgaukeln soll. Was
so geschützt wird, muss doch wertvoll sein?

Der Mensch mit wenig Platz und geringem Einkommen wird weiterhin
hingehen und sich die Seiten, die er braucht, kopieren - und ist damit
meist völlig im Recht. Zur Zeit.

Es scheint mir fraglich, wie in der Google Books Snippets-Diskussion
auch, inwiefern hier nicht gar versucht wird, einen ganz
grundsätzlichen Teil des Urheberrechts abzuschneiden, nämlich die
Freiheit von und zu Zitaten in angemessenem Rahmen. In den USA wird
auch befürchtet, dass eine Kommerzialisierung der Bibliotheken
passieren könnte - wobei unklar ist, wer eben zahlen würde oder sollte
oder wann oder für was.

Das Thema ist brisant und zukunftsweisend und die Debatte notwendig,
doch der teils hysterische und aggressive Vortrag der Argumente macht
das alles auch nicht besser oder verständlicher; die Positionen
scheinen oft verwaschen und von Partikularinteressen bestimmt, sofern
nicht gleich Verwirrung herrscht.

Die neuzeitliche Idee des Kulturgutes, das frei zugänglich und
allgemein verfügbar sein sollte (und TROTZDEM heute von vielen auch
erworben werden kann, wurde und wird), scheint in der auch nach der
Krise letztes Jahr immer noch vorherrschenden Goldgräber-Stimmung
unterzugehen - endgültig?.

Mir scheint, dass ein grundsätzliches Um- und Neudenken hier nötig
ist. Was ist das Urheberrecht, woher kommt es und wem dient es heute?
Was ist der Zweck und was sind die Rechte und Aufgaben von Verlagen,
Distributoren (auch von Nachrichten) und Bibliotheken? Warum gehen so
viele Musiker und Autoren unabhängig von eingefahrenen
Publikationswegen ans Netz - und warum quaken die Distributoren, als
ob alle ihre Felle schon weit flußabwärts schwömmen? Ich denke, es
wird ihnen nichts nützen - so lange nicht der Strom ausfällt.

In jedem Falle vielen Dank an Libreka für dies prima Angebot, das in
Anbetracht der Diskussionen durchaus überrascht und erfreut - und m.E.
gar nicht möglich wäre, wenn die Rechtslage im Sinne des Börsenverein
und der VG Wort eindeutig geklärt wäre, wenn ich das alles halbwegs
richtig verstanden habe - und unter anderen Umständen sicher ein
großer und großzügiger PR-Knaller wäre, der viel positive
Öffentlichkeit hätte bewirken können.

Viel Erfolg beim Download und viel Spaß bei der Lektüre wünscht jedenfalls

Silke Ecks

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Am 15. Oktober 2009 15:57 schrieb Hartmut Simon <hartmut.simon@xxxxxxxxxxxxx>:
Hallo Herr Spließ,

offensichtlich ist der Libreka-Server total überfordert - und ja auch
sonst nicht gerade kundenfreundlich ausgelegt.
vgl. http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,613158,00.html
DRM-Systeme und Festlegung auf 1 Medium - wie soll da das E-Book-Lesen
Spass machen???

-- 
http://www.inetbib.de


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